Brot sortieren und Brötchen eintüten
Lena (links) und Alina haben für eine Woche bei der Lingener
Tafel die Szene gewechseltMichael Löning
Lingen. Während andere Schülerinnen in ihrer Klasse ihre Herbstferien genießen und ausschlafen, machen die beiden Freundinnen mit beim "Szenenwechsel".
Erste Einblicke
Beim Szenenwechsel, der im Emsland, in der Grafschaft Bentheim, und in Ostfriesland zeitgleich in dieser Woche stattfindet, bekommen über 80 Jugendliche erste Einblicke in die Arbeit von sozialen Einrichtungen wie zum Beispiel der Lingener Tafel, in der Alina und Lena die "Szene wechseln".
"Tafelarbeit ist interessant"
Matthias Lemper von der Arbeitsstelle Freiwilligendienste des Bistums Osnabrück betreut diese Jugendlichen: "Es ist gut, dass es solches Projekt gibt, denn ich glaube, dass viele junge Menschen vielleicht einen Anstoß für den späteren Berufsweg brauchen und dass es wichtig ist, sich vorher und nachher auszutauschen", so Lemper.
Alina und Lena hatten nicht damit gerechnet, bei der Lingener Tafel zu landen: "Wir wollten was im sozialen Bereich machen, hatte mir das so nicht vorgestellt, wollte etwas mit Drogenberatung machen und hätte auch nie an die Tafel gedacht. Jetzt ist es richtig gut, dass wir hier bei der Tafel sind, denn ich finde es hier richtig interessant", so Alina. Mittlerweile sind beide Mädchen mit Feuereifer dabei und helfen, wo sie nur können. "Die Mädchen sollen bei uns alles mitmachen, das heißt, wir werden sie auf unsere Tour mitnehmen, damit sie unsere Spender kennen lernen, sie werden auch mit bedienen, putzen oder aufräumen", weiß Diana Hartke, die bei der Lingener Tafel für das Personal zuständig ist.
Heute haben die beiden Schülerinnen Brötchen in Tüten eingepackt und Brote aussortiert. Ihre anfängliche Scheu vor Menschen, die wenig Geld zum Leben haben, haben die beiden verloren: "Viele Kunden freuen sich, dass sie mit anderen Menschen in Kontakt kommen, es gibt aber auch Leute, die schämen sich und schauen verstohlen in eine andere Ecke", hat Lena beobachtet. Nicht nur der Umgang mit Menschen, die wenig Geld haben hat beide zum Nachdenken gebracht. "Ich dachte vorher immer, dass die Menschen, die Hartz IV bekommen, nicht arbeiten wollen, aber so ist es nicht. Hier kommen viele Menschen, die krank sind und nicht arbeiten können. Auch finde ich es sinnvoll, das Lebensmittel eingesammelt werden. Wir zu Hause schmeißen viele Reste einfach weg. Ich werde bestimmt nicht mehr so schnell Lebensmittel in den Müll schmeißen, so kann man zum Beispiel Brötchen auch noch ein zweites Mal neu aufbacken", erzählt Alina.
Gemeinsamer Austausch
Beide Mädchen tauschten sich beim Abschluss des Szenenwechsels mit anderen Jugendlichen des Szenenwechsels in Nordhorn aus. Der Szenenwechsel wird organisiert vom Diakonischen Werk der Evangelisch-reformierten Kirche mit Sitz in Leer, der Arbeitsstelle Freiwilligendienste des Bistums Osnabrück und dem Caritasverband für die Diözese Osnabrück, sowie von den Diakonischen Werken der evangelisch-lutherischen Kirchenkreise Emsland/ Bentheim und Leer.