Migrationsberatung stärkt Integration
Die Migrationsberatung für erwachsene Zuwanderer_innen (MBE) ist ein zentrales Angebot zur Unterstützung von Menschen, die neu nach Deutschland kommen. Am 1. Juli 2025, anlässlich 20 Jahre Migrationsberatung der Freien Wohlfahrt, hat das DeZIM-Institut in einer aktuellen, umfassenden Studie unter der Leitung von Dr. Sarah Berndt und Begüm Güngör die Prozesse und Wirkungen der MBE vorgestellt. Die Ergebnisse zeigen, wie wirkungsvoll das Beratungsangebot ist - aber auch, vor welchen Herausforderungen es steht.
Wirkung und Zufriedenheit - Migrationsberatung macht einen Unterschied
Die Wirkung der Migrationsberatung ist, laut Studie, deutlich messbar. 71% der befragten Klient_innen fühlen sich durch die MBE in Deutschland willkommen. 72% gaben an, dass sie durch die Beratung im Alltag besser zurechtkommen. Und für 62% der Befragten hat sich durch die Migrationsberatung ihre Lebenszufriedenheit verbessert.
Wer nutzt Migrationsberatung?
Im Durchschnitt sind die Menschen, die bei der Migrationsberatung um Unterstützung bitten, laut Studie, 39,8 Jahre alt, 48,7% sind Frauen, 50,5% Männer und 0,8% der Anfragenden sind non-binär. 42,3% sind aus Asien zugewandert, 34,3% aus der ehemaligen UdSSR, 9,9% aus Europa, 8,3% aus Afrika und 5,2% aus sonstigen Ländern. Im Schnitt suchen Klient_innen die Migrationsberatung 1,8 Jahre lang auf, rund 85% nutzen das Angebot bis zu 3 Jahre.
Ressourcen und Herausforderungen
Die finanziellen und personellen Ressourcen der MBE sind in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Von 26,3 Mio. Euro in 2014 auf 77,5 Mio. Euro in 2024. Für die personelle Beratung wurde zuletzt in 2022 die Zahl von 1.109 Vollzeitstellen angegeben. Gleichzeitig ist parallel dazu in Deutschland die Nachfrage an Migrationsberatung stark gestiegen. Zwischen 2015 und 2022 hat sich die Zahl der Beratungsfälle um das 1,5-fache erhöht. Der Betreuungsschlüssel liegt bei 1:283 - das bedeutet ein hohes Arbeitsaufkommen für die Berater_innen. Zusätzlich erschweren bürokratische Hürden ihre Arbeit.
Wie wird beraten?
Das Herzstück der MBE ist die individuelle Einzelfallberatung vor Ort. Besonders komplexe Fälle werden im Rahmen eines Case-Managements begleitet. Darüber hinaus sind Verweisberatung, Netzwerkarbeit und Kooperationen mit anderen Institutionen zentrale Bestandteile. Die Berater_innen stehen aktuell vor der Herausforderung, zwischen Terminvergabe und offenen Sprechstunden zu balancieren und digitale Angebote weiter auszubauen.
Gründe für Besuch der MBE zusätzlich zu anderen Diensten und Behörden
Es gibt viele Gründe, warum Menschen die Migrationssberatung aufsuchen. Dabei geht es häufig um rechtliche Fragen zum Aufenthalt, um Anfragen für Deutschkurse, die Anerkennung ausländischer Abschlüsse, Hilfe bei Bewerbungen bei der Arbeitssuche, um Hilfe bei der Wohnungssuche und Beantragung von staatlichen Unterstützungsleistungen. Auch für Anträge auf berufliche oder schulische Weiterbildungen, für Hilfe bei der Betreuung und Förderung der Kinder, Gesundheitsthemen und bei familiären Probleme wird angefragt.
Die Evaluation des DeZIM-Instituts zeigt, dass die Migrationsberatung für erwachsene Zuwanderer_innen für vielschichtige Lebenssituationen ein unverzichtbares Instrument zur Integration ist. Sie hilft nicht nur beim Ankommen, sondern verbessert nachweislich die Lebenssituation vieler Menschen. Um den steigenden Bedarf zu decken und die Qualität zu sichern, sind weitere Investitionen und strukturelle Verbesserungen notwendig, so die Studie.
Die Studie des DeZIM-Institutes basiert auf einer Vielzahl von Datenquellen, darunter eine repräsentative Längsschnittbefragung, Online-Befragungen von Klientinnen und qualitative Interviews mit Beraterinnen