Sie bekommen ein Kind, sind aber verlassen und einsam. Junge, werdende Mütter in Sankt Petersburg stehen oft vor dem Scherbenhaufen ihres Lebens, weil ihre Partner davongelaufen sind und sie wichtige Entscheidungen alleine treffen müssen. Für viele scheint es nur einen Ausweg zu geben: die Abtreibung, um nicht in die Armutsfalle zu tappen und am Rande der Gesellschaft zu stehen. Ein Kind zu bekommen, ist auch in Russland ein Armutsrisiko. Besonders dann, wenn man ganz auf sich gestellt ist.
Deshalb ist auf Initiative des Domkapitulars sowie der Caritas in Sankt Petersburg und im Bistum Görlitz die "Stiftung Leben retten" entstanden, dessen Stiftungsrats-Vorsitzender seit Ende 2007 Pollack ist. Ziel sei es, das Petersburger Caritas-Projekt "Mutter und Kind" (ehemals "Schutz des Lebens") finanziell zu unterstützen. In diesem im Jahre 2003 gegründeten Projekt werden junge, werdende Mütter, die verzweifelt sind, intensiv beraten. Sie erhalten materielle Hilfe wie Windeln, Kindernahrung oder Hilfe bei der Erstausstattung. Daneben lernen die Frauen in Kursen und Selbsthilfegruppen, wie sie ihr Neugeborenes versorgen und die schwierige Zeit nach der Geburt auch allein meistern können.
Das Projekt "Mutter und Kind" hat seit dem Sommer 2010 sein Konzept ein wenig verändert und ausgebaut. Es gibt nun ein Informations- und Beratungszentrum, in welchem sowohl schwangere Frauen in Konflikt- oder Notsituationen als auch Mitarbeiter und Organisationen, welche mit Frauen in Not arbeiten, qualifizierte Beratung und Information bekommen können. Darüber hinaus werden weiterhin rund 50 Frauen während der Schwangerschaft und bis zu zwei Jahre nach der Geburt des Kindes materiell, psychologisch und sozial unterstützt.
Zurzeit sind 45 Frauen im Programm, unter ihnen zirka 15 Schwangere. Im Jahr 2009 wurden 30 Kinder zur Welt gebracht, im Jahr 2008 waren es 26 Kinder. Unter den neuen Klientinnen sind zunehmend Frauen, die mit Aids (HIV) infiziert sind, was ein großes und wachsendes Problem in Russland widerspiegelt. In dieser Hinsicht gibt es eine neue und gute Zusammenarbeit mit der Organisation "Innovationen", welche gezielt mit HIV infizierten Frauen und Kindern arbeitet.
Ein weiteres Problem im heutigen Russland sind die steigenden Lebenshaltungskosten, auf die sich die Bürger des Landes einstellen müssen. Darüber hinaus bringt die neue Familienpolitik des Landes, welche die Geburt von Kindern mit großzügigem "Willkommensgeld" belohnt, neue Probleme: Viele sozial schwache Familien wollen durch die Geburt eines Kindes die Familienkasse aufbessern, machen sich aber nicht die mit der Geburt zusammenhängende Verantwortung bewusst.
Mit der Umstrukturierung des Projekts der Caritas haben weitere Mitarbeiterinnen die Arbeit begonnen, darunter eine Sozialarbeiterin, die alle relevanten Daten über Unterstützungsmöglichkeiten sammelt und die vorhandenen Organisationen und Behörden vernetzt, sowie eine weitere Psychologin für die individuelle Arbeit mit den jungen Frauen.
Die Arbeit in diesem Projekt ist weitgehend auf Spenden angewiesen. Im Bistum Görlitz unterstützt die Stiftung "Leben retten" seit 2006 diese Arbeit aktiv mit. Die Betreuung in Sankt Petersburg weist zwar verhältnismäßig kleine Zahlen auf. Aber jedes Ja zum Kind ist unsere Spende wert, kleine wie große, um die wir wieder werben.
Vielen Dank!