Wenn die Mutter ins Pflegeheim muss – ein Erfahrungsbericht
Die Ausgangssituation: Wenn es allein nicht mehr geht
Winkler-Nottscheidts Mutter wohnt allein in der Eifel. Sie wird von der Caritas "grundversorgt". Der örtliche Pflegedienst sieht jeden Tag nach ihr und gibt ihr ihre Medikamente. Sie besucht auch eine Tagespflegeeinrichtung.
Im Frühjahr 2020 verschlechtert sich ihre Lebenssituation zunehmend, die Symptome ihrer Demenzerkrankung verstärken sich, erzählt Stefan Winkler-Nottscheidt: "Meine Mutter ist letztendlich gar nicht mehr von ihrem Sofa aufgestanden. Sie hat dort den ganzen Tag gesessen oder gelegen und ist bei Bedarf einkaufen gegangen. Gegessen hat sie nur das, worauf sie Lust hatte."
Corona und Hygieneregeln erschweren die Pflege
Beim Besuch am Muttertag merkt Winkler-Nottscheidt, dass seine Mutter dringend Hilfe braucht: "Wir konnten sehen, dass sie sehr viel abgenommen hatte und überhaupt sehr schlecht aussah. Gerade zu Anfang der Pandemie konnten sich die Pflegekräfte auch nur bedingt kümmern, um Ansteckung zu vermeiden. Ohne die Tagespflege hatte sie auch keine Kontakte mehr und verließ das Haus nahezu nicht mehr."
Im Pflegeheim wandelt sich einiges
Inzwischen wohnt Winkler-Nottscheidts Mutter in einem Caritas-Pflegeheim für Demenzerkrankte in Düsseldorf - in der Stadt, in der auch ihr Sohn lebt und als Anwalt arbeitet. Mit ungefähr 60 Bewohnern sei es "klein, aber fein", wie er sagt. Er beschreibt die Atmosphäre als "sehr familiär" und erklärt, dass alle "ihren geschützten Bereich" hätten.
Schon nach drei bis vier Monaten dort habe er einen "unbeschreiblichen Wandel" des Gesundheitszustands seiner Mutter festgestellt, sagt Winkler-Nottscheidt. Es sei nun ähnlich wie vor der Corona-Pandemie. Für ihn sei es eine Riesen Erleichterung, weil er bei Bedarf sofort bei ihr vor Ort sein kann: "Die ganze Situation hat sich enorm verbessert."
Auf Empathie kommt es an, auch gegenüber den Angehörigen
Was ihm bei der Entscheidung besonders wichtig war? "Eigentlich sollte den eigenen Eltern ermöglicht werden, so lange selbstständig zu bleiben wie möglich. Man gibt seine Eltern nicht gerne in eine Pflegeeinrichtung. Als es soweit war, wollte ich meine Mutter nur in die Hände von Menschen geben, bei denen ich darauf vertraue, dass sie das Richtige tun," erzählt Winkler-Nottscheidt.
Bei Pflegerinnen und Pflegern ist Winkler-Nottscheidt wichtig, dass sie empathisch sind: "Sie sollten sich in anderen hineinfühlen können und ihr Herz in der Pflege haben," wie er sagt. "Natürlich sollten Pflegekräfte auch Freude an ihrem Beruf haben."
Er hebt außerdem hervor, dass nicht nur das Verhältnis zwischen Pflegerin und Patient stimmen muss: "Die Angehörigen spielen auch eine wichtige Rolle. Gerade in Corona-Zeiten haben wir natürlich ständig Fragen: ‚Darf ich zu Besuch kommen und, wenn ja, welche Voraussetzungen gibt es? Darf ich jemanden mitbringen, wenn ich zum Kaffeetrinken komme? Darf die Patientin das Heim mit mir verlassen?"
Besuche trotz Corona kommen gut an
Winkler-Nottscheidt gegenüber habe sich das Heim immer sehr kooperativ gezeigt. Soweit es den gesetzlichen Vorgaben während der Pandemie entsprochen habe, konnte er seine Mutter sehen. Er habe von Anfang an gesagt: "Ich bringe sie nicht hierhin, wenn ich sie nicht mindestens einmal in der Woche sehen kann. Und zusätzlich, wenn sie mich sehen will. Sie soll merken, dass ich in der Nähe bin."
Nur finanziell sei die Lage nicht komplett zufriedenstellend, meint Winkler-Nottscheidt: "Ich würde mir mehr staatliche Unterstützung wünschen. Für Menschen, die sehr lange in die Staatskassen eingezahlt haben, sollte die Pflegekasse ihre Zuschüsse erhöhen." Auch das sei Teil des Lebens als Angehöriger: "Es kommen Kostenerhöhungen für alles Mögliche auf einen zu und die Pflegekasse bleibt bei dem Betrag, den sie immer zahlt."