Wie Dienstgeber Fachkräfte halten
Der Fachkräftemangel und was sich dagegen tun lässt, ist ein Dauerthema für sämtliche Träger der Wohlfahrtspflege in Deutschland. Wer sich für die Arbeit in einem sozialen Beruf entscheidet, bringt oft eine hohe intrinsische Motivation mit. Zugleich sind Tätigkeiten etwa in der Kinderbetreuung oder in der Pflege mit körperlichen und psychischen Belastungen verbunden. Dadurch ergeben sich nicht nur hohe Krankenstände, sondern es scheiden auch immer wieder Beschäftigte aus, weil sie sich den Anforderungen nicht länger gewachsen fühlen. Arbeitgeber der Sozialwirtschaft haben oft begrenzte Mittel und können sich als Gegenmaßnahme kaum an dem Überbietungswettbewerb hinsichtlich Benefits beteiligen, mit dem in der freien Wirtschaft um Talente geworben wird. Tatsächlich wäre dies sogar kontraproduktiv, denn durch zu viele äußere Anreize sinkt eine ursprünglich hohe intrinsische Motivation deutlich. Der Sozialpsychologe Daryl Bem nannte dies den "Korrumpierungseffekt".
Doch jenseits von Obstkorb, Jobrad oder Yogakurs gibt es noch eine andere Möglichkeit, Mitarbeitende zu binden: Unternehmen, die ihre Beschäftigten in herausfordernden Lebenslagen aktiv unterstützen, sorgen für bedeutsame Momente entlang der "Mitarbeitendenreise" und somit für mehr Loyalität. Egal, ob die Kinderbetreuung kurzfristig ausfällt, es einen Pflegefall in der Familie einer Beschäftigten gibt oder der plötzliche Tod eines geliebten Menschen verarbeitet sein will – Arbeitnehmende erhalten durch einen spezialisierten EAP-Dienstleister kostenlos Unterstützung bei gesundheitlichen, privaten, sozialen und arbeitsplatzbezogenen Anliegen. Der Arbeitgeber erfährt von dem konkreten Fall nichts, sondern erhält ausschließlich anonymisierte Berichte. Das ist die Grundidee hinter EAPs (deutsch: externe Mitarbeitendenberatung oder -betreuung).
Die ersten Employee Assistance Programs gab es schon vor rund hundert Jahren bei den großen Kaufhäusern in New York, wo viele junge Frauen arbeiteten, die sozial nur wenig abgesichert waren. Heute sind EAPs für Unternehmen in den USA oder Großbritannien bereits selbstverständlich, während sie in Japan erst am Anfang stehen. In Deutschland liegen wir im oberen Mittelfeld – EAPs werden bei uns seit 2010 immer beliebter, auch in der Wohlfahrt. Dabei ist es eine Besonderheit, dass hierzulande mit "AWO lifebalance" einer der führenden EAP-Dienstleister selbst aus der Wohlfahrtspflege stammt und gemeinwohlorientiert auf der Basis sozialer Werte arbeitet. Die hundertprozentige Tochter der AWO – gegründet 2006 in Bielefeld als "ElternService AWO" und bundesweit tätig – bietet heute das breite Spektrum von EAP-Dienstleistungen, die von maßgeschneiderten Lösungen bei der Kinderbetreuung über Hilfe für Beschäftigte mit Pflegeaufgaben bis hin zu Lebenslagencoaching und der Vermittlung haushaltsnaher Dienstleistungen reichen.
Mitarbeitende erhalten kurzfristig und unbürokratisch Unterstützung
Einen externen EAP-Dienstleister zu beauftragen, ist für Arbeitgeber bereits sinnvoll, um die Privatsphäre ihrer Beschäftigten zu schützen. Egal ob bei Konflikten am Arbeitsplatz, einer bevorstehenden Elternzeit oder Sorgen in der Familie oder dem persönlichen Leben – die Beschäftigten wenden sich zunächst stets an die Hotline des EAP-Dienstleisters und erhalten von dort Unterstützung. Während zum Beispiel gesetzlich Versicherte in Deutschland mittlerweile viele Monate auf eine Psychotherapie warten müssen, kann ein Lebenslagencoaching per Videoanruf oder Telefon als kurzfristige Intervention bereits nach wenigen Tagen beginnen und eine sinnvolle Überbrückung sein. Eine erste Rückmeldung bekommt der Beschäftigte, egal zu welchem Thema, innerhalb von 24 Stunden.
Arbeitgeber versprechen sich von Employee Assistance Programs neben der Bindung von Beschäftigten auch mehr Motivation, geringere Ausfallzeiten und eine höhere Attraktivität der Arbeitsplätze. Dass sich die Ausgaben für ein EAP rechnen, zeigt bereits der Vergleich zu den enormen Kosten durch Abwanderung von Beschäftigten und die Neubesetzung von Stellen. Bei den meisten EAP-Dienstleistern können Arbeitgeber wählen, welche Leistungspakete sie für ihre Beschäftigten buchen wollen. Die Leistungen im Bereich der Kinderbetreuung in Notfällen oder Randzeiten sind heute der Klassiker. Die Begleitung und Beratung zum passenden Betreuungs- oder Pflegearrangement fördert dabei auch die Vereinbarkeit von Leben und Beruf.
Lebenslagencoaching ist in sozialen Berufen stark nachgefragt
Da "awo lifebalance" in der Wohlfahrt verwurzelt ist und gemeinwohlorientiert arbeitet, erhält gerade dieser EAP-Dienstleister in jüngster Zeit verstärkt Anfragen von Trägern der Wohlfahrtspflege, darunter auch solche seitens der Caritas. Tatsächlich macht es für einen Träger der freien Wohlfahrt viel Sinn, seine Beschäftigten über Employee Assistance Programs stärker an sich zu binden. Neben der Kosteneffizienz dieses Instruments stehen EAP für soziale Werte und sind Teil einer umfassenden freiwilligen Fürsorge für die Mitarbeitenden. Noch entscheidender ist, dass die Beschäftigten in sozialen Berufen dort gezielt entlastet werden können, wo ihnen Überforderung durch parallele berufliche wie private Herausforderungen droht. Nicht ohne Grund wird von Beschäftigten in sozialen Berufen besonders häufig das Lebenslagencoaching in Anspruch genommen. Wer bereits im beruflichen Alltag häufig gestresst ist oder schwierige Situationen mit Kindern oder Pflegebedürftigen psychisch verarbeiten muss, kommt schnell an Grenzen, wenn dann noch Konflikte im Kolleg:innenkreis oder Probleme in der Familie hinzukommen.
Auch die nächsten Angehörigen können vom EAP profitieren
Ein Lebenslagencoaching sorgt hier für Entlastung. Aus dem Coaching können darüber hinaus praktische Schritte zur Problemlösung veranlasst werden, wie etwa eine Schuldner- oder Suchtberatung für Angehörige oder aber auch die Begleitung bei der Suche nach einem Therapieplatz. Häufig ist aber auch schon das "offene Ohr" der Coaches mit ein paar Tipps vollkommen ausreichend. Auch für die Reflexion von Führungskräften ist ein Lebenslagencoaching zieldienlich und wird nicht selten in Anspruch genommen. EAP-Dienstleistungen können zudem von den nächsten Angehörigen der Beschäftigten in Anspruch genommen werden. Employee Assistance Programs werden heute immer stärker ganzheitlich gedacht und orientieren sich zunehmend an typischen Lebenssituationen von Arbeitnehmenden. So gibt es dann beispielsweise ein vollständiges Beratungs- und Leistungspaket für Mitarbeitende, die Eltern werden. Das reicht von der Elterngeldberatung über Hebammenvermittlung und Elterncoaching bis zur Suche nach einem Kita-Platz und zur Begleitung im Umgang mit dem Säugling. Wie alle EAP-Leistungen werden auch diese Pakete fallweise abgerechnet, das heißt, die Arbeitgeber zahlen nur für das, was ihre Mitarbeitenden tatsächlich in Anspruch genommen haben. Als Alternative steht eine Jahrespauschale zur Verfügung, mit der alle Leistungen abgedeckt sind. Der Nutzungsgrad von EAP-Leistungen liegt – je nach Unternehmen und gebuchtem Paket – zwischen einem und acht Prozent und steht damit in einem betriebswirtschaftlich gut kalkulierbarem Rahmen.
Es genügt jedoch für Arbeitgeber nicht, lediglich einen EAP-Dienstleister zu beauftragen, um den gewünschten Loyalitätseffekt zu erzielen. EAPs müssen mit geeigneten Kommunikationsmaßnahmen implementiert und den Beschäftigten intensiv bekanntgemacht werden. Dies gilt umso mehr, als das Konzept EAP in Deutschland noch nicht weit verbreitet ist. Ein besonderes Augenmerk gilt hier den Ängsten vieler Beschäftigter bezüglich der Vertraulichkeit. Die Anonymität der Nutzung sollte stets herausgestellt werden – diese ist beim Lebenslagencoaching übrigens auch ein großer Vorteil gegenüber internen Mentor:innen und Coaches, denen sich viele Beschäftigte nicht mit ihren Problemen anvertrauen möchten. Auch diesbezüglich berät und unterstützt ein seriöser Anbieter kompetent.
Als Fazit lässt sich festhalten: Auch wenn Employee Assistance Programs in der Privatwirtschaft entwickelt wurden, sind sie ein bestens geeignetes Mittel gegen den Fachkräftemangel und besonders das vorzeitige Ausscheiden von Beschäftigten in der Wohlfahrtspflege.
Literatur
Esch, K.: Engagierte Mitarbeitende mit EAP. Wie Employee Assistance Programs Beschäftigte effektiv binden. Weinheim: Wiley-VCH, 2024.
Breites Spektrum von Dienstleistungen
Von Au-pair-Vermittlung bis Umzugsservice
Rund 50 Dienstleistungen in den Bereichen Kinder und Familie, betriebliche Kinderbetreuung, Pflege,
Haushalt, Lebenslagencoaching sowie "ganzheitliche Programme zur Förderung von Themenschwerpunkten" wie Female Leadership oder Diversity am Arbeitsplatz listet der EAP-Dienstleister "awo lifebalance". Dazu gehören Beratungsangebote rund um Elternschaft oder Pflege, Erarbeitung von Betreuungsarrangements, aber auch Vermittlung von Haushaltshilfen, Fahrdienste oder Versorgung von Tieren. Coaching wird angeboten zu "allen herausfordernden Situationen des Lebens" wie Konflikten am Arbeitsplatz oder privaten Krisensituationen wie Scheidung oder Eltern-Kind-Konflikte, Schulden- und Budgetberatung, Gesundheits- und Ernährungsberatung, Führungskräftecoaching, Beratung zu Suchtthemen oder verschiedenen Therapieformen.