Anthony Chettri
„Die wirtschaftliche Entwicklung und Modernisierung Kolkatas und Indiens macht mich traurig“, sagt Anthony Chettri, Regionalmanager der Caritas Indien. Der 34-jährige Sozialarbeiter fügt hinzu: „Es profitieren nur zehn Prozent der Bevölkerung vom Wachstum. Die restlichen 90 Prozent verbleiben in ihrer Armut. Mehr noch, sie sind betroffen von Umsiedlung, Landraub und verlieren dadurch nicht selten ihre Existenzgrundlage. Darum schert sich keiner.“
Ein Sozialromantiker ist Anthony nicht. Er hat in Mumbai seinen Master in sozialer Arbeit gemacht und versucht, für die mannigfaltigen Probleme der Ärmsten im Westen Indiens in Projekten der Caritas kluge Lösungen zu finden: Immer mit einer Aktivierung der Dörfer oder Siedlungen, oft in der Beratung und enger Zusammenarbeit mit Gemeinderäten und Regierungsvertretern, nie mit einem reinen Versorgungsansatz.
In Indien gibt es staatliche Sozialleistungen. Doch viele Betroffene brauchen Hilfe, damit sie sich Dokumente wie Geburtsurkunden beschaffen können, um die nötigen Anträge zu stellen. Mit der neuen Regierung hat sich nun einiges verbessert: Der Staat unterstützt den Schulbesuch stärker und hilft auch das Schulmaterial mitzufinanzieren. Es gibt neue staatliche Einkommensbeschaffungsprogramme, die eine Bezahlung von 100 Tagen Arbeit gewährleisten, egal, ob die Kommune tatsächlich geeignete Arbeitsplätte zur Verfügung stellt. Mitarbeitende der Caritas setzen sich mit den Gemeinderäten und Distriktverwaltern zusammen. Gemeinsam suchen sie nach Arbeitsmöglichkeiten in den Gemeinden. Den Ärmsten stärkt Anthony Chettri den Rücken und hilft ihnen ihre verbrieften Rechte einzufordern.
September 2012