Die Hände mit Öl getränkt kreisen die Finger der Mütter auf dem Rücken ihrer drei bis vier Monate alten Kinder. Vom Steißbein bis zu den Schultern. Ringförmig umschließen sie dann die Beine ihrer Neugeborenen von der Leiste bis zur Ferse und wieder zurück. Und wiederholen das Gleiche am Abend vor dem zu Bett Bringen.
"Vor allem die Zeit schätze ich, die ich hier alleine mit meinem Kind verbringe", ist die 34-jährige Chantal genauso wie die anderen Mütter an diesem Vormittag bei der Caritas in Brake dankbar. Klar ist: Alle Handys bleiben in der Zeit in den Taschen.
Bis zu sechs junge Frauen sind es, die fünf Mal jeweils für eine Stunde zur Babymassage kommen. Ein "Geschenk fürs Leben" nennt Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin Iris Dobrinski ihr Angebot. Das auch deshalb so kostbar sei, weil es in der Wesermarsch nur wenig Gruppenangebote zur Geburtsvorbereitung und direkt danach gebe, weiß die dortige Caritas-Beraterin Ursula Heyer.
Dass der Draht von Vater und Mutter zu ihrem Neugeborenen gut wird, ist auch das Ziel aller 16 Beraterinnen zwischen Delmenhorst und Damme. Genau 1878 Ratsuchende kamen im vergangenen Jahr in die 12 Stellen von Sozialdienst katholischer Frauen und Caritas. 78 von 100 meldeten sich vor ihrer Niederkunft, 14 nach der Geburt eines neuen Erdenbürgers.
1071 Frauen hatten keinen Berufsabschluss. 43 Prozent nannten einen deutschen Pass ihr Eigen. Knapp jede dritte Klientin kam aus dem nicht-europäischen Ausland.
Warum kommt eine werdende Mutter aus Libyen oder Rumänien in eine katholische Beratungsstelle nach Delmenhorst oder Vechta? Weil sie Geldsorgen hat, nennt Referentin Rita Schute vom Landes-Caritasverband als häufigsten Grund. Gefolgt davon, dass sie das deutsche Rechtssystem nur in Ansätzen verstehen. Geschweige denn wissen, welche Anträge wo und wie gestellt werden können. "Wie auch, wenn eine syrische Frau erst seit wenigen Monaten in Südoldenburg lebt", schildert Schute.
Verstärkt hätte sich im vergangenen Jahr die Mischung aus Sorgen um die Krisen in der Welt und die Angst um die Zukunft mit dem eigenen Kind, weiß Schute.
Verstärkt hinzugekommen seien die Fragen: "Finde ich eine größere Wohnung, wenn mein Kind da ist?" oder "Bekomme ich eine Hebamme und eine Geburtsklinik in der Nähe?"
Junge Menschen möglichst früh zu informieren, ist daher das Ziel von sexualpädagogischen Angeboten. 6.000 von ihnen seien damit in 2024 zwischen der Nordsee und den Dammer Bergen erreicht worden. Unter anderem durch knapp 300 Angebote an Schulen.
749.000 Euro konnten für 967 bewilligte Anträge aus der Bundesstiftung "Mutter und Kind" ins Oldenburgische weitergeleitet werden. Weitere 50.000 Euro aus kirchlichen Stiftungen in 117 Fällen.
Für viele der 103 Klientinnen aus der Wesermarsch gab es darüber hinaus noch etwas Besonderes: eine "Moin-Tasche", gefüllt unter anderem mit Strampler, Greifring, Schmusetuch und Hygieneartikel für Mutter und Kind. Finanziert von Welker-Stiftung, einem Drogeriemarkt und Spender aus der Bevölkerung.
Beratungsstellen rund um das Thema Schwangerschaft gibt es in Trägerschaft des Sozialdienstes katholischer Frauen in Cloppenburg (Außenstellen: Barßel, Friesoythe, Löningen), Oldenburg und Vechta (Außenstelle: Damme). Die Caritas unterhält Stellen in Delmenhorst, Nordenham (Außenstelle: Brake) und Wilhelmshaven (Außenstellen: Varel). Weitere Infos unter www.lcv-oldenburg.de.meldeten
Pressemitteilung
800.000 Euro für 1900 Mütter mit Neugeborenen
Erschienen am:
23.06.2025
Beschreibung