Damit wurde es zu einer „Keimzelle“ der Caritas-Altenpflege in Augsburg. „Es ist ein ganz besonderes Haus“, wie es der Augsburgs 3. Bürgermeister und Sozialreferent Dr. Stefan Kiefer sagte. Am Donnerstag feierte nun das Caritas-Seniorenzentrum, das seit 1998 in der Trägerschaft der CAB Caritas Augsburg Betriebsträger gGmbH ist, mit einem Festgottesdienst und einen kurzweiligen Festakt seinen 55. Geburtstag.
Das Haus hat alle Wandlungen auch in der Pflegegesetzgebung durchlebt. Die Menschen, die dort einzogen wurden zunehmend älter und pflegebedürftiger. Grund dafür war der Grundsatz „ambulant vor stationär“ des Pflegeversicherungsgesetzes. Dadurch bedingt wuchs auch die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Pflege. Zudem wird eine Wohngruppe für Seniorinnen und Senioren mit psychiatrischen Krankheitsbildern angeboten.
Derzeit arbeiten dort 106 Personen in Teil- und Vollzeit in den Bereichen Pflege, Küche, Hauswirtschaft, Haustechnik und Verwaltung. Zudem leben und arbeiten dort vier indische Ordensschwestern des „Caritas Secular Institute e.V.“ aus Kerala in Indien. Die 74 Pflegekräfte spiegeln die Buntheit des Hauses heute wider. Sie stammen aus ingesamt 15 Nationen. „Vielleicht ist es dieser ständige Wandel und die Buntheit der Menschen hier, die so gut miteinander auskommen, dass wir unseren besonderen Charme bewahren konnten“, so Andreas Bader, der Einrichtungsleiter im Gespräch.
Monsignore Heinrich Weiß, der ab dem 1. Dezember 2016 die Seelsorge in St. Raphael übernehmen wird, erkennt in den 55 Jahren eine „Vielzahl von Wegbegleitergeschichten“. Wer Rollstühle schiebe, Menschen im Alltag, beim Essen helfe, sie pflege und mit offenem Herzen und Hände zur Seite stehen, der leiste diesen Dienst des Wegbegleiters im täglichen Miteinander. „Das ist das Programm der Caritas“, betonte er in seiner Festtagspredigt im Gottesdienst. Aber auch die Bewohnerinnen und Bewohner selbst seien an diesem Dienst beteiligt. „Denn Sie schreiben mit an diesem Buch von liebenswürdigen Menschen, die andere auf ihrem Lebensweg begleiten.“
Dieser Gedanke der Weggemeinschaft prägte auch den anschließenden Festakt, den Brigitta Hofmann, die Geschäftsführerin der CAB Caritas Augsburg Betriebsträger gGmbH – moderierte. Kiefer: „Wir möchten die Caritas gerne an unserer Seite haben. Sie gehört zwingend und unerlässlich zur Vielfalt der Angebote für ältere Menschen in unserer Stadt dazu.“ Christine Fayed, die seit 12 Jahren sich im Caritas-Seniorenzentrum St. Raphael ehrenamtlich engagiert, erklärte, warum sie von ihrem Ehrenamt nicht loslassen kann: „Es sind die Menschen hier, die Bewohner und alle Pflegekräfte. Mir gefällt diese offene, von Akzeptanz getragene Atmosphäre.“ Elfriede Landfahrt, Bewohnerin des Hauses seit 2015, ist so zufrieden und „Gott dankbar“ dafür, dass sie dort sein darf. Sie häkelte deshalb anlässlich des Jubiläums eine Altardecke für die Kapelle des Hauses.
Hofmann wollte das Jubiläum auch dafür nutzen, auf die Herausforderungen durch das Pflegewohnqualitätsgesetz sowie das Pflegestärkungsgesetz II hinzuweisen, vor allem aber darauf, dass sich St. Raphael künftig wandeln werden wird. Das Pflegewohnqualitätsgesetz verlange z.B. ein Bad pro Zimmer. Da St. Raphael sich unmittelbar an das Ulrichsheim, einer Wohnstätte der CAB Caritas Augsburg Betriebsträger gGmbH – Ressort Behindertenhilfe, anschließe, will Hofmann die Entwicklung und Auswirkungen der neuen Gesetze „in Ruhe und Besonnenheit“ beobachten, „wo es hingeht, und danach entscheiden, wie wir hier alles neu aufstellen und bedarfsgerecht bauen“. Klaus Kneissl, Sozialplaner der Stadt Augsburg, riet der Caritas, diesen Weg weiter zu verfolgen und dabei „St. Raphael und das Ulrichsheim als gesamtes Caritas-Areal für Behinderten- und Altenpfleg zu entwickeln“. „Klar ist, St. Raphael muss sich neu aufstellen“, so Kneissl. Eine zeitliche Vorgabe wollte er nicht machen. Sein Wunsch lautete hingegen: „Viel Humor, damit eine große Buntheit der Ideen reifen kann, und lassen Sie sich nicht dabei treiben.“