Die Transparenzstandards von Caritas und Diakonie
Es ist notwendig, dass Verbände, Unternehmen und Einrichtungen der kirchlichen Wohlfahrt sich transparent aufstellen. Dies entspricht dem Selbstverständnis von Caritas und Diakonie.
Denn:
- In theologisch-ethischer Hinsicht ist es unser Auftrag, den sozialen Zusammenhalt der Gesellschaft mitzugestalten und so selbstlos wie wirkungsvoll Nächstenliebe zu praktizieren. Über den Umfang unserer Aktivitäten und die Bedingungen unseres Wirtschaftens wollen wir gerne Auskunft geben! Unsere Rede ist "ja" wenn wir "ja" meinen, und "nein" wenn "nein" (Matth. 5,37). Traditionell mit der "Tugend der Wahrhaftigkeit" verbunden, können wir das Bibelwort heute mit "Authentizität" übersetzen.
- Wer finanzielle Mittel bereitstellt, möchte wissen, dass sein Geld in den richtigen Händen ist und verantwortungsvoll eingesetzt wird. Dies betrifft staatliche Geldgeber, Sozialversicherungsträger, Kirchen, zivilgesellschaftliche Organisationen, Kundinnen, weitere Zuwendungsgeber und Spender genauso wie Kreditinstitute. Transparenz ist ein Zeichen für Vertrauenswürdigkeit und signalisiert zugleich: Hier wird professionell gearbeitet. Auch (zukünftige) Mitarbeitende und Ehrenamtliche wissen das zu schätzen.
- In der Öffentlichkeit, in Politik und Zivilgesellschaft wird heute sehr kritisch hinterfragt: Wofür werden Steuergelder eingesetzt? Welche Rolle spielen Kirchen und kirchliche Organisationen in unserem Land? Wie zeitgemäß sind die bisherigen Strukturen des Sozialstaats und der Freien Wohlfahrtspflege in Deutschland? Transparenz bekommt immer mehr Bedeutung und wird zur Voraussetzung für gesellschaftliche Legitimation ("license to operate").
Transparenz schafft Vertrauen und stärkt unsere Marke(n)
Transparenz ist kein Selbstzweck, sondern dient der Information unterschiedlicher Anspruchsgruppen. Sie soll eine vertrauensvolle Basis für die gute Zusammenarbeit schaffen. Sie soll mit vertretbarem Aufwand ohne ein unnötiges Mehr an Bürokratie möglich sein. Sie muss sich auf das richtige Maß begrenzen, damit in der Fülle von Informationen nicht das Wesentliche verloren geht. Sie soll keine Missverständnisse bei den Leserinnen und Lesern hervorrufen und die Wettbewerbsfähigkeit nicht gefährden.
Die hier zur Umsetzung für alle Mitglieder von Caritas und Diakonie empfohlenen Transparenzstandards wollen als Rahmen und Richtschnur dienen, wie dieser Balanceakt bewältigt werden kann, und eine Orientierung für die Umsetzung in der Praxis geben. Durch die Transparenzstandards können unsere Werte handlungsleitend wirksam werden. Zugleich sollen sie ein einheitliches Auftreten ermöglichen und ein Zeichen in Politik und Zivilgesellschaft setzen. Sie tragen damit wesentlich zur Stärkung unserer Marke(n) bei.
Weiterentwicklung der Standards von 2010
Die vorliegenden Standards beruhen auf einer Überarbeitung der Transparenzstandards für Caritas und Diakonie aus dem Jahr 2010. In die Weiterentwicklung waren neben der Jury für den Transparenzpreis von Caritas und Diakonie auch Vertreterinnen und Vertreter aus großen und kleinen Einrichtungen sowie aus den unterschiedlichsten Verbandsebenen einbezogen. Allen, die mit ihren kritisch-konstruktiven Beiträgen zur Weiterentwicklung beigetragen haben, gilt unser herzlicher Dank.
Die wichtigsten Unterschiede zwischen der alten und der neuen Fassung: Die aktuelle Fassung konzentriert sich auf das Wesentliche. Es gibt keine zusätzlichen Kann-Module mehr. Sie wurde in enger Abstimmung mit den Basiskriterien der weithin anerkannten Initiative Transparente Zivilgesellschaft (ITZ) erarbeitet. Mit der Umsetzung der Transparenzstandards von Caritas und Diakonie sind im Grundsatz die Kriterien der ITZ erfüllt. Dies bedeutet, dass unsere Standards anschlussfähig sind an den aktuellen gesellschaftlichen Diskurs. Und ganz wichtig: Die neuen Standards sehen vor, dass alle relevanten Informationen kurz und bündig über eine zentrale Internetseite aufzufinden sein sollen (Ankerseite).
Was geblieben ist: Die Standards sollen als Selbstverpflichtung wirksam werden. Transparenz ist freiwillig. Wir möchten jedoch alle Mitglieder sehr ermutigen, sich mit den Anforderungen der Standards auseinander zu setzen, die Möglichkeit der Umsetzung zu prüfen und dabei auch den eigenen Gestaltungsspielraum zu nutzen. Dies bietet auch die Gelegenheit, Vorurteile über das Wirtschaften in der Wohlfahrtspflege bzw. in kirchlichen Organisationen proaktiv auszuräumen. Wir haben nichts zu verbergen, wir haben aber viel, worauf wir stolz sein können - genau das wollen wir zeigen.
(Text entspricht dem Vorwort der von Caritas und Diakonie gemeinsam verabschiedeten Transparenzstandards vom 10.01.2019)