Ein echter Treffpunkt
Kaum zu glauben, dass hier früher einmal OP-Säle ihren Platz hatten: Seitdem "Cari-On" in dem Flachbau auf dem Areal des früheren Kasseler Kinderkrankenhauses
"Park Schönfeld" nahe der Frankfurter Straße residiert, herrscht buntes und reges Treiben in den Räumen und auch draußen auf dem Vorplatz, wo "Selfmade"-Tische aus Euro-Paletten und Holzbänke zum Verweilen einladen. Cari-On ist ein ganz besonderes Caritas-Zentrum, das soziale und ökologische Ideen gleichzeitig in den Blick nimmt und umsetzt und dadurch der Kasseler Bevölkerung gleich auf verschiedenen Eben einiges bietet: Unter dem gemeinsamen Dach bestehen in enger Nachbarschaft der Kleidermarkt "Cari-Klamotte" und die Radwerkstatt "Cari-Rad". Beide Bereiche setzen auf Nachhaltigkeit und ökologische Ansprüche, um sozial zu helfen und Menschen zusammenzubringen.
"Cari-On" wird weitgehend von Ehrenamtlichen mit Leben gefüllt", erläutert Regina Prade, Ehrenamtskoordinatorin der nordhessischen Caritas. "Zwar gibt es natürlich auch hier zwei hauptamtliche Mitarbeiterinnen: Patricia Deisel hat als Projektleiterin vor allem eine koordinierende Funktion und wäre immer dann Ansprechpartnerin für die Ehrenamtlichen, wenn es in irgendeiner Weise Klärungsbedarf gibt. In der Cari-Klamotte gibt es zudem noch mit Susanne Schellhase eine Caritas-Mitarbeiterin, die unmittelbare Ansprechpartnerin für die Freiwilligen im Kleiderladen ist. "Wir haben auch zwei männliche Team-Mitglieder", betont sie, "aber die meisten Männer engagieren sich dann doch tatsächlich lieber nebenan in der Fahrradwerkstatt!"
Frauen, Männer … - die Freiwilligen sind hier wie da die Macher vor Ort. Sie sorgen in der "Cari-Klamotte" dafür, dass jederzeit ein saisongerechtes Angebot an hochwertiger Second-Kleidung für Frauen, Männer und Kinder bereitgehalten wird. Und in der Werkstatt "Cari-Rad" ist ein ehrenamtliches Werkstattteam damit beschäftigt, gebrauchte Räder zu prüfen und wieder fahrbereit zu machen. Cari-On steht dabei für den ökologischen Gedanken, gute gebrauchte Sachen nicht wegzu- werfen, sondern für Menschen nutzbar zu machen, die sie gut brauchen können.
In der Cari-Klamotte wird die abgegebene Kleidung geprüft, gewaschen, zusammengelegt oder aufgehängt, dass sie schön zum Verkauf präsentiert ist. Zerschlissenes wird aussortiert und - soweit möglich - durch Upcycling der Näh-Gruppe zu originellen Unikaten verarbeitet. Das alles lockt Menschen aus der ganzen Stadt an, denn Second-Hand ist bei vielen in Kassel angesagt. Cari-Klamotte als Laden richtet sich mit seinem Angebot aber explizit an alle - darunter auch an Menschen mit weniger Geld, die sich auf diese Weise Käufe leisten können, die sonst nicht für sie erschwinglich wären. Denn wer bedürftig ist und dies nachweist, erhält auf die moderaten Preise noch zusätzlich ganze 50 Prozent Rabatt.
Die Räder aus der Werkstatt von Cari-Rad wiederum - alles Spendenräder - kommen bei den monatlichen Markttagen "auf den Präsentierteller" auf dem Vorplatz von Cari-On. Dann haben Menschen, die sich auf dem normalen Zweiradmarkt kein Bike leisten können, die Gelegenheit, etwas auszusuchen, sich beraten zu lassen, Proberunden zu drehen und schließlich gegen eine "Aufwandsentschädigung" für Ersatzmaterial und Arbeitsleistung fürs Herrichten das ausgewählte Zweirad in Besitz zu nehmen.
"Das Konzept von Cari-On sieht also vor, Ökologisches und Soziales zu verbinden und dadurch Menschen mit Hilfebedarf zu unterstützen", sagt Regina Prade. "Doch es gibt darüber hinaus eine weitere wichtige Funktion, die Cari-On wahrnimmt, und von der alle hier profitieren: Cari-On hat sich zu einem Ort der Begegnung ent- wickelt. Hier trifft man sich, redet miteinander; es werden Kontakte geknüpft und Freundschaften geschlossen. Und wenn jemand von den Ehrenamtlichen ein Problem hat, geht die gegenseitige Unterstützung oft über die Arbeit in den Projekten hinaus. Teilhabe und Inklusion sind hier also nicht nur Begriffe, sondern werden hier immer wieder verwirklicht, einfach, weil die Engagierten füreinander da sind!"