Digitale Kulturwelten können zur Identitätsfindung beitragen
Jan Kuhn veranstaltet am Donnerstag, den 28. März 2019, beim Caritaskongress die Session "Von PrimeTime zu YourTime – Formatierungen von Identität und Wirklichkeit in digitalen Kulturräumen".
Jan Kuhn vom Zentrum für angewandte Pastoralforschung an der Ruhr-Universität Bochum.Jan Kuhn
Sie bezeichnen sich als digitaler Brückenbauer. Welche Ufer wollen Sie verbinden?
Der Metapher des "Brückenbauens" kann ich einiges abgewinnen, da sie den Austausch zwischen zwei Regionen ermöglicht. Ich glaube, dass es gerade im kirchlichen Bereich noch reichlich Vorbehalte gegenüber digitalen Kulturräumen gibt, dies würde ich gerne ändern.
Welche Vor- und Nachteile hat aus Ihrer Sicht der digitale gegenüber dem realen Kulturraum?
Ich habe nicht den Eindruck, dass der digitale Kulturraum als nicht real empfunden wird. Wenn in einer Fernbeziehung der abendlich rituelle Skypecall sehnsüchtig erwartet wird, dann ist das ebenso wie Cybermobbing ganz real. Vorteile digitaler Technologie sehe ich in der Entgrenzung von Zeit, Raum und teilweise sogar Sprache, weil das Leute stärker zusammenrücken lässt. Kritisch sehe ich die Monopolisierung digitaler Infrastruktur durch einige wenige Großkonzerne, die wir alle bereitwillig nutzen, aber deren Entwicklung nicht in allen Punkten positiv zu bewerten ist.
Was ist für Sie die wichtigste Kommunikationsregel im digitalen Kulturraum?
Ich glaube, wer ernsthaft an langfristiger Kommunikation mit einer anderen Person interessiert ist, hält sich automatisch an gewisse Regeln des zwischenmenschlichen Austausches. Wo dies aufgrund von anonymen oder kurzfristigen Kontakten nicht angelegt ist, sollte man den ein oder anderen emotionalen Übersetzungsfehler einkalkulieren. Don’t feed the troll.
Wieso sollte sich gerade ein kirchlicher Akteur medienkritisch in die gesellschaftliche Diskussion einbringen?
Kirchliche Akteure sollten sich nicht nur generell an produktiven gesellschaftlichen Diskursen beteiligen, sondern sich zum Dienstleister an der Sache machen und dafür sorgen, dass dieser gesellschaftliche Diskurs gelingen kann. Eine Kirche, die das forciert, erkennt nicht nur die Schwächen sondern auch die Stärken von digitalen Kulturwelten und nutzt diese zur Förderung individueller Identitätsfindung und Gotteserfahrung.
Zur Person:
Jan Kuhn, 31, ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentrum für angewandte Pastoralforschung an der Ruhr-Universität Bochum. Der katholische Theologe befasst sich in seiner Promotion mit der Frage, inwiefern sich in jüngster Vergangenheit - vollkommen unbemerkt - neue Orte der Kreation kultureller Ausdrucksformen und Sprachen entwickelt haben und was dies für die kirchlichen Kommunikationsstrukturen bedeutet.
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