"Das hat dazu geführt, dass nur medizinische Projekte weitergehen konnten, alle anderen Hilfen mussten wir pausieren, weil wir ohne unsere Mitarbeiterinnen Frauen und deren Kinder nicht mehr erreichen konnten. Eine klare Missachtung humanitärer Prinzipien und eine völlige Ignoranz der Situation der Menschen, die dringend Hilfe benötigen", so Dr. Oliver Müller, Leiter von Caritas international, dem Hilfswerk des Deutschen Caritasverbandes.
Dabei ist die humanitäre Situation in Afghanistan dramatisch: Etwa 28 Millionen Afghaninnen und Afghanen benötigen dringend humanitäre Hilfe, darunter sind 13 Millionen Kinder. 17 Millionen Menschen leiden unter akutem Hunger. Die Wirtschaft Afghanistans liegt am Boden, das gesamte Land leidet im dritten Jahr an Dürre. Gleichzeitig werden Hilfen durch die de-facto-Autoritäten sehr erschwert oder gar verhindert.
Live-Talk zur Situation vor Ort
Dr. Oliver Müller, Leiter von Caritas international, und Muriel Schockenhoff, Expertin für Afghanistan bei Caritas international, sprechen in einem Live-Gespräch über die Situation vor Ort. Beide haben das Land bereits mehrfach besucht, Dr. Oliver Müller war erst neulich in Kabul. Sie können den Live-Talk hier ansehen:
Jetzt für die Menschen in Afghanistan spenden
Hunger und Armut bedrohen das Leben der Menschen
Afghanistan steht wirtschaftlich am Abgrund. Das Land leidet unter einer starken Inflation und auch das Bankensystem funktioniert kaum noch. Millionen Menschen haben ihr Einkommen verloren und sind nicht mehr in der Lage, existenzielle Grundbedürfnisse zu decken. Offizielle Stellen prognostizieren, dass neun von zehn Menschen in Afghanistan in Kürze unterhalb der Armutsgrenze leben werden. Die Leidtragenden sind vor allem die Kinder: Etwa 3,2 Millionen Kleinkinder unter fünf Jahren sind mangelernährt. Es fehlen Medikamente und spezielle Nahrung. Die im Land verbliebenen Ärzte können nur sehr eingeschränkt arbeiten.
Diese Mutter musste mit ihren Kindern das heimische Dorf in der Provinz Ghor verlassen. Eine massive Dürre im Sommer hatte auch die letzten Vorräte der Familie zerstört. Als Geflüchtete im eigenen Land und ohne festes Dach über dem Kopf es für die drei schnell lebensbedrohlich werden. Sie brauchen dringend Hilfe.Foto: Petros Giannakouris/ AP
Hinzu kommen in Afghanistan herausfordernde klimatische Bedingungen. Neben ausgeprägten Dürrephasen fallen vor allem in den Bergregionen Afghanistans die Temperaturen im Winter weit unter Null Grad.