Rückblick und Ausblick
Diskutierten über die Perspektive der Freien Straffälligenhilfe: (von links) Volker Böhm - Christliches Jugenddorf, Heike Kaminski - Der Paritätische Brandenburg, Harald Christa - Moderator von der xit GmbH, Matthias Schmidt - Caritasverband der Diözese Görlitz e.V.Andrea Wetzlmair
Der Caritasverband der Diözese Görlitz e.V. ist mit einer Anlauf- und Beratungsstelle für Straffällige und deren Angehörige in Cottbus und dem gesamten Landgerichtsbezirk im Projekt HSI vertreten.
Breite Integrationsarbeit
1993 begann die Caritas-Regionalstelle Cottbus mit einem eigenen Fachdienst Straffälligenhilfe. In den ersten Jahren konnten vor allem in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Spremberg Hilfestellungen bei der sozialen Integration Straffälliger gegeben werden. Seit dem Start des vor allem durch den Europäischen Sozialfonds und das Justizministerium des Landes Brandenburg geförderten Projektes ist eine breite Integrationsarbeit in allen drei Justizvollzugsanstalten der Region und nach der Entlassung möglich. Die Caritas bietet dazu vor allem Beratungen und Soziale Gruppentrainings in den Justizvollzugsanstalten und Begleitungen nach der Entlassung an.
Erfolgreiches Projekt
Nach zehn Jahren ist die Caritas nicht nur fester Bestandteil dieses Netzwerkes der Freien Straffälligenhilfe, sondern auch geschätzter Partner in der Zusammenarbeit mit den Justizvollzugsanstalten im Amtsgerichtsbezirk Cottbus. Aus kriminalpräventiven Gesichtspunkten ein erfolgreiches Projekt, da jährlich zirka 200 Menschen sich freiwillig an die Sozialarbeiter im Projekt gewandt haben, um mit ihrer Unterstützung ihr Leben zu verändern und so den Weg zurück in die Gesellschaft zu finden. Durch HSI konnte ein erfolgreiches Informationsnetzwerk aufgebaut werden, das gewährleistet, dass der Übergang aus der JVA auch in einen weit entlegenen Wohnort des Haftentlassenen im Land Brandenburg aktiv begleitet werden kann, ohne dass dabei personelle Identität erforderlich ist. Ein erfolgreiches Projekt, das zu mehr Vertrauen und zu mehr Verständnis zwischen den Sozialarbeitern der Justiz und den Sozialarbeitern der Caritas beigetragen hat.
Europäisches HSI-Netzwerk
Neben dem Brandenburger HSI-Netzwerk mit 16 Trägern in den drei Säulen ‚Anlauf- und Beratungsstelle’, ‚Arbeit statt Strafe’ und ‚Ambulante soziale und berufsorientierende Angebote’ wurde auch das europäische Teilprojekt vorgestellt. In einer transnationalen Zusammenarbeit haben sich Partner aus Nordirland, Spanien, Bulgarien und der Niederlande sich zu den Einsätzen der Straffälligenhilfe in ihren jeweiligen Ländern ausgetauscht.
Wunsch an die Zukunft
Ferner fand eine Podiumsdiskussion mit Vertretern der Wohlfahrtsverbände statt, an der auch der Caritasdirektor des Caritasverbandes der Diözese Görlitz, Matthias Schmidt, teilnahm. Schmidt betonte hierbei die Bedeutung der Besonderheit der Freien Straffälligenhilfe in Abgrenzung zur Justiz. "Nur, wenn die Freie Straffälligenhilfe eine eigene Säule der Straffälligenhilfe mit ihrer eigenen Arbeitsweise sein kann, ist sie auch weiterhin erfolgreich. Hierzu kann sie Pflichtleistungen des Staates übernehmen, wozu aber klare Vereinbarungen, insbesondere in den Informationsrechten und zum Schweigerecht nötig sind, die die Erwartungen beider Seiten erfüllen." Matthias Schmidt wünscht sich dafür eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe.
Hierzu ist auch ein klares Bekenntnis der Justiz zu der Arbeit der Anlauf- und Beratungsstellen über die Zeit nach dem Auslaufen der EU-Förderperiode im Jahr 2013 notwendig. Dafür sieht die Europäische Kommission, vertreten durch Peter Stub Jorgensen, aber auch die Vertreter des Justiz- und des Arbeitsministeriums, gute Chancen.
Auch wenn zum zehnjährigen Geburtstag von HSI keine Zusagen gemacht werden konnten, so gaben der Rückblick auf das Erreichte und der Ausblick auf die zukünftigen Aufgaben einen Einblick in die Notwendigkeit vielfältiger Integrationsansätze der Straffälligenhilfe.
INFO:
Caritas-Regionalstelle Cottbus
Straße der Jugend 23
03046 Cottbus
Telefon: 03 55 38 00 37 30