Mit der Zunahme Alleinerziehender, dem Wegfall traditioneller Hilfssysteme wie der Großeltern und dem finanziellen Zwang, nach der Elternzeit schnell wieder in die Erwerbstätigkeit einzusteigen, steige der auf Müttern und Vätern lastende Druck, so Svenja Stadler. Dazu komme das unerreichbare Bild der idealen Familie, welches die Medien vorgeben. "In manchen Fällen kann dann auch die Verbindung zwischen den Eltern und ihren Kindern leiden", stellte sie fest. "Die Mütter und Väter verlieren sich teilweise in den an sie herangetragenen Ansprüchen, suchen Wege, dem Stress zu entfliehen und unterschätzen dabei die wichtige Aufgabe, ihren Kindern einen Rahmen zu geben und Grenzen aufzuzeigen." Sie habe Bedenken, ob diese Kinder zu verantwortungsvollen Erwachsenen heranwachsen und die Gesellschaft der Zukunft werden tragen können, so die Bundestagsabgeordnete. Die Vorsorge- und Rehamaßnahmen in den Kliniken im Verbund des Müttergenesungswerks würden einen wichtigen Beitrag dazu leisten, die Beziehung zwischen Müttern bzw. Vätern und ihren Kindern zu stärken und dadurch diese negativen Effekte des gesellschaftlichen Wandels abzuschwächen.
Dr. Katja Fischer, leitende Ärztin; Svenja Stadler, MdB; Andrea Eberhardt-Soumagne, Klinikleiterin.Nathalie Gehle
Andrea Eberhardt-Soumagne, Leiterin der Caritas-Mutter-Kind-Kliniken auf den Nordseeinseln Wangerooge und Langeoog, bemerkt in ihren Kliniken eine Zunahme an Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern. "Die Isolation während der Corona-Pandemie scheint teilweise massive Auswirkungen auf die Sozialisationsentwicklung von Kindern genommen zu haben. Ihnen fehlt es an Rücksichtnahme und Empathie oder auch einfach an der Fähigkeit, auf andere Kinder zuzugehen." Zudem sei die Zahl der Anfragen von Müttern mit Kindern mit aggressivem Verhalten und ADHS spürbar angestiegen.
Die in den Kliniken des Müttergenesungswerks durchgeführten dreiwöchigen Mutter-Kind- und Vater-Kind-Maßnahmen ermöglichen es belasteten Müttern und Vätern, durchzuatmen, zurückzutreten und die eigene Rolle zu reflektieren. Nicht nur die therapeutische Arbeit, auch der intensive Austausch mit Gleichgesinnten unterstützt ein Zurücksetzen verfestigter Probleme und eröffnet neue Perspektiven für eine nachhaltige, gesundheitsfördernde Wirkung im Alltag. Ein an Wichtigkeit zunehmender Bestandteil der Eltern-Kind-Vorsorge ist zudem die Verbesserung und Festigung der Beziehung zum Kind.
Im Rahmen ihres Besuchs sagte Stadler auch ihre Unterstützung für die in der Mutter-Kind-Klinik St. Willehad nötigen Renovierungs- und Sarnierungsarbeiten zu. Allein mit den für Vorsorge- und Rehamaßnahmen von den Kostenträgern zur Verfügung gestellten Tagessätzen sind viele Kliniken nicht in der Lage, Investitionsstaus zu beseitigen.
Seit 2018 ist die Bundestagsabgeordnete und stellvertretende niedersächsische SPD-Landesvorsitzende Svenja Stadler Kuratoriumsmitglied der Elly Heuss-Knapp-Stiftung, Müttergenesungswerk. 2019 übernahm die Mutter von zwei Kindern den Vorsitz. Als Mitglied im Haushaltsausschuss ist sie zuständig für den Etat des Bundesministeriums für Gesundheit sowie den Etat des Ministeriums für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend. In dieser Funktion kontrolliert sie die Haushaltsführung der Bundesregierung und entscheidet mit über die Verwendung von Steuergeldern.