Weil sie am Rande der Gesellschaft stehen
Alles begann beim Theater
"2015 war ich im Bereich Kultur der Flüchtlingshilfe Angermund tätig", erzählt Friedhelm Schulte. "Dort habe ich dann auch Abduchaleq kennengelernt." Abduchaleq kommt aus Syrien. Beim gemeinsamen Theaterspiel erfuhr Friedhelm Schulte von dem Geflüchteten, dass er eine Wohnung suche. Er wollte, wie viele der knapp 200 geflüchteten Menschen, die Ende 2015 in einer Angermunder Flüchtlingsunterkunft wohnten, in eine eigene Wohnung ziehen - mittlerweile sind es noch 90 Geflüchtete vorwiegend aus afrikanischen Ländern. "In einer Stadt wie Düsseldorf, ist das nicht so einfach", berichtet Schulte. Zum einen gebe es kaum bezahlbare Wohnungen, auf die sich viele Menschen bewerben und hinzukäme erschwerend ein stellenweise ausländerfeindliches Milieu.
Mit Natürlichkeit, Augenhöhe und guter Argumentation zur Wohnung
Auf die Frage, wie er es denn geschafft hat, bisher elf Wohnungen an Geflüchtete zu vermitteln, sagt Friedhelm Schulte: "Darüber möchte ich nicht sprechen: Das ist mein Geheimnis", und lacht. Er weiß sehr wohl, dass elf Wohnungen in mehr als drei Jahren einerseits nicht viel ist. Bei seinen vielen Telefonaten mit potenziellen Vermietern habe er oft Schiffsbruch erlitten und viele Absagen kassiert. "Auf der anderen Seite ist es jedoch sehr viel." Dann gibt der ehemalige Deutschlehrer doch noch ein paar Tipps. "Erstens: Ich versuche mich so natürlich zu geben, wie ich bin. Zweitens: Ich versuche nur im Sinne der Flüchtlinge zu sprechen. Drittens: Ich bin nicht arrogant dabei und spreche auf Augenhöhe mit den Menschen. Viertens: Ich hole die Leute da ab, wo sie stehen. Dann springe ich sofort in die Argumentation meines Gegenübers ein und schaue, wie wir am Ende zusammenkommen."
Die Krönung de la Krönung
An die Wohnungsvermittlung für Abduchaleq erinnert sich Friedhelm Schulte besonders gern. "Das war die Krönung de la Krönung", erzählt er. Ihm sei es gelungen, eine Vermieterin zu finden, die nicht nur ihre Wohnung an Abduchaleq vermietet. Die Dame habe die gesamte Wohnung komplett für den jungen Mann aus Syrien eingerichtet. Zum Dank lud Abduchaleq alle zu einem großen Dankeschön-Essen ein. Diese Freude nach einer erfolgreichen Wohnungsvermittlung sei der Antrieb für Friedhelm Schultes Engagement, erzählt er. "Außerdem ist die Unterstützung eine Art Pflicht für mich. Die Menschen stehen am Ende der Gesellschaft. Sie sind aus einer absoluten Notsituation heraus geflüchtet und haben ein Recht darauf, genauso zu leben, wie wir hier im Westen."
Aus Wohnungssuchenden werden Freunde
Dreh- und Angelpunkt der Flüchtlingshilfe im Düsseldorfer Stadtteil Angermund sei das Welcome-Café. "Mittlerweile heißt der Treffpunkt Café.komm", sagt Schulte. "Montags bis donnerstags können Geflüchtete von 16 bis 18 Uhr bei uns Zuflucht finden. Wir füllen beispielsweise gemeinsam Anträge für die Behörden aus, spielen Tischfußball oder schwatzen einfach. Zudem wird gemeinsam gebacken und gekocht." Dort lernte Herr Schulte auch Hussein aus dem Irak kennen. Der junge Iraker ist Automechaniker. "Die Autos hier haben aber zu viel Elektronik. Das kenne ich so nicht. Das ist sehr schwer für mich", sagt Hussein. Wegen dieser Schwierigkeit sei er auf der Suche nach einer anderen Beschäftigung. Dabei bekommt er Unterstützung von Friedhelm Schulte. "Eventuell finden wir etwas für mich im Pflegebereich. Das kann ich mir gut vorstellen", erzählt Hussein. Zwischen den beiden sei eine enge Beziehung entstanden. "Wenn wir uns sehen, umarmen wir uns immer sehr herzlich", erzählt Friedhelm Schulte. "Und wenn ich ausnahmsweise Mal nicht im Café bin, ruft Hussein mich direkt an und fragt, ob es mir gut geht."