Mindelheim/Augsburg, 10.01.2008 ( pca ) . Der Augsburger Diözesan-Caritasdirektor und Domkapitular Prälat Peter C. Manz hat sich nun in die Diskussion um die Verschärfung des Jugendstrafrechtes eingeschaltet. Beim Neujahrsempfang der Stadt Mindelheim am Mittwoch Abend sagte er in seiner Festrede: „Wenn wir es nicht hinbekommen, den betroffenen Jugendlichen neben klaren Grenzen für ihr Verhalten und neben dem Wissen um das Gewaltmonopol des Staates am Ende einer Therapie auch eine Erfahrung von Solidarität und neuer Perspektive mitzugeben, werden wir nichts gewonnen haben.“ Es müsste das eigentliche Ziel aller Maßnahmen sein, „die Fähigkeit zur gegenseitigen Solidarität wieder aufzubauen“, sagte Manz. „Darum darf die Diskussion nicht nur bei Sanktionsmöglichkeiten stehen bleiben.“
Seine Forderung stellte der Diözesan-Caritasdirektor in den Zusammenhang seiner Einschätzung der gesellschaftlichen Entwicklung in Deutschland, die er mit sehr großer Sorge verfolgt. Nach allen vorliegenden Daten werde seiner Überzeugung nach der Graben zwischen Arm und Reich immer tiefer werden. Da entstehe ein sozialer Sprengstoff mit wachsender Hoffnungslosigkeit. „Diese schafft aber keine Bereitschaft zur Versöhnung, verfestigte Ungleichheit gebiert nur Hass“, fügte er hinzu. Der Politik schrieb er deshalb in seiner Festrede sehr deutlich ins Stammbuch: „Wer meint, die soziale Frage verdrängen zu können, zeigt, dass er kein Interesse am Frieden in diesem Land hat; er wird nicht nur Wahlen verlieren, sondern macht sich mitschuldig an einer schleichenden Destabilisierung unserer Gesellschaft.“
Seine Überlegungen untermauerte er mit Fakten. Die Einkommensarmut der Menschen, die weniger als 40 Prozent des Durchschnittseinkommens haben, sei in den vergangenen sieben Jahren in Folge gestiegen. Fast ein Zehntel der Bevölkerung leben in verfestigter Armut, wovon nach wie vor Arbeiter, vor allem Arbeiterfamilien mit Migrationshintergrund oder mehreren Kindern betroffen sind. Fast zwei Millionen Kinder unter 15 Jahren seien von Hartz-IV betroffen. 1,5 Millionen Menschen haben in Deutschland eine Vollbeschäftigung und brauchen dennoch Unterstützung durch Hartz-IV-Gelder . Mit Sorge verfolgt der Augsburger Diözesan-Caritasdirektor auch die Entwicklung der Altersarmut. „Fast zwei Drittel der künftigen Rentner werden ihren Lebensstandard deutlich senken müssen, knapp jedem Dritten droht sogar die Altersarmut.“