Als Mitbewohner oder Gäste willkommen
Katze "Mausi" war schon im früheren Caritas-Taubblindenheim in Steinbach in der Rhön Mitbewohnerin: Ihren Namen hatte sie damals von den Seniorinnen und Senioren erhalten. Irgendwann war sie einfach da gewesen und geblieben. Die Bewohnerinnen und Bewohner genossen die Gemeinschaft mit dem Tier, und als vor zwei Jahren die Bewohnerinnen und Bewohner des Taubblindenheims in das neue Caritas-Wohn- und Pflegeheim St. Lucia in Fulda umzogen, war es selbstverständlich, dass Mausi mitkam. Nun findet man sie stets in einem der Wohnbereiche auf einem der Sessel oder Sofas, wo Mausi sich - allein oder mit Bewohnern - ein gemütliches Sonnenplätzchen ausgesucht hat.
"Unsere Hauskatze ist nicht unser einziges Tier hier im St. Lucia", erklärt Einrichtungsleiterin Marina Göbel. "Es gibt bei uns eine Bewohnerin mit zwei Vögeln und einen Bewohner mit einer weiteren Katze, die aber keine Freigängerin ist, sondern stets beim Eigentümer im Zimmer bleibt. Zudem gibt es noch zwei Hunde, die Mitarbeitenden aus unserem Team gehören, und die dann hier im Haus Bewohnerinnen und Bewohner besuchen."
Mit den Hunden geht es dann auf Spaziergänge. Einige Bewohner, so Heimleiterin Göbel, seien sehr stolz, wenn sie die Leine halten dürfen. Gerade im Umgang mit den Tieren könne das Betreuungsteam den Bewohnerinnen und Bewohnern, die im St. Lucia oft eine Sinnesbeschränkung, eine geistige Behinderung oder eine demenzielle Erkrankung haben, viel Positives vermitteln: "Es geht um ein wertschätzendes Verhalten gegenüber den Tieren", erklärt Marina Göbel. "Tiere benötigen Pflege und artgerechte Versorgung. Bewohner, die Interesse an den Tieren haben, können und sollen da gerne mitmachen."
Mitmachen heißt zum Beispiel Futter einkaufen, die Tiere füttern, aber auch Katzenklo und Käfig reinigen. Im Altenpflegeheim St. Marien in Homberg / Efze betrifft das derzeit die Hühner auf dem Grundstück der Einrichtung, die sich großenInteresses der Bewohnerinnen und Bewohner des Pflegeheims gewiss sein können. "Besonders unsere Senioren mit Migrationshintergrund schauen gernemal hin, was die Hühner machen", erläutert Einrichtungsleiterin Bozena Perek. In anderen Pflegeheimen gab es bereits besuchsweise Federvieh, etwa im St. Josefsheimin Fulda, wo für 14 Tage ein mobiler Hühnerstall Station machte. Im ländlichen Osthessen geht es bei Nutztieren im Seniorenheim oft um Erinnerungsarbeit- viele ältere Menschen sind im Dorf aufgewachsen und hatten entsprechend engen Kontakt zu Tieren aller Art. Die Tiere im Pflegeheim nehmen aber auch therapeutische Aufgaben wahr. Ausgebildete Therapiehunde kamen schon in vielen der Caritas-Altenpflegeheime zum Einsatz. Das Pflegeheim St. Martin in Bad Orb kooperiert momentan sogar mit einer Psychotherapeutin, die regelmäßig Hunde in Ausbildung in die Einrichtung bringt. An festgelegten Besuchstagen, so erläutert es Einrichtungsleiter Stefan Smolinka, kämen sodann fünf bis sechs zukünftige Therapiehunde mit den Begleitpersonen ins St. Martin: "Die Tiere absolvieren mit unseren Bewohnern gemeinsam die notwendigen Praxisanteile der Therapiehund- Ausbildung. Das ist für alle Beteiligten weniger Arbeit als Vergnügen, und es bringt unseren Seniorinnen und Senioren Abwechslung in den Heimalltag und bereichert sie äußerst positiv!"
Besuchshunde, die regelmäßig ins Pflegeheimkommen, sind aus Sicht der Einrichtungen eine in mehrfacher Hinsicht praktische Lösung: Die anfallende Tierpflegearbeit wird geringgehalten, und therapeutische Ansätze mit Tieren kommenden noch zur Anwendung. Gerade bei den Seniorinnen und Senioren mit Behinderungen im St. Lucia hat die sich dann einstellende Mensch-Tier-Beziehung eine große Bedeutung, denn die Hunde reagieren auf diesen Personenkreis sehr sensibel: Nonverbale Zeichen der Gehörlosen für "Bleib" oder "Sitz" werden verstanden und befolgt, Mensch und Tier verstehen einander in einer ganz eigenen Sprache. Die Einrichtungsleiter der Altenpflegeheime sind sich darin einig: Tierische Mitbewohner oder Besucher verbessern insgesamt das Allgemeinbefinden in den Häusern und tragen zu einer entspannten Atmosphäre bei. Angebote für einen Tier-Einsatz stoßen in den Caritas-Pflegeheimen also bestimmt auf grundsätzlich positives Interesse - was Hund & Co. mit ihren ehrenamtlichen Begleitern im Einzelnen ausrichten können, muss dann immer individuell vor Ort besprochen werden.
Text: Christian Scharf
Kontakt
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