Corona hält die Welt auch nach über einem Jahr seit Ausbruch der Virus-Pandemie fest im Griff, so auch die Menschen im Bistum Limburg. Homeoffice, Homeschooling, digitale Kontakte über Videochats sowie ein verändertes und an vielen Stellen stark eingeschränktes Freizeitverhalten prägen den Alltag. Die Caritas im Bistum Limburg ist sowohl in ihrer anwaltschaftlichen Rolle als auch aus Sicht der Einrichtungen und sozialen Dienste unmittelbar mit den Auswirkungen der Corona-Pandemie konfrontiert. Die Einrichtungen der Caritas zu schließen kam nicht in Frage, bieten sie doch Hilfe in akuten Krisensituationen, die sich durch Lockdowns, Kontaktbeschränkungen, Kurzarbeit oder Jobverlust teilweise noch verstärkt haben. Aus unserer praktischen Erfahrung wissen wir, dass die Pandemie Menschen in sozialen Notlagen in vielen Fällen besonders hart trifft. Kürzlich veröffentlichte Daten des Robert Koch-Instituts zeigen, dass die COVID-19-Sterblichkeit im Dezember 2020 und Januar 2021 in sozial stark benachteiligten Regionen um rund 50 bis 70 Prozent höher lag als in Regionen mit geringer sozialer Benachteiligung.[1] Generell ist zu beobachten, dass sozial benachteiligte Menschen ein deutlich höheres Risiko haben wegen schwerer Krankheitsverläufe im Zuge der Viruserkrankung ins Krankenhaus eingeliefert zu werden.[2] Dabei gilt: Je prekärer die Lebenssituation, desto gefährdeter sind die Menschen durch Corona.[3] Gleichzeitig nehmen wir als Lichtblick in der Krise wahr, dass Menschen in Eigeninitiative und unter teilweise widrigen Bedingungen Begegnung und Austausch organisiert haben, dass sich vielerorts kreative Ideen behaupten konnten und Notwendiges unbürokratisch möglich gemacht wurde. Die vielfältigen Möglichkeiten der Digitalisierung haben den Menschen einen gleichberechtigten Zugang und ein hohes Maß an Teilhabe ermöglicht. Menschen mit eingeschränkter Mobilität wurde ein neuer Zugang zur Welt zuteil; sie erleben Kunst, Kultur und Wissen ganz neu. Unsere Gesellschaft ist aufgefordert, die digitale Transformation konsequent voranzutreiben, bestehende positive Impulse aufzugreifen und die Krise als Beginn eines Aufbruchs zu nutzen.
I. Perspektive ‚Armut‘
1. Menschen in Krisensituationen
Beschreibung der aktuellen Situation:
Eine aktuelle Umfrage des Deutschen Caritasverbandes ergab: 67 % der Caritas-Schuldnerberatungsstellen in Hessen erlebten im Jahresverlauf 2020 mehr Zulauf als im vorangegangen Jahr. In 33 % der besagten Dienste war für viele der Ratsuchenden Kurzarbeit ein Thema. Ein ähnliches Bild ergibt sich auch in Rheinland-Pfalz.
Für Klein- und Soloselbstständige sowie Beschäftigte in Kurzarbeit - gerade die Personen, die besonders von der Krise getroffen wurden - gibt es keinen rechtlich verankerten Anspruch auf Schuldnerberatung. Es hängt von den Kommunen und Kreisen ab, wie restriktiv der Zugang gestaltet ist.
In hohem Maße von der Zunahme der Ratsuchenden betroffen sind die allgemeinen Sozialberatungen. Verstärkt sind unsere Berater*innen mit Anfragen konfrontiert, die das Thema Verschuldung aufgreifen. Wir nehmen wahr: Viele Menschen haben durch die Pandemie ihren Job verloren oder beziehen Kurzarbeitergeld. Auch wenn sich im Mai 2021 erste Anzeichen für eine Besserung am Arbeitsmarkt zeigen, so werden die Folgen der Corona-Pandemie laut Experten noch lange spürbar sein. Auch Minijobber*innen und Studierende, die in der aktuellen Krise ihren gewohnten Nebentätigkeiten nicht mehr nachgehen können, geraten in finanzielle Schwierigkeiten. Völlig unerwartet droht nun vielen Menschen der finanzielle Kollaps. Sie brauchen dringend Unterstützung und suchen nach unbürokratischer Hilfe.
Mit welchen Angeboten die Caritas bereits Unterstützung leistet:
Soziale Sicherung in der Krise - Verlässlich und kompetent
Neben den anerkannten Schuldnerberatungsstellen bieten die Caritasverbände im Bistum Limburg auch allgemeine Sozialberatungen an. Diese sind freiwillige Leistungen der Caritas, die nicht durch die öffentliche Hand refinanziert und allein aus Eigenmitteln bestritten werden. So leistet die Caritas bereits seit vielen Jahren einen wertvollen und verantwortungsbewussten Beitrag zur gesellschaftlichen Teilhabe, denn hier werden schnell und unbürokratisch existenzielle Notlagen bearbeitet - ohne lange Wartezeiten, ohne Prüfung der Zuständigkeit. Den Ratsuchenden zuzuhören und gemeinsam nach Lösungen zu suchen, hat hier oberste Priorität. Derzeit geraten diese Einrichtungen zunehmend unter Druck und können das hohe Beratungsaufkommen kaum noch bewältigen. Dies hängt unmittelbar auch mit dem hohen Beratungsaufkommen in den Schuldnerberatungsstellen zusammen.
Wofür die Caritas im Bistum Limburg steht:
Aus unserer Sicht muss eine flächendeckende, niedrigschwellige und öffentlich finanzierte Schuldnerberatung unverzichtbarer Teil der sozialen Infrastruktur und damit der öffentlichen Daseinsvorsorge sein. Sie muss für alle Personen zugänglich sein, unabhängig von der Inanspruchnahme von Sozialleistungen oder der beabsichtigten Beantragung von Insolvenzverfahren. Wir plädieren daher für ein Recht auf Beratung für alle und die Entwicklung und Finanzierung von niedrigschwelligen Angeboten für Klein- und Soloselbstständige. Die Kommunen müssen dort finanziell unterstützen, wo bereits unbürokratische Beratung stattfindet und wo die allgemeinen Sozialberatungen an ihre Belastungs- und Ressourcengrenzen stoßen.
2. Wohnungslose
Beschreibung der aktuellen Situation:
In der Wohnungslosenhilfe mussten wir feststellen, dass viele Landkreise und Kommunen ihre rechtswidrige Praxis der nur befristeten Unterbringung und Tagessatzauszahlung weitergeführt haben, obwohl Wanderbewegungen eigentlich verhindert werden sollten. Die entsprechenden Weisungen der Bundesagentur für Arbeit wurden ignoriert oder nur halbherzig umgesetzt. Um Abstände einhalten zu können, wurde das Notschlafplatzangebot verringert und Tagesaufenthalte geschlossen und nach Möglichkeit nach draußen verlagert. Wie wenig die Klient*innen im Blick der Politik sind, zeigte sich immer wieder dadurch, dass sie lange Zeit weder in der TestVO noch in der ImpfVO rechtssicher verortet waren und hier mehrfach nachgesteuert werden musste.
Mit welchen Angeboten die Caritas bereits Unterstützung leistet:
Unbürokratische Lösungen für Wohnungslose - Flexibel und kreativ
Beratungen im Bereich der Wohnungslosenhilfe fanden weiterhin statt, oft im Freien, am Fenster oder hinter großen Trennscheiben. So konnten auch Auszahlungen und Postausgaben weiterhin stattfinden. Aufsuchende Arbeit und Streetwork gewannen zusätzlich an Bedeutung. Alles in allem legten die Mitarbeitenden hier eine sehr große Flexibilität und Kreativität an den Tag, um die Menschen, denen nun auch alternative "Einkünfte" wie Flaschensammeln, Betteln, Musizieren etc. weggefallen sind, zu erreichen und zumindest mit dem Nötigsten zu versorgen. Neue Unterkunftsmöglichkeiten wurden organisiert, Hygienekonzepte gemeinsam mit den Betroffenen entwickelt und umgesetzt sowie Heizmöglichkeiten für die ins Freie verlegten Tagesaufenthalte angeschafft. Auch die Kommunikation mit den Leistungsträgern konnte in vielen Fällen nur über die Berater*innen der Beratungsstellen sichergestellt werden.
Wofür die Caritas im Bistum Limburg steht:
Die Caritas fordert eine rechtskonforme Auslegung sowohl des SGB II als auch des SGB XII sowie eine Beachtung des Ordnungsrechts. Die Tagessatzauszahlung darf nicht länger zeitlich befristet werden und die ordnungsrechtliche Unterbringung darf nicht länger restriktiv gehandhabt werden. Darüber hinaus muss die Praxis der vertreibenden Hilfen beendet werden. Die Kommunen müssen dafür sorgen, dass zusätzliche Wohnungen für Menschen in sozialen Notlagen entstehen. Jobcentermitarbeiter*innen müssen gerade in der Corona-Zeit erreichbar sein. Im HMSI muss eine Kompetenzstelle eingerichtet werden, die das Thema Armut und Wohnungsnotfälle auf der Agenda hat und als Schnittstelle zum Hilfesystem fungiert.
II. Perspektive Arbeit und Beschäftigung
Arbeitslose Menschen
Beschreibung der aktuellen Situation:
Wir erleben gesamtgesellschaftlich eine durch Lockdowns und Geschäftsschließungen verunsicherte Wirtschaft, eine volatile Beschäftigungssituation und blicken in eine ungewisse Zukunft. Im Januar 2021 waren 199.000 Menschen in Hessen ohne Arbeit, wie die Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit mitteilte.[4] Die Zahl der Arbeitslosen stieg damit innerhalb eines Monates um 11.800. Im Jahresverlauf 2020 befanden sich zudem hessenweit 230.000 Menschen in Kurzarbeit. Inzwischen erleben wir eine leichte Erholung der Beschäftigungssituation. Zum Stichtag am 12. Mai 2021 waren nur noch 181.982 Frauen und Männer in Hessen arbeitslos gemeldet. Vergleichbar stellt sich die Situation in Rheinland-Pfalz dar: Knapp 125.000 Menschen waren dort im Januar arbeitslos, 9.800 Menschen mehr als im Vormonat.[5] Auch dort hat sich inzwischen eine leichte Erholung eingestellt, die jedoch nicht zu einem Vorkrisenniveau der Arbeitslosenzahlen geführt hat.
Der Übergang von der Schule ins Berufsleben stellt für viele Jugendliche derzeit eine Belastungsprobe ohne echte Perspektive dar. Viele Jugendliche verlassen die Schule ohne Abschluss, finden keinen Ausbildungsplatz und scheitern in der für sie so wichtigen Phase des Berufseinstiegs - mit oftmals langfristigen Folgen für die Betroffenen. Im Jahr 2020 wurden laut Statistischem Bundesamt 9,4 Prozent weniger Ausbildungsverträge geschlossen als im Vorjahr.[6] Vor allem in Berufen, die vom Lockdown tangiert sind, wird weniger ausgebildet.
Auch Präsenzveranstaltungen zur Berufsorientierung wie z.B. Jobbörsen oder Ausbildungsmessen fallen weg.
Aus Sicht der besonders benachteiligten Gruppen am Arbeitsmarkt, insbesondere der Langzeitarbeitslosen, ergibt sich ein besonders düsteres Bild. Langzeitarbeitslose Menschen haben in der derzeitigen Krise kaum eine realistische Chance, am Arbeitsmarkt Fuß zu fassen oder über eine geförderte Beschäftigung an den ersten Arbeitsmarkt herangeführt zu werden. Viele Arbeitgeber sehen aufgrund der unsicheren Rahmenbedingungen aktuell davon ab, langzeitarbeitslosen Menschen über geförderte Beschäftigungsverhältnisse, wie beispielsweise im § 16i SGB II vorgesehen, einen Arbeitsvertrag und damit eine Beschäftigungsperspektive anzubieten.
Mit welchen Angeboten die Caritas bereits Unterstützung leistet:
Zukunft sichern durch Qualifizierung und Beschäftigungsprojekte
Die Caritas vertritt die Interessen arbeitsloser Menschen sowie von Arbeitslosigkeit bedrohten Menschen in Politik, Öffentlichkeit und Fachgremien. Sie hilft Menschen, die arbeitslos sind und/oder keine Berufsausbildung haben, bspw. über Arbeitsgelegenheiten oder andere geförderte Beschäftigungsprojekte, berufliche Erfahrungen zu sammeln, individuelle Fähigkeiten zu erwerben und sich auf den ersten Arbeitsmarkt vorzubereiten bzw. den Weg in eine existenzsichernde Erwerbstätigkeit zu finden. Die Caritas bildet aus - klassisch oder in außerbetrieblichen Einrichtungen mit sozialpädagogischer Betreuung und individueller Förderung. Sie bietet Fort- bzw. berufliche Weiterbildung an, so zum Beispiel zur Pflegeassistenz und Betreuungskraft (§ 53c SGB XI).
Wofür die Caritas im Bistum Limburg steht:
Eine soziale Integration bedeutet nach Auffassung der Caritas immer auch eine Integration in Arbeit. Eine dauerhafte berufliche Perspektive ist für junge Menschen ohne Berufsausbildung, aber auch für langzeitarbeitslose Menschen, in Zeiten der Krise, in der sich soziale Notlagen verstärken und Benachteiligungen sichtbarer werden, wichtiger denn je. Die Caritas regt an, für Menschen mit besonderen Zugangshindernissen am Arbeitsmarkt eine individuell angemessene und sozialpolitisch sinnvolle, dauerhafte Beschäftigungsperspektive aufzubauen und langfristig zu etablieren (Stichwort "Sozialer Arbeitsmarkt"). Für junge Menschen müssen Angebote zur Berufsorientierung ausgebaut sowie passgenaue Projekte der Berufsqualifizierung weiterentwickelt werden.
III. Perspektive der Familien
Kinder und Jugendliche, Alleinerziehende und Familien
Beschreibung der aktuellen Situation:
Die Kinder- und Jugendarmut verharrt seit Jahren auf einem konstant hohen Niveau, trotz langer Phasen guter wirtschaftlicher Entwicklung und obwohl es in den vergangenen Jahren zahlreiche sozial- und familienpolitische Reformen gab. Kinderarmut ist seit Jahren ein ungelöstes strukturelles Problem in Deutschland. Wovon wir ausgehen müssen: Die Corona-Krise wird die Situation für arme Kinder und deren Familien noch weiter verschärfen. Bedingt durch die Pandemie geraten derzeit viele Menschen in Kurzarbeit, entsprechend verschlechtert sich die finanzielle Situation für viele Familien auch im Bistum Limburg. Die Schließung von Kitas und Schulen während des Lockdowns im Frühjahr 2020 hat gezeigt, dass insbesondere Familien und Alleinerziehende übermäßig stark durch die Krise belastet werden.
Die fehlende Betreuung und in vielen Familien mangelnde Ausstattung mit Laptops und schnellem Internet hat mit Blick auf das Homeschooling eine zusätzliche Benachteiligung von Kindern in Gang gesetzt, deren Lebenswirklichkeit bereits vor der Krise von Armut, Ausgrenzung und mangelnder sozialer Teilhabe gekennzeichnet war. Für viele Kinder fehlte mit der Schließung der Schulen und Kitas plötzlich die einzige warme Mahlzeit des Tages. Zusätzlich entfiel die Hausaufgaben- und Nachmittagsbetreuung - die für Kinder so wichtige soziale und pädagogische Förderung.
Die besonders belastende Situation Jugendlicher und junger Menschen:
Jugendliche und junge Erwachsene befinden sich in einer Lebensphase, in der das Miteinander in Peergroups und Beziehungen von wesentlicher Bedeutung ist und in der sie normalerweise Eigenständigkeit lernen sowie eine stärkere Unabhängigkeit erproben können. Problematisch ist zudem die erzwungene Enge der Familiensysteme, die Aggressionen immer weiter ansteigen lässt - und nicht ohne Auswirkungen bleibt für Heranwachsende, ob als Betroffene oder als Beobachtende.
Ansteigen psychosozialer Belastungen und Zunahme der häuslichen Gewalt:
Eine besonders bittere Wahrheit der Krise: Die kürzlich veröffentlichte polizeiliche Kriminalstatistik 2020 für Hessen belegt eine Zunahme der häuslichen Gewalt.[7] Die psychosoziale Belastung innerhalb der Familien nimmt zu, das macht auch der gestiegene Beratungsbedarf in den Erziehungsberatungen sowie den Trennungs- und Scheidungsberatungen deutlich.
Mit welchen Angeboten die Caritas bereits Unterstützung leistet:
Unterstützung und Angebote auch in Krisenzeiten
Die Caritas unterstützt Kinder, Jugendliche und Familien durch ambulante Hilfen wie die Beratung bei Trennung und Scheidung, Erziehungsberatung, Sozialpädagogische Familienhilfe, Sozialpädagogische Lernhilfe oder die Intensive Sozialpädagogische Einzelbetreuung und, wenn ein Zusammenleben in der Familie nicht mehr möglich ist, durch Heime und sonstige betreute Wohnformen. Alle Angebote wurden in den letzten Monaten auch auf digitale Formate umgestellt bzw. wurden an die besonderen Erfordernisse der Pandemie angepasst.
Auch die Kindertageseinrichtungen haben in den vergangenen Monaten auf vielfältige Weise die Familien unterstützt und trotz Schließungen und Notbetreuung Kontakte zu Kindern und Familien gehalten und eigene Betreuungsangebote entwickelt.
Wofür die Caritas im Bistum Limburg steht:
Die Caritas fordert von den politisch Verantwortlichen, die psychosoziale Belastung der Kinder, Jugendlichen und Familien stärker in den Blick zu nehmen. Das Bereitstellen von Ressourcen, um die Bildungsbenachteiligung von Kindern und Jugendlichen auszugleichen, wird begrüßt.
Angesichts der steigenden Anmeldungen in der psychosozialen und psychologischen Beratung muss die Finanzierung dieser Dienste dauerhaft gesichert und, wo immer möglich, zumindest temporär aufgestockt werden.
IV. Perspektive Altenhilfe und Pflege sowie Menschen mit Behinderung
1. Alte, kranke und pflegebedürftige Menschen
Beschreibung der aktuellen Situation:
Vom Gesetzgeber geforderte, notwendige Anforderungen an Hygiene- und Schutzmaßnahmen, die aufgrund von Landes- und Bundesverordnungen häufig geändert werden, müssen mit teils knappen Personalressourcen in stationären und ambulanten Einrichtungen umgesetzt werden. Die verordnete Durchführung von Corona-Testungen am Personal und an den Besuchern bindet zusätzliche Personalkapazitäten. Die Bundeswehr hat die Tests erfolgreich unterstützt. Der Einsatz wurde allerdings Ende April beendet, obwohl das System in der Krise sehr gut funktionierte.
Zum Schutz der besonders vulnerablen Personengruppe in den Einrichtungen wurde Anfang des Jahres das Impfkonzept des Bundes umgesetzt - ein Kraftakt, der durch das Personal der Einrichtungen mit großem Engagement durchgeführt wurde. Gerade diesem Engagement ist es zu verdanken, dass es gelungen ist, in kurzer Zeit alle Bewohnerinnen und Bewohnern der Caritas-Einrichtungen mit einem vollständigem Impfschutz zu versehen.
Mit welchen Angeboten die Caritas bereits Unterstützung leistet:
Wir machen uns stark für zukunftssichere Perspektiven in der Altenhilfe und Pflege
Wir haben uns dafür stark gemacht, dass die Refinanzierung von Testungen gesichert und externe Hilfen für unsere Einrichtungen zum Einsatz kommen. Mit dem Hessischen und Rheinland-Pfälzischen Sozialministerium, sowie mit der PflegeGesellschaft Rheinland-Pfalz haben wir aktiv an guten und umsetzbaren Lösungen zu den Besucherregelungen in unseren Einrichtungen gearbeitet. Durch die stetige und enge Rückkopplung mit der Hessischen Landesebene hatten wir die Möglichkeit, auf sich ständig veränderte Situationen schnell zu reagieren.
Wofür die Caritas im Bistum Limburg steht:
Erfreulich ist, das die Erstimpfungsquote bei den Bewohnerinnen und Bewohnern in unseren stationären Pflegeinrichtungen bei 100% liegt. Die Zweitimpfungsquote bemisst sich zum heutigen Stand auf 80%. Analog hierzu wurden ebenso all unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geimpft. Nicht nachvollziehbar und intransparent ist die Impfquote in den ambulanten Versorgungsstrukturen. Eine strukturierte Erfassung der Daten liegt der Caritas bedauerlicherweise nicht vor. Hierzu braucht es dringend Klarheit und Transparenz um aktiv auf eine lückenlose Durchimpfung hinzuwirken.
Unserer Einrichtungen müssen weiterhin bei den starken Ressourcen verbrauchenden Corona-testungen durch Dritte unterstützt werden. Bewährt hat sich die geförderte Unterstützungsmaßnahme durch den Einsatz der Bundeswehrsoldat*innen - diese sollte bis Ende des Jahres 2021 weiterhin in Anspruch genommen werden können.
Eine längerfristig gesicherte Refinanzierung zur Deckelung von Mindereinnahmen und zur Finanzierung von Corona-bedingten Mehrausgaben sehen wir als unerlässlich zum nachhaltigen Erhalt unserer Angebote für pflegebedürftige Menschen an.
2. Menschen mit Behinderungen
Beschreibung der aktuellen Situation:
Menschen mit Behinderungen haben teilweise wegen bestehender Vorerkrankungen eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für schwere Krankheitsverläufe und damit verbundenen Krankenhausaufenthalten. Insgesamt stellen wir fest, dass die Corona-Krise die Inklusion und die Teilhabe von Menschen mit Behinderungen zurückgeworfen hat. Durch das Betretungsverbot der Werkstätten für behinderte Menschen im Frühjahr/Sommer 2020 konnte über viele Monate hinweg eine Teilhabe am Arbeitsleben nicht stattfinden. Auch in den besonderen Wohnformen ist es eine große Herausforderung, die Teilhabe von Menschen mit Behinderungen während der Pandemie sicherzustellen. Besuche von Angehörigen waren nicht gestattet, Freizeitangebote konnten nicht stattfinden. Darüber hinaus wurde in der Krise die Schwäche der Gesundheitsämter sichtbar. Die Gesundheitsämter waren telefonisch für die Einrichtungen und Dienste zeitnah nicht erreichbar.
Mit welchen Angeboten die Caritas bereits Unterstützung leistet:
Wir ermöglichen neue Wege zur Teilhabe von Menschen mit Behinderungen
Die Einrichtungen und Dienste der Caritas haben kreative Lösungen entwickelt, um eine Teilhabe von Menschen mit Behinderung am Arbeitsleben weiterhin zu ermöglichen. Die Arbeit wurde den Betroffenen quasi nach Hause gebracht. Die Mitarbeitenden aus den Werkstätten haben mit hohem Engagement dazu beigetragen, die Unterstützung der Menschen mit Behinderungen in den besonderen Wohnformen während der Pandemie sicherzustellen.
Wofür die Caritas im Bistum Limburg steht:
Eine zentrale Erkenntnis der Corona-Krise ist, dass Menschen mit Behinderung nicht alleine gelassen werden dürfen. Sie brauchen verlässliche soziale Kontakte, gute Betreuung und Begleitung. Dafür muss es eine gesetzliche Regelung im Recht der Eingliederungshilfe geben, die auch die Kostenübernahme von Assistenz im Krankenhaus für Menschen mit Behinderungen regelt. Wünschenswert ist eine stärkere Trennung von "Pflege" und "Eingliederungshilfe" bei Verordnungen, Schutzkonzepten und Gremien auf der Landesebene, um die besonderen Belange der Eingliederungshilfe stärker zu berücksichtigen.
Limburg, 02.06.2021
Jörg Klärner, Diözesancaritasdirektor
Stefan Baudach, Referent für Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik
[1] Robert Koch-Institut: https://www.rki.de/DE/Content/GesundAZ/S/Sozialer_Status_Ungleichheit/Faktenblatt_COVID-19-Sterblichkeit.html (abgerufen am 26.03.2021)
[2] Tagesschau: https://www.tagesschau.de/inland/corona-sozial-schwache-101.html (abgerufen am 29.03.2021)
[3] Frankfurter Rundschau: https://www.fr.de/meinung/kommentare/corona-krise-deutschland-bundestagswahl-2021-armut-politik-spd-rki-statistik-90246648.html (abgerufen am 29.03.2021)
[4] Hessenschau online: https://www.hessenschau.de/wirtschaft/corona--und-saison-effekt-jetzt-steigt-die-zahl-der-arbeitslosen-in-hessen-,arbeitslosenzahlen-januar-104.html (abgerufen am 17.03.2021)
[5] SWR Aktuell: https://www.swr.de/swraktuell/rheinland-pfalz/arbeitsmarkt-januar-102.html (abgerufen am 17.03.2021)
[6] Statistisches Bundesamt: https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2021/04/PD21_187_212.html (abgerufen am 06.05.2021)
[7] Hessisches Ministerium des Innern und für Sport: https://innen.hessen.de/presse/pressemitteilung/polizeiliche-kriminalstatistik-2020 (abgerufen am 17.03.2021)