Bildung ist ein entscheidender Schlüssel für die Entfaltung der Persönlichkeit und eine Voraussetzung für gesellschaftliche Teilhabe. Bildung eröffnet Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit, die eigenen Talente zu entfalten und ein selbstbestimmtes Leben führen zu können.
Als Anwalt für benachteiligte Menschen setzt sich der Deutsche Caritasverband (DCV) für die Chancengerechtigkeit aller ein. Bildungschancen sind die Grundvoraussetzung, um Benachteiligung im Erwachsenenalter zu vermeiden und jungen Menschen den Zugang zum Arbeitsmarkt zu ermöglichen. Als Solidaritätsstifter setzt sich der DCV für Bildungsgerechtigkeit ein. Denn Bildungsgerechtigkeit befähigt zur gesellschaftlichen Teilhabe und ermöglicht ein solidarisches Miteinander. Als Dienstleister ist der DCV selbst in vielfältiger Weise als Bildungsträger tätig.
Mit dieser Position verfolgt der DCV mit seinen Gliederungen und Mitgliedern das Ziel, die Aufmerksamkeit der Akteure und Entscheider im politischen Feld auf die berechtigten Interessen und Bedarfslagen von (bildungs-)benachteiligten Kindern und Jugendlichen und ihre Familien zu lenken. Er setzt sich für ein Bildungssystem ein, das die Heterogenität und die individuellen Bedarfe der Kinder und Jugendlichen konstruktiv aufgreift. Kinder und Jugendliche brauchen ein Bildungssystem, in dessen Rahmen sie Bildungserfahrungen machen können, die sie stärken und ihnen die Gewissheit geben, etwas leisten und bewirken zu können.
In Deutschland hängt der Bildungserfolg der Kinder und Jugendlichen stärker mit der sozialen Herkunft und dem Bildungsstand der Eltern zusammen als in vielen anderen Industrieländern. Vor allem auf Kinder und Jugendliche aus sozial benachteiligten Milieus und mit Migrationshintergrund wirkt sich das Bildungssystem nachteilig aus. Die Chancen eines Akademikerkindes aufs Gymnasium zu kommen, sind in Deutschland im Durchschnitt drei Mal so hoch wie die eines Arbeiterkindes, in Bayern und Baden-Württemberg sogar 6,6 Mal höher.
Mit seiner bildungspolitischen Position will der Deutsche Caritasverband (DCV) die Aufmerksamkeit der Akteure und Entscheider im politischen Feld auf die Interessen und Bedarfslagen von benachteiligten Kindern und Jugendlichen lenken. Er setzt sich für ein durchlässiges, gerechtes und inklusives Bildungssystem ein, welches auf die Bedürfnisse seiner gesellschaftlichen und individuellen Vielfalt zugeschnitten ist. Der DCV tut dies, indem er sich zum einen auf Grundsätze und Prämissen für ein chancengerechtes Bildungssystem verständigt, zum anderen konzentriert er sich auf zentrale Bildungsorte für Kinder und Jugendliche, die analysiert und daraus die jeweiligen Handlungsempfehlungen und Selbstverpflichtungen der Caritas abgeleitet werden.
Das Bildungsverständnis des Deutschen Caritasverbandes
Bildung ist aus Sicht des Deutschen Caritasverbandes der umfassende, lebenslange Prozess der Entwicklung und Entfaltung der Fähigkeiten, die Menschen in die Lage versetzen, zu lernen, ihre Potenziale zu entwickeln, verantwortlich zu handeln, Probleme zu lösen, Beziehungen selbstbestimmt zu gestalten sowie Sinn-, Glaubens- und Werthorizonte zu erschließen. Bildung bezieht die gesamte Persönlichkeit ein und umfasst ihre körperlichen Fähigkeiten, ihre emotionalen Empfindungen, ihre Wertvorstellungen, ihr Wissen und ihr Können sowie ihre Handlungsfähigkeit. Jeder Mensch ist grundsätzlich bildungsfähig, unabhängig von seiner physischen, psychischen und sozialen Situation.
Bildungsort Familie
Der Deutschen Caritasverband setzt sich dafür ein, dass Ausgrenzung und Benachteiligung präventiv und so früh wie möglich – in der Familie – angegangen werden. Es gehört zur öffentlichen Verantwortung Kindern gegenüber, eine gute Eltern-Kind-Beziehung zu unterstützen und auf ein anregungsreiches Umfeld zu achten, um letztlich damit auch ihre Bildungschancen zu fördern. Insbesondere Familien mit wenig Ressourcen bedürfen im Interesse der Befähigung ihrer Kinder zielgenauer Unterstützung zur Stärkung ihrer Erziehungs-, Bildungs- und Alltagskompetenzen.
Als Selbstverpflichtung legt sich der DCV auf, sich weiterhin im Bereich der Armutsbekämpfung und der Verringerung ungleicher Lebenschancen, für den Auf- und Ausbau früher und präventiver Hilfen zu engagieren und die interkulturelle Kompetenz seiner Mitarbeiter(-innen) zu fördern.
Bildungsort Kindertageseinrichtungen
Um allen Kindern so früh wie möglich die Chance zu bieten, an den Bildungsangeboten von Kindertageseinrichtungen teilhaben zu können, setzt sich der DCV für den weiteren qualitativen und quantitativen Ausbau der Angebote in der Kindertagesbetreuung ein. Um die Qualität der Angebote entsprechend den Bedarfslagen von Kindern mit und ohne Migrationshintergrund sicherzustellen, und um das Vertrauen der Eltern zu stärken, sieht der DCV die Notwendigkeit,
- die Arbeit der Einrichtungen an einer inklusiven Pädagogik auszurichten,
- die interkulturelle Kompetenz der Fachkräfte durch Fortbildungen und Projekte zu erhöhen,
- die Einrichtungen interkulturell zu öffnen und
- den Anteil der Fachkräfte mit Migrationshintergrund zu erhöhen.
- Bildungspläne müssen in allen Bundesländern verbindlich werden, um eine verlässliche und vergleichbare Bildungsarbeit in den Kitas zu gewährleisten.
- Die alltagsbezogene Sprachbildung muss verstärkt werden und die Erzieherinnen hierfür qualifiziert werden.
Bildungsort Schule
Der Deutsche Caritasverband setzt sich für eine inklusive Schulreform ein. Er spricht sich für die Einrichtung eines kooperativen Gremiums aus, dem neben Vertreterinnen und Vertretern von Bund, Ländern und Kommunen auch Bildungswissenschaftler(innen), Schüler(innen) und Elternvertretungen, öffentliche und private Schulträger, Wohlfahrtsverbände und Migrantenorganisationen vertreten sind, die beraten und bei der inhaltlichen und strukturellen Ausgestaltung des Bildungssystems mitwirken.
In den Schulgesetzen der Länder muss das Recht auf individuelle Förderung aller Kinder und Jugendlichen als Bildungsziel verankert werden. Zur Sicherung einer grundlegenden Reform des Bildungssystems muss eine bedarfsgerechte Finanzierung und die damit verbundene kontinuierliche Qualifizierung des Fachpersonals garantiert werden.
Inhalte, Ziele und Lernkultur müssen länderübergreifend und vergleichbar sein. Dazu müssen Bund und Länder Kooperationsformen finden, um gemeinsame Standards zu entwickeln und umzusetzen. Nach Auffassung des Deutschen Caritasverbandes braucht eine „gute Schule“
- ein zweigliedriges Schulsystem mit Ganztagsbeschulung,
- eine auf die individuelle Förderung ausgerichtete Pädagogik,
- Unterricht in heterogenen Lerngruppen durch ein multiprofessionelles Team,
- die Einbindung der Schule im Sozialraum sowie
- Eltern als Kooperationspartner.
Als Selbstverpflichtung wird die verbandliche Caritas ihre bildungspolitische Lobbyarbeit verstärken sowie ihr Engagement in den Handlungsfeldern Schulsozialarbeit, Schulbetreuung, schulpädagogische Zusammenarbeit mit Ganztagsschulen und Unterstützung im Bereich soziales Lernen ausbauen.