Seit dem vergangenen Wochenende sind die Maßnahmen in Stufe 2 des Pandemieplans noch deutlich verschärft worden. Derzeit haben elf Bewohner geringe oder nur leichte Symptome, zwei werden wegen weiterer Erkrankungen in Kliniken behandelt.
Andreas Plietker ist sich bewusst, dass die Krisensituation den Mitarbeitenden Einiges abverlangt. Umso dankbarer ist er, dass er eine "total gut organisierte und motivierte Mitarbeiterschaft" erlebt. Ihnen wiederum stärkten die Familien den Rücken. Auch die Stimmung unter den Bewohnern insgesamt und deren Angehörigen sei sehr gut. Sie zeigten viel Verständnis für die notwendigen Einschränkungen.
Um eine weitere Ausbreitung der Krankheit zu verhindern und sie wieder einzudämmen, sind die infizierten Bewohner streng voneinander getrennt. Insgesamt 30 Pflegekräfte im Tag- und Nachtdienst sind in die Quarantäne gegangen. Jeder Wohnbereich verfügt über ein Team von vier Pflegekräften, die jeweils um eine Betreuungsmitarbeiterin und eine Hauswirtschaftsmitarbeiterin verstärkt sind. Der Tagdienst arbeitet zwölf Stunden und wird vom Nachtdienst abgelöst. Die Teams arbeiten jeweils sieben Tage und sind getrennt voneinander in Hotels untergebracht, zu denen sie mit dafür reservierten Wagen pendeln, erklärt Plietker. Die erkrankten Bewohner sind alle in einen isolierten Bereich umgezogen und werden durch ein festes Team betreut, dass ebenfalls in einem eigenen Hotel untergebracht ist.
Der Heimleiter ist froh, dass er schon vor Ausbruch der Infektionen bei der Gemeinde darauf gedrungen hat, nach entsprechenden Unterkünften zu suchen. In Hotels werden die Mitarbeiter - wiederum getrennt nach Teams versorgt und bewohnen dort Einzelzimmer. Auch bei der Dienstkleidung wird streng auf eine Trennung geachtet. Sie wird täglich in der Altenhilfe-Einrichtung gewaschen, der Zugang zu den Umkleide- und Wohnbereichen erfolgt auf festgelegten Wegen, um Begegnungen zu vermeiden. Die Küche arbeitet ebenfalls mit getrennten Teams.
Bei der Schutzausrüstung hatte Plietker vorgesorgt, so dass jetzt selbst der Ausfall von 4.400 Masken, die er auf drei verschiedenen Vertriebswegen bestellt hatte, noch zu verkraften ist. Ein Teil wurde von Amerikanern weggekauft, ein zweiter kam nicht durch den Zoll in China und der dritte Anteil hängt derzeit in Neu Delhi fest. Jetzt besteht Hoffnung, dass 2.000 Stück aus einer neuen Bestellung tatsächlich innerhalb der nächsten 14 Tage eintreffen. "Allerdings brauchen wir im schlimmsten Fall auch 1.200 Masken pro Monat", erklärt Plietker.
Noch erlebt er jeden Tag ziemlich angespannt: "Wir lernen jeden Tag etwas Neues." Aber inzwischen haben sich die Abläufe eingespielt. Sorgen macht sich Andreas Plietker um die infizierten Bewohner, dass sich ihr bislang guter Zustand verschlechtern könnte. Wie lange die Notmaßnahmen noch greifen müssen, sei derzeit nicht absehbar. Geplant werde konkret für die kommenden zwei Wochen. Am Dienstagabend könnten die ersten Teams Bergfest feiern, am Karsamstag komme die Ablösung und könnten sie nach einer Woche wieder zurück in ihre Familien.
Die Chancen, die Infektionen wieder in den Griff zu bekommen, schätzt der Heimleiter verhalten positiv ein. Bislang gebe es nur zwei infizierte Mitarbeiter, die jetzt in häuslicher Quarantäne blieben. Als gute Regelung gegen weitere Ansteckungen begrüßt er die am 3. April erlassene Regelung der Landesregierung, dass aus Krankenhäusern zurückkehrende Bewohner zuvor getestet und anschließend noch in Quarantäne bleiben müssen. Es gebe zwar keinen Beweis dafür, aber schon Indizien, dass das Virus den Weg von einer Klinik ins Haus St. Benedikt gefunden habe, bevor dies verpflichtend geworden sei, so Plietker.
027-2020 (hgw) 8. April 2020