Das ist auch besonders wichtig bei der Materie, mit der er sich auseinandersetzt, schließlich geht es am Ende um viel Geld. Stephan Göbel ist ehrenamtlicher Versichertenberater der Deutschen
Rentenversicherung Bund und seit vielen Jahren ergänzt er mit dieser Tätigkeit die Angebote der Caritas - zunächst im "Offenen Ohr" an der Hohenhöveler Straße und seit dem Umzug auch im FAIR-Kaufhaus an der Oswaldstraße.
Wie lange, das weiß er selbst gar nicht aufs Datum genau. "Es muss seit 2009 oder 2010 sein", meint er. An sein letztes Gespräch in den Räumen an der Hohenhöveler Straße erinnert er sich aber noch sehr genau: "Da war schon alles für den Umzug in Tüten und Kartons verpackt und ich habe mir einen Platz
freigeräumt."
Das Stellen eines Rentenantrages ist für ihn oft der Abschluss einer intensiven Auseinandersetzung mit dem Arbeitsleben seines Gegenübers. "Das ist eigentlich das Einfachste", sagt er. Routine, denn er weiß genau welche Kästchen anzukreuzen und welche Felder auszufüllen sind. Kompliziert kann es vorher werden, wenn es gilt, den Versicherungsverlauf zu klären: Ausbildung, die unterschiedlichen Arbeitsstellen, Zeiten der Arbeitslosigkeit oder Erwerbsunfähigkeit. Wenn Unterlagen fehlen, kann das schwierig werden. An einen aufwendigeren Fall kann er sich noch erinnern. Da war eine Mutter im Alter von 55 Jahren gestorben und hatte ihre drei Kinder und ihren Ehemann hinterlassen. Er habe zunächst einen Rentenantrag für die Verstorbene gestellt, damit er anschließend Hinterbliebenenrente für den Ehemann und Halbwaisenrente für die drei Kinder beantragen konnte, erzählt Göbel.
Doch er weiß auch genau, wo seine Grenzen sind. "Ich bin der Einäugige unter den Blinden. Das reicht für 95 Prozent aller Fälle. Aber von allem, was mit Beschäftigungsverhältnissen im Ausland zu tun hat, davon lasse ich die Finger. Das ist zu kompliziert und die Profis müssen ran", sagt er. Als Beispiele nennt er den englischen Soldaten, der in Deutschland geblieben ist oder all die Menschen, die als Spätaussiedler nach Deutschland kamen. Auch die neue Grundrente ist für ihn kein Thema. "Wer Anspruch hat, muss nur warten. Da kommt von der Rentenversicherung Post ins Haus", sagt er.
Zum Fair-Kaufhaus kommt er einmal im Monat: am ersten Mittwoch von 15.30 bis 17.30 Uhr. Wer dann seine Dienste in Anspruch nehmen will, muss vorher telefonisch einen Termin ausmachen. "Rund ein Drittel der Fragen kann man dann schon klären", berichtet er. Und wenn viele Menschen beraten werden wollen, fährt er auch häufiger nach Bockum-Hövel. Hin und wieder sucht er die Beratungsbedürftigen auch auf, zum Beispiel wenn sie durch Krankheit nicht mehr mobil sind. "In diesen Fällen kommen vor allem die Ehrenamtlichen zum Einsatz", sagt er.
Sein Ehrenamt übt er bereits seit 2005 aus. Seither hat er rund 1500 Rentenanträge gestellt, sei es für eine Alters-, Hinterbliebenen- oder Erwerbsminderungsrente. Jedes Jahr hilft er rund 450 Menschen mit
seinem Wissen weiter. An diese Aufgabe ist er durch seinen Vater gekommen. "Ich habe das von ihm geerbt. Der hat es 35 Jahre lang gemacht", berichtet er. In einem intensiven, einwöchigen Einführungsseminar sei er fit gemacht worden. Und jedes Jahr gebe es ein einwöchiges Seminar, um alle Änderungen kennenzulernen und das Wissen aufzufrischen. "Da bekommt man schon sehr viel mit. Und wenn es besondere Fragen gibt, muss man sich einlesen und bei den Profis nachfragen. Ansprechpartner für ihn sind dann zunächst die Mitarbeiter beim Selbstverwaltungsbüro, die die Ehrenamtlichen betreuen.
"Herr Göbel ist eine große Bereicherung für uns", sagt Elisabeth Wulf von der Caritas. Sie koordiniert das FAIR-Kaufhaus und berichtet von vielen dankbaren Klienten. Hin und wieder bringe jemand auch mal eine Schachtel Pralinen vorbei, weil er sich so über die gute Beratung gefreut habe. Durch die Rentenberatung kämen viele Menschen ins FAIR-Kaufhaus, die diese Einrichtung zuvor gar nicht kannten und die nicht wussten, dass jedermann hier einkaufen kann. So habe Göbel durch seine Arbeit ebenfalls dazu beigetragen, neue Kunden und neue Spender zu gewinnen.
Auch Elisabeth Wulf selbst hat sich schon einmal durch Stephan Göbel beraten lassen und war hinterher sehr angetan, wie gut er die wichtigen Sachverhalte erklärt hat, wie strukturiert er ihre Fragen beantwortete und wie viel Sicherheit er ihr am Ende vermittelt hat.
Info
Sprechstunde ist immer am ersten Mittwoch im Monat von 15.30 bis 17.30 Uhr im FAIR-Kaufhaus in Bockum-Hövel, Oswaldstraße 21. Um telefonische Anmeldung unter der Nummer 02508/9987381 wird
gebeten.