Caritas muss unverwechselbar sein
Zunächst musste Bischof Konrad Zdarsa mit einem Gerücht aufräumen: Die Einladung zur Caritaswallfahrt, die am 31. Mai in Görlitz stattfand, hatte Spekulationen ausgelöst, jetzt solle eine Wallfahrt zur Görlitzer Kathedrale die traditionelle Bistumswallfahrt nach Neuzelle ablösen. Schließlich seien ja Caritas und Kirche dasselbe und dann sei auch Caritas- und Bistumswallfahrt dasselbe. Dieser Gleichsetzung von Kirche und Caritas könne er nur mit einem bedingten Ja zustimmen. Auf alle Fälle aber sei die Caritaswallfahrt kein Ersatz für die Bistumswallfahrt im September nach Neuzelle.
Vor elf Jahren - zum 100-jährigen Bestehen des Deutschen Caritasverbandes - hatte es in Görlitz zum letzten Mal eine Caritaswallfahrt gegeben. Nun haben sich haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter des katholischen Verbandes wieder in ihrer Bischofsstadt getroffen - aber nicht, um 111 Jahre Caritasverband zu feiern. "Ein solches Jubiläum passt besser zum Karneval. Wir feiern den 150. Geburtstag des Gründers der Caritas Lorenz Werthmann am 1. Oktober", erklärt Diözesancaritasdirektor Rudolf Hupe. Und weil dann sicher nicht alle Görlitzer Caritas-Mitarbeiter zur zentralen Feier nach Freiburg fahren können, hatte Bischof Zdarsa kurzerhand zur Wallfahrt nach Görlitz eingeladen.
Warum er einer vorschnellen Gleichsetzung von Kirche und Caritas skeptisch gegenübersteht, erklärte der Bischof in der Predigt: Diakonie ist eine wesentliche Äußerung von Kirche, aber nur eine. Kirche, das sei auch Gottesdienst feiern, den Glauben verkünden und lebendige Gemeinschaft bilden. "Dort, wo sich die Mitarbeiter der Caritas dessen bewusst sind, habe ich kein Problem mit der Gleichsetzung."
Der Bischof ging in seiner Predigt auch auf aktuelle Fragen in der Arbeit der Caritas ein. So betonte er beispielsweise, dass bei aller notwendigen Kooperation mit anderen Wohlfahrtsverbänden der Dienst der Caritas unverwechselbar sein muss. Ohne die Tarifauseinandersetzungen innerhalb des Caritasverbandes zu nennen, sagte er: "Wir brauchen uns keinen Konflikt aus der modernen Arbeitswelt aufdrängen zu lassen". Natürlich bedarf auch Caritas-Arbeit einer angemessenen Vergütung, aber, was einer aus der Gesinnung Christi heraus tue, könne letztlich nicht nur finanziell vergolten werden.
Der Bischof lud die haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter auch ein, ihren Dienst mit dem Gebet zu verbinden. Seinen Dank für alles Engagement verband er mit dem Wunsch, dass ihr Dienst am Nächsten Abbild von Gottes Liebe zu den Menschen ist.
Nach der Mittagspause mit Zeit für Gespräche und Begegnung wurde in der Wallfahrtsstunde die Arbeit der Caritas im Bistum vorgestellt. Dazu hatten die drei Regionalstellen Cottbus, Senftenberg und Görlitz, die nach der Neustrukturierung der Dekanate im Bistum die früheren Kreisstellen abgelöst haben, ein Programm vorbereitet. Deutlich wurde hier die Vielfalt im Bistum aber auch die in weiten Regionen vorherrschenden und sich zuspritzenden sozialen Probleme, denen sich die Caritas gegenüber sieht.
Gast der Wallfahrt war der Diözesancaritasdirektor des Bistums Rottenburg-Stuttgart, Monsignore Wolfgang Tripp. Er und sein Görlitzer Kollege Hupe stellten Unterschiede und Gemeinsamkeiten in der Arbeit der beiden Verbände vor, die seit Mitte der 1960er Jahre eine Partnerschaft verbindet. Zwar bestehen statistisch erhebliche Unterschiede (Görlitz 1.100 Mitarbeiter, Rottenburg-Stuttgart 27.000). Deutlich wurde aber, dass unabhängig davon kirchliche Caritas versucht, dort präsent zu sein, wo die Not anderer es erfordert. Zum Abschluss der Wallfahrtsstunde führte eine Theatergruppe der Sankt-Florian-Stiftung in Neuzelle für geistig behinderte Menschen ein Stück über die heilige Elisabeth auf.
In der Andacht erinnerte der Erste Vorsitzende des Caritasverbandes, Generalvikar Hubertus Zomack, an das biblische Bild vom einen Leib mit den vielen Gliedern. Für das Gelingen von Caritas sei ein Miteinander aller - vom Ersten Vorsitzenden bis zur Sekretärin - unerlässlich.
Ein Zeichen gegen die soziale Not setzen die Wallfahrer mit ihrer Kollekte. Sie ist für die Suppenküche Zgorzelec und die Caritas Sankt Petersburg bestimmt. 526,20 Euro und zwei Zloty wurden gespendet.
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