9 Tipps für den Umgang mit traumatisierten Geflüchteten
Olga Skarzhevska, Psychologische Mitarbeiterin im Projekt Mentale Gesundheit / Ukraine-Hilfe bei den Malteser Werken gGmbHprivat
Viele Geflüchtete, die aus einem Kriegsgebiet kommen, sind traumatisiert. Bestimmte Reize können dazu führen, dass sie traumatische Ereignisse erneut durchleben. Wie kannst du Betroffenen helfen, ihren inneren Frieden wiederzufinden?
Tipp 1: Anzeichen erkennen
Verschiedene Reaktionen zeigen, dass jemand Hilfe braucht - zum Beispiel Zittern, schnelles Atmen, Bewegungslosigkeit, Unruhe, Hysterie, Weinen, Ärger, Aggression oder Angst.
Tipp 2: Hilfe anbieten
Stelle dich mit deinem Namen vor und biete deine Hilfe an, ohne dich aufzudrängen. Bitte die Person, ihren Namen zu nennen und sprich sie damit an. Sei freundlich, halte entspannten Blickkontakt und vermittle Sicherheit. Sorge dafür, dass sich die Person wohlfühlt. Biete ihr zum Beispiel eine Decke, ein Glas Wasser oder Taschentücher an.
Tipp 3: Auf Augenhöhe kommunizieren
Wende der Person nicht den Rücken zu und begib dich auf ihre Höhe. Sprich in einfachen, kurzen Sätzen und stelle einfache Fragen. Bei Sprachbarrieren kannst du den Google Übersetzer zu Hilfe nehmen.
Tipp 4: Zurück ins Hier und Jetzt
Die Person wirkt wie betäubt, ist starr und bewegungslos? Sprich mit ihr und versuche, den Kontakt zur Außenwelt wiederherzustellen: Sage, wo ihr euch befindet, welcher Tag und wie spät es ist.
Tipp 5: Weinen und Zittern zulassen
Weinen und Zittern sind normale körperliche Reaktionen, die man nicht unterdrücken sollte. Sie helfen dabei, nervliche Überlastung und Spannungen abzubauen. Sei in so einer Situation einfach für die Person da. Wenn jemand zittert, kann sie das Zittern noch verstärken, indem sie ihre Muskeln mit aller Kraft anspannt und wieder entspannt.
„Menschen, die in Krisen sind, zu ihrem Gleichgewicht und inneren Frieden zu verhelfen, ist das Schönste und zugleich Schwierigste an meinem Beruf.”
Olga Skarzhevska, Psychologische Mitarbeiterin im Projekt Mentale Gesundheit / Ukraine-Hilfe bei den Malteser Werken gGmbH
Tipp 6: Hysterie, Angst und Panik stoppen
Wenn jemand hysterisch oder ängstlich ist, bring ihn an einen ruhigen Ort und lenke seine Aufmerksamkeit auf dich. Bitte die Person, tief ein- und wieder auszuatmen. Bei Angst oder Panikattacken hilft folgende Atemtechnik: 4 Sekunden tief einatmen, 4 Sekunden Luft anhalten und 4 Sekunden ausatmen.
Tipp 7: Für Sicherheit sorgen
Eine überragte Person hat nur noch eine eingeschränkte Kontrolle über ihre Handlungen. Sorge dafür, dass sie weder sich selbst noch jemand anderen verletzt.
Tipp 8: Ruhe bewahren
Was kannst du tun, wenn sich jemand lautstark ärgert oder aggressiv wird? Verhalte dich ruhig, bleib freundlich und lass die Person ausreden. Vermeide Diskussionen und Anweisungen. Verurteile die Person nicht und mache ihr keine Vorwürfe. Schlage stattdessen vor, etwas zu machen, was körperlich anstrengend ist.
Tipp 9: Nicht zum Erzählen zwingen
Akzeptiere es, wenn jemand nicht über ein traumatisches Ereignis sprechen möchte. Die Person tut so, als ob das Ereignis jemand anderem passiert ist oder noch andauert? Höre gut zu, frage nach und zeig Mitgefühl. Versichere der Person, dass sie jetzt in Sicherheit ist.
Die Tipps stammen von Olga Skarzhevska, Psychologische Mitarbeiterin im Projekt Mentale Gesundheit / Ukraine-Hilfe bei den Malteser Werken gGmbH.