Der Schwester sorgsam die Haare kämmen, ihr beim Anziehen helfen und auch beim Essen, das ist Alltag für Blanca Perez. Seit mehreren Jahren pflegt die Vierundsiebzigjährige ihre Schwester Maria de los Angeles (78), die an vaskulärer Demenz leidet. „Ich kümmere mich um sie, weil sie mir wichtig ist“, sagt Blanca Perez. Es ist eine bedingungslose Liebe zwischen den beiden, aber es gäbe auch keine andere Lösung für die kranke Maria de los Angeles. Sie ist pflegebedürftig und niemand anderes als Blanca kann die Pflege leisten. Ein privater Dienst ist für die Schwestern nicht bezahlbar. Das ist Normalität in Kuba. Die Pflege alter oder kranker Familienmitglieder obliegt fast immer den Angehörigen und die sind in vielen Fällen selbst schon betagt und arm dazu.
Wissen zur häuslichen Pflege
Die Caritas Kuba sah hier dringenden Bedarf und handelte. Seit mehr als zwanzig Jahren unterstützt sie ältere hilfsbedürftige Menschen und hat sich währenddessen umfassende Erfahrungen und Professionalität im Bereich der Gerontologie angeeignet. Heute kann die Organisation in der Altenpflege auf ein Netzwerk von über 2.000 Ehrenamtlichen und 530 Betreuungspersonen blicken. Die wichtigsten Aktivitäten sind Workshops, Seminare und Austauschveranstaltungen, an denen Angehörige und Freiwillige die Grundlagen für häusliche Pflege vermittelt bekommen. Für Blanca Perez war der Kurs kein Neuland, denn die ehemalige Krankenschwester hat einiges an Wissen mitgebracht. „Aber die Seminare der Caritas haben mir nochmal verschiedene Aspekte nähergebracht, die gerade bei der häuslichen Pflege wichtig sind“, erklärt sie.
Selbständig bleiben!
Doch es geht Caritas nicht nur um die Pflege, sondern auch um die Teilhabe betagter Menschen an der Gesellschaft. Möglichst lange sollen die Seniorinnen und Senioren ihre Unabhängigkeit behalten, selbständig ihren Alltag meistern und nach Möglichkeit auch einen kleinen Verdienst erwirtschaften können. Dafür werden Kurse angeboten, zum Beispiel zu kaufmännischen Grundlagen, in Haushaltsführung oder zum Umgang mit den neuen Medien.
Die Kurse der Caritas sind sehr gefragt, auch weil die TeilnehmerInnen auf Gleichgesinnte stoßen: „Ich konnte mich mit Menschen austauschen, denen es genauso geht wie mir“, so Perez.
Zur Situation
Kubas Bevölkerung altert immer schneller: Im Jahr 2030 werden 30 Prozent der Bevölkerung älter als 60 Jahre sein, so die Prognose. Einerseits fehlt der Nachwuchs, andererseits wandern immer mehr junge Menschen ab und suchen im Ausland nach besseren Perspektiven. Obwohl in Kuba viele Leistungen staatlich subventioniert sind, ist der Alltag von Entbehrungen geprägt. Vor allem ältere Menschen leben häufig in Armut, die Renten sind klein und die Lebenshaltungskosten hoch. Durch Änderungen in der Sozialpolitik, erfüllen viele SeniorInnen nicht mehr die Kriterien für Sozialhilfe oder haben sogar ihre Rentenansprüche verloren. Ein Lebensabend in Armut, Gebrechlichkeit und Einsamkeit, das sind die Aussichten vieler Frauen und Männer.
360° Video: Musiknachmittag im Altenhilfeprojekt
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September 2018