Wölkchen
Manchmal wird es ganz schön eng im kleinen Laden im Königsbruch Nummer fünf: Die Kunden drängen sich. Mitarbeiterinnen des "Wölkchens" sortieren, waschen und bügeln neu eingetroffene gespendete Kleider. Acht Teilnehmerinnen und ihre Anleiterin arbeiten zurzeit in den vier Räumen.
Dieses Jahr feiert das Qualifizierungs- und Beschäftigungsprojekt "Wölkchen" sein 20-jähriges Bestehen. Für viele der sozial benachteiligten Frauen, darunter viele mit Migrationshintergrund, war "Wölkchen" die erste Arbeitsstelle in Deutschland und für manche auch die erste Arbeitsstelle überhaupt. Nach anfänglichen Ängsten merkten sie jedoch, dass ihnen hier mit Wohlwollen begegnet wird, sie ihre Fähigkeiten entwickeln und Neues dazulernen können. Allein seit 2002 haben 155 Frauen dort gearbeitet.
Das Wölkchen ist Bestandteil der Gemeinwesenarbeit, die der Caritasverband für Saarbrücken in der Hochhaussiedlung Folsterhöhe seit über 30 Jahren betreibt. Um Frauen eine Erwerbsperspektive zu schaffen, wurde 2002 die vorhandene Kleiderkammer um ein Näh-, Wasch- und Bügelangebot für Bewohner der Folsterhöhe erweitert. Seitdem ist das Wölkchen aus dem Alltag dort nicht mehr wegzudenken. Gerade einkommensarme Familien mit Kindern nutzen gern das Angebot an Second-hand-Kleidern, um sich preisgünstig mit Kleidung zu versorgen. Ältere Menschen profitieren besonders von dem Wasch- und Bügelangebot: Die Frauen vom "Wölkchen" holen die Schmutzwäsche ab und bringen die frisch gewaschene und gebügelte Wäsche nach Hause. Dadurch werden ältere Menschen dabei unterstützt, länger eigenständig in ihrem gewohnten Lebensraum zu bleiben.
Seit 2006 schult das Wölkchen ausschließlich Migrantinnen in der Aufbereitung von gebrachten Kleidern und leistet damit einen Beitrag zur Integration und wohnortnahen Versorgung in einem Gemeinwesen. Die Teilnehmerinnen arbeiten im Rahmen einer vom Jobcenter und dem Saarland unterstützten Arbeitsgelegenheit. Die hauswirtschaftliche Qualifizierung und ein Integrationskurs sollen ihnen helfen, besser mit dem Leben in der neuen Heimat zurecht zu kommen. .
Karin Löwenbrück-Massonne