Wohnungslose und von Wohnungslosigkeit bedrohte Menschen befinden sich in einer prekären Lebenslage. Es besteht ein breiter fachlicher Konsens, dass die fehlende oder unzureichende Wohnung häufig nur das äußere Erscheinungsbild von komplexen, einander bedingenden Problemen ist. Entsprechend sind die Hilfeangebote der Wohnungslosenhilfe darauf ausgerichtet, diesen Menschen neben der Versorgung mit Wohnraum konkrete, niedrigschwellige Alltagshilfen anzubieten, wie auch eine Perspektive für ihr Leben und die Möglichkeit gesellschaftlicher Teilhabe zu eröffnen. Dabei ist die Vermeidung von Wohnungslosigkeit die beste Hilfe. Daher arbeiten die Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe präventiv, soweit dies die Rahmenbedingungen zulassen.
In den letzten Jahren ist wieder ein Anstieg der Wohnungslosigkeit festzustellen. So stieg die Zahl der Wohnungslosen von 227.000 Personen im Jahr 2008 auf 335.000 in 2014 an. Es ist davon auszugehen, dass auch aufgrund der Zuwanderung aus Ländern der EU und durch die wachsende Zahl von Flüchtlingen, diese Zahlen weiter steigen werden - insbesondere aufgrund der Wohnungsknappheit in den Ballungszentren. Allerdings gab es trotz dieser steigenden Zahl der Wohnungslosen keine spezifische Ausweitung der Ressourcen der Wohnungslosenhilfe.
Der Zugang zu bezahlbarem Wohnraum, aber auch die Begleitung und Beratung der betroffenen Personen sowie die Vermittlung von passgenauen sozialen und gesundheitlichen Hilfen stehen im Mittelpunkt der Wohnungslosenhilfe der Caritas. Viele Einrichtungen berichten, dass es kaum möglich ist, die Klient(inn)en nach erfolgreichen Maßnahmen von den Einrichtungen wieder in Wohnraum zu vermitteln. Dadurch verbleiben diese Menschen oft länger als notwendig in den Hilfesystemen der Wohnungslosenhilfe, da es keine Entlassung auf die Straße oder ein Beenden von Hilfeprozessen ohne angemessene Weiterführung der Unterstützung geben soll.
Dieses Papier fasst zentrale Anliegen der Caritas-Wohnungslosenhilfe an die Entscheidungsträger auf Bundes-, Landes- und Kommunalebene zusammen und zeigt entsprechende Lösungsvorschläge auf. Dabei haben wir den Bereich "Arbeit mit Ausländer(inne)n" hier nicht gesondert behandelt, da dies den Rahmen des vorliegenden Positionspapiers sprengen würde. Wir werden dies auch vor dem Hintergrund der Zuwanderung von EU-Ausländer(inne)n und Flüchtlingen nach Deutschland in eigenen Positionierungen aufgreifen. Die in diesem Positionspapier benannten politischen Herausforderungen betreffen aber auch EU- Ausländer und Flüchtlinge. Aufgrund der hohen Zahl von Flüchtlingen und Schutzsuchenden nehmen die angesprochenen Themen an Dringlichkeit zu. Verhindert werden muss eine verschärfte Konkurrenz um Ressourcen zwischen unterschiedlichen Gruppen von Benachteiligten.