Im Juni 2024 war eine Caritas-Delegation aus dem Bistum Hildesheim auf Initiative des Caritasverbandes Südniedersachsen auf den Kanarischen Inseln, um eine mögliche Kooperation mit dem spanischen Regionalverband im Atlantik auszuloten. Seit Sonntag sind nun die Caritas-Kolleg:innen zu Gast in Hildesheim.
Es gab ein herzliches Wiedersehen, bevor sich die Gruppe in das voll gepackte Programm stürzte. Caya Suárez Ortega, die Generalsekretärin des Kanarischen Verbandes nimmt schon jetzt von dem Besuch viel mit: "Es hat mich angenehm überrascht zu sehen, wie sich die Caritas den Umständen anpassen kann. Wir haben bei uns und hier unterschiedliche Lebenslagen, trotzdem haben wir die gleiche Mission. Ich kann auf dieser Reise viel lernen, aber auch Wissen teilen.”
Nach einer Einführung in die Strukturen der hiesigen Caritas durch Caritasdirektorin Dr. Marie Kajewski gab es eine angeregte Diskussion über Finanzierungsquellen. Bischof Heiner Wilmer und Generalvikar Martin Wilk nahmen sich am Dienstagnachmittag die Zeit die deutsch-spanische Gruppe am Domhof zu begrüßen. Nach einer Domführung schloss sich am Abend ein spanischer Gottesdienst an - ein stimmungsvolles Erlebnis im 1.000 Jahre alten Mariendom. Für Bischof Heiner Wilmer ist der Besuch der Beginn einer langen Kooperation: es werde "ein Wiedersehen” geben
Am Mittwoch und Donnerstag lernen die Mitarbeitenden und Ehrenamtlichen des Caritasverbandes für die Kanarischen Inseln die Vielfalt der Caritas im Bistum Hildesheim kennen. Die Kanarischen Inseln gehören neben Andalusien zu den ärmsten Regionen Spaniens. Daher interessieren sich die Gäste besonders für Projekte zur Armutsbekämpfung. In Bremen-Vegesack wird ihnen daher die Arbeit der Formularlotsen, der Schwangeren- und der Jugendmigrationsberatung vorgestellt.
Und da im vorletzten Jahrhundert auch von den Kanarischen Inseln Hunderttausende vor der Armut fliehen mussten, stand das Auswanderermuseum in Bremerhaven auf dem Programm. Migration ist auch deshalb ein wichtiges Thema, weil heute die Inseln im Atlantik das Ziel vieler verzweifelter Afrikaner:innen sind, die übers das Meer nach Europa zu gelangen versuchen. Auf Gran Canaria gibt es ganze Schiffsfriedhöfe, die von der Flucht mit tödlichem Ausgang zeugen. Auch beim Besuch des Caritasverbandes Südniedersachsen mit dem Inklusiven Campus standen die drängenden sozialen Probleme auf der Tagesordnung, etwa beim Besuch des Migrationsprojekts "Bonveno" in Göttingen. Beim "Mittagstisch" in der Gemeinde St. Michael wird die Gruppe mit den Menschen ins Gespräch kommen, die hier seit 1990 ein warmes Essen für wenig Geld bekommen können. Auch auf den Kanarischen Inseln sind solche Mittagstafeln wichtige Anker der sozialen Arbeit.
In Hannover wird der Caritasverband Hannover am Donnerstag seine Arbeit präsentieren. Er hat sich auf die Wohnungslosenhilfe spezialisiert und stellt mit zahlreichen Projekten wie Krankenwohnung, Straßenambulanz, Gesundheitssprechstunde auch die medizinische Versorgung von Obdach- und Wohnungslosen sicher. Auch auf den Kanarischen Inseln ist die Wohnungsnot ein großes Thema, da es im Vergleich zu Unterkünften für Toursti:innen kaum erschwingliche Angebote für die Einheimischen gibt und daher Obdachlosigkeit verbreitet ist.
Das Programm schließt mit dem Thema Fachkräfte ab. Da gibt es schon die praktische Umsetzung infolge der Reise 2024. Die Schülerinnen und Schüler der Elisabeth-von-Rantzau-Schule in Hildesheim haben die Möglichkeit als Teil ihrer Ausbildung ein Praktikum in einer kanarischen Caritas-Einrichtung zu machen. Die Insel Teneriffa war da eine erste Station. Ganz ähnlich - nur andersherum: das Projekt "Adelante". Die hannoversche Initiative unterstützt junge Menschen aus Spanien auf ihrem Weg ins Berufsleben. Sie erhalten über "Adelante" die Möglichkeit, eine Anpassungsqualifizierung in Betrieben und Kindertagesstätten in der Region Hannover zu absolvieren.
Teil der Gruppe sind: María José, ehrenamtliche Koordinatorin Caritasverband der Kanarischen Inseln, Caya Suárez Ortega, Generalsekretärin, Holger Gatzenmeyer, Vorstand des Caritasverbandes Südniedersachsen e.V, Gustavo Nuez García, ehrenamtlicher stellvertretender Caritas-Direktor, Generalvikar Martin Wilk, Bischof Heiner Wilmer, Prof. Alois-Ernst Ehbrecht, Oberstudiendirektor, BBS Elisabeth-von-Rantzau-Schule, Alicia Aguiar Díaz, Referentin für soziale Angebote und den Bereich Beschäftigung, Dr. Marie Kajewski, Diözesan-Caritasdirektorin, Sabine Lessel-Dickschat, Teamleitung Tageseinrichtungen für Kinder, Agnieszka Krawczyk-Balon, Teamleitung Sozialpolitik, Francisca Sánchez Manzanares, Teamleitung des Caritasverbandes Hannover e.V. (Dolmetscherin).