Der staatlich anerkannte Erzieher, der zuvor in der intensivpädagogischen Eins-zu-eins-Betreuung tätig war, war gerade da, schon musste er den ersten Lockdown umsetzen. Zudem managte er erst kürzlich die vorübergehende Schließung der Einrichtung, nachdem mehrere Mitarbeiterinnen positiv getestet wurden.
"Der Sprung in die Kita-Leitung bei der Caritas bedeutete für mich echtes Neuland - und nach 13 Tagen kam der Lockdown", so der 29-jährige Vater von zwei Söhnen. Das habe sofort die Klärung bislang unbekannter Fragestellungen bedeutet: "Wer durfte noch betreut werden und welche Elternberufe sind systemrelevant?", schildert Brockmann die plötzlich wichtigen Fragen. Schnell waren es 16 Kinder in der Notbetreuung. "Das ist natürlich eine andere Größe als die 57 Kinder, die wir hier normalerweise betreuen", so der Leiter.
Das Filtern der vielen Nachrichten wurde zur Herausforderung: Informationen des Trägers, der Caritas, des Erzbistums Paderborn, des Landes und der Stadt, sowie aus den Medien galt es abzustimmen. "Es gab ja immer neue Fragen, die niemand aus dem Stegreif beantworten konnte", so Brockmann. Da habe ihm seine frühere Berufserfahrung geholfen. "Bei der Intensivbetreuung gibt es ebenfalls täglich neue Herausforderungen", erklärt der Fachmann. So gesehen habe sich der Wunsch der Caritas Hamm, die Stelle mit jemandem zu besetzen der einen anderen Hintergrund habe, ausgezahlt.
Als sich die Lage zum Ende des Kindergartenjahres im Sommer etwas normalisierte, zog wieder der Alltag ein, so Brockmann. "Einige Kolleginnen schmiedeten Urlaubspläne und dann kam ein Anruf, der noch einmal alles veränderte", sagt der Einrichtungsleiter. Am Sonntag, dem 20. September, informierte ihn eine Mitarbeiterin, dass sie positiv getestet worden sei. "Da habe ich natürlich umgehend Kontakt mit dem Gesundheitsamt aufgenommen", sagt Brockmann. Die Kollegin war in zentraler Funktion und hatte Kontakt mit allen Gruppen. So entschied der zuständige Bereitschaftsarzt die umgehende Schließung. "So waren wir eine der zwei ersten Kitas in Hamm, die vollständig geschlossen waren", erinnert sich Brockmann.
Diese Entscheidung war aber richtig: Infolge der Untersuchungen wurden weitere Mitarbeiterinnen positiv getestet. Nach der Quarantäne folgte am 25. Oktober ein weiterer positiver Test in der Einrichtung. Die Betroffene konnte aber einer Gruppe konkret zugeordnet werden. So war keine Gesamtschließung mehr nötig.
Doch gebe es immer noch genügend Herausforderungen, sagt der Leiter. Aber er bereue seine Entscheidung als Kita-Leiter zur Caritas zu wechseln nicht: "Ich finde es sehr wichtig, dass Kinder von klein auf männliche und weibliche Vorbilder haben", so Brockmann. Daher wünsche er sich noch mehr "Nachahmer".
Alle im Team zeigten viel Einsatz und er habe selbst gerne den "Begrüßungsdienst" übernommen. "Dann stehe ich mit Maske draußen und messe die Temperatur der Kinder", so Brockmann. Bei der Gelegenheit könne er auch mit den Eltern sprechen und deren Fragen beantworten. Oft frage er sich, was diese Krise mit der Gesellschaft mache: "Was sollen denn berufstätige Mütter in nicht systemrelevanten Berufen tun, wenn der Jahresurlaub schon aufgebraucht ist?", fragt der Leiter. Er hoffe nur, dass die Corona-Krise bald ein Ende findet.