Die sanften, vibrierenden Klänge der Klangschalen zu hören und spüren gibt Sicherheit und Geborgenheit. BewohnerInnen des Caritas-Altenzentrums St. Martha, die an Demenz erkrankt sind, und einige BesucherInnen der Tagespflege haben das bei einer Sitzung mit der Entspannungspädagogin und Klangschalenpraktikerin Dorothea Bayer-Lindenschmitt erfahren.
„Mit diesen obertonreichen Klängen dürfen sie es sich gut gehen lassen“, sagt Dorothea Bayer-Lindenschmitt in die Runde der BewohnerInnen, die sich in gemütlichen Sesseln rund um einen Tisch mit vielen Klangschalen ganz unterschiedlicher Größe versammelt haben. Bayer-Lindenschmitt schlägt die Schalen mit einem Klöppel nacheinander an. Die vollen, dunklen Töne der größeren Schalen scheinen ineinander zu verschmelzen, die hellen Töne der kleinen Schalen klingen wie eine eigene Melodie dazu. Einige der Bewohner haben die Augen geschlossen, andere schauen gebannt zu.
„Ich spüre das bis hierher“, sagt Ilse Simon und zeigt auf ihre Schultern. „Ja“, bestätigt Bayer-Lindenschmitt. Die Klangschalen werden zum Schwingen gebracht. Das könne man sich vorstellen wie die Kreise, die im Wasser entstehen, wenn ein Stein hineingeworfen wird. „Unser Körper besteht zu 80 Prozent aus Wasser, er kann den Klang hervorragend weiterleiten“, erklärt sie und geht mit einer großen Klangschale von Sessel zu Sessel. Sie schlägt die Schale an und setzt sie behutsam auf die flache Hand der Bewohner. „Das brummt. Was soll das?“ fragt eine Frau irritiert. Eine andere strahlt, als sie das Vibrieren der Schale hört. „Hui! Sehr gut“, ruft ein Mann begeistert. „Das erinnert mich an China“, sagt Ilse Simon. „Ja, die Schalen kommen aus der Gegend, aus Nepal“, bestätigt Bayer-Lindenschmitt. „Es klingt wie Kirchenglocken“, sagt eine andere Frau, freut sich und fängt leise an zu beten. „Besser als der Dom“, findet ihre Sitznachbarin. „Pscht! Das Reden stört!“, sagt eine andere Frau. Sie möchte den Klang in Ruhe genießen.
Die Gruppe wird wieder ganz still, als Dorothea Bayer-Lindenschmitt die Schalen auf dem Tisch noch einmal erklingen lässt und dann mit dem „Zaphir-Klangspiel“, das ganz zarte hohe Töne von sich gibt, ihre Runde macht. „Der Ton wird durch ei-nen Kristall erzeugt“, erklärt sie. Schließlich teilt sie aufgeblasene Luftballons aus, bittet die Bewohner, sich den Luftballon an den Bauch zu halten und zieht noch einmal mit der großen Klangschale von Person zu Person. Die klingende Schale hält sie nun an den Ballon und nun kann die Schwingung jeder spüren. „Oh Meine Hände vibrieren. Oh Gott, das geht bis an die Schulter. Das muss man erlebt haben“, ruft Ilse Simon begeistert.
Inspiriert durch den Vergleich mit den Glocken singen alle zusammen „Bruder Jakob“ und beim „ding, dang, dong“, lässt Bayer-Lindenschmitt die Schalen erklingen.
Die Stunde vergeht wie im Flug. Einige Bewohner würden die Schalen am liebsten direkt kaufen, doch die sind unverkäuflich. „Klänge können Blockaden lösen und tragen zur Entspannung bei“, erklärt Bayer-Lindenschmitt später. „Sie vermitteln Urvertrauen“. Die Klangschalenpraktikerin war nicht zum ersten Mal im Caritas-Altenzentrum St. Martha. Sie habe schon vorher positive Erfahrungen gemacht. Klangschalentherapie sei für jedes Alter geeignet. Nach den Bewohnern dürfen die Angehörigen eine Stunde Klangschalentherapie und damit Entspannung vom Alltag genießen.