„Es hat mich bereichert“
Alles begann als vor ca. drei Jahren in Vach eine Flüchtlingsunterkunft eingerichtet wurde und Sonja Hutterers Kinder kritische bis vorurteilsvolle Fragen stellten. Neugierig geworden ging sie der Sache nach und schloss sich der Flüchtlingshilfe-Gruppe der dortigen Kirchengemeinde an. In wöchentlichen Treffen wurde einiges organisiert, von Deutsch lernen bis zu gemeinsamen Unternehmungen. Sie sah wie die rund 100 Geflüchteten in 8-Bettzimmer untergebracht wurden. Durch das Miteinander lernte man sich näher kennen und schnell wuchs das gegenseitige Vertrauen.
Willkommen bei Familie Hutterer
Ein Ausflug führte die Gruppe in den Kinofilm „Willkommen bei den Hartmanns, bei dem ein Flüchtling bei einer deutschen Familie einzog. Davon angeregt stellte Sonja Hutterer die Frage, ob sich jemand von den Geflüchteten das vorstellen könnte. Spontan bejahte dies ein junger Mann: Alan Ali. Im Gespräch mit ihrem Mann begann diese Idee zu reifen. Sollten sie dieses Wagnis eingehen? Mit einem jungen Mann aus einem anderen Kulturkreis in der eigenen Wohnung Küche und Bad teilen? Andererseits waren die erwachsenen Kinder aus dem Haus und zwei Zimmer standen leer. Nach einer „Probezeit”, wo der junge Mann das Zimmer als Studierstube für die Deutschprüfung nutzen konnte, stand der Entschluss dann fest und Alan Ali zog ein. Alan war schon in seiner syrischen Heimat offen und interkulturell interessiert. Doch auch für ihn war das Zusammenleben eine Herausforderung, bei der er viel lernte; z.B. das deutsche Wort „Stöpsel”. Denn dieses Utensil braucht man in einem deutschen Haushalt beim Geschirrspülen, während in Syrien das Geschirr unter fließendem Wasser gespült wird.
Eine menschliche Bereicherung
Die Hutterers haben diese Wohngemeinschaft als sehr große menschliche Bereicherung erlebt. „Das Unbekannte ist immer das Problem, wenn man sich dann kennenlernt, sind wir alle nur Menschen”, resümiert Sonja Hutterer. Sie habe mit Alan einen dritten Sohn bekommen. Auch die Nachbarn reagierten eher neugierig und aufgeschlossen, genauso wie die eigenen Söhne. Und für den jungen Mann war das Zimmer mit Familienanschluss eine einmalige Chance der Integration. Inzwischen hat Alan Ali eine eigene Wohnung bezogen, ist quasi „flügge” geworden und gehört weiterhin zur Familie.
In Kooperation mit der Caritas-Flüchtlingshilfe gibt es im Freiwilligen Zentrum Fürth die Projektgruppe „Zimmer frei?!”, die potentielle Vermieter berät und mit Geflüchteten zusammen bringt.
Autor: Freiwilligen-Zentrum Fürth