Kinder- und Jugendzentrum St. Josef in Schrobenhausen lud ein Jahr nach Flutkatastrophe zum Spendertag ein - Caritasdirektor Müller will Geld aus Sonderfonds Infrastruktur für soziale Einrichtungen
Schrobenhausen / Augsburg, 03.06.2025 (pca). Ein Jahr ist seit der Flutkatastrophe in Schrobenhausen vergangen. Doch die Folgeschäden sind immer noch zu sehen und zu spüren. Eine seltene Gelegenheit nachzufragen und zu erfahren, was alles in dem vergangenen Jahr angepackt wurde, bot nun das Kinder- und Jugendzentrum St. Josef in Schrobenhausen. Jochen Semele, Leitung der Einrichtung, führte am Sonntag beim "Spendertag" als Tag der offenen Tür am vergangenen Sonntag Gäste durch das Haus. In jedem Raum und bei jedem Satz spürte man seine tiefe Dankbarkeit für alle Helfer und Spender. "Die Region hat uns gerettet", sagte er mit Nachdruck. Und gleichzeitig verschweigt er seine Sorge nicht: "Noch einmal solch eine Katastrophe, und wir wären am Ende."
Diözesan-Caritasdirektor Diakon Müller hat sich nun an die Abgeordneten des Deutschen Bundestages und des Bayerischen Landtages im Bistum Augsburg gewandt. Er fordert, dass der geplante Sonderfonds Infrastruktur auch die Bedarfe sozialer Einrichtungen in den Blick nehmen muss. "Das Kin-der- und Jugendzentrum St. Josef in Schrobenhausen und sein Schicksal in der Hochwasserkatastrophe ist ein klassisches Beispiel dafür, dass dieser Sonderfonds mit dazu beitragen muss, soziale Einrichtungen für die Herausforderungen des Klimawandels zukunftsfest zu machen."
Die Schäden der vergangenen Flutkatastrophe veranschlagt Semele auf rund 750.000 Euro. Dafür kann
Jochen Semele, Leiter des Kinder- und Jugendzentrums St. Josef, erläuterte die anstehenden Aus- und Umbaumaßnahmen im Heizungsraum der Einrichtung.Bernhard Gattner
er auf einen "guten Spendensockel" aus der Region zurückgreifen. 50.000 Euro hat die RTL-Stiftung beigesteuert. Rücklagen müssen zusätzlich herangezogen werden.
Das Kinder- und Jugendzentrum St. Josef war in den 1960er in ein Überschwemmungsgebiet der Paar hineingebaut worden. Private Bauten folgten. Die Gefahr eines Hochwassers sah man damals wegen der Stabilität des Klimas nicht. Aber kein Versicherungsunternehmen bietet für die Gebäude dort eine Versicherung gegen Elementarschäden an. Semele weiß aus Erfahrung, dass das Wasser früher schon hin und wieder hochstand. "Das hatten wir im Griff." Doch 2025 entfaltete die Flut eine Kraft wie nie zuvor. Das gesamte Gelände, der Innenhof, die Wiesen standen tief im Wasser. Es drückte im Keller hoch und strömte über die Türen hinein.
Bilder im Eingangsflur zeigen, wie stark das Wasser eingedrungen ist und wo das Geld für Sanierungen und Reparaturen eingesetzt werden musste und muss. 200 Quadratmeter Bodenversiegelung wurden herausgerissen. Dann galt es zu "trocknen, trocknen und trocknen, und wenn wir meinten, es müsste jetzt ausreichen, mussten wir die Trocknergeräte erneut anschalten."
Das Fundament wurde gründlichst überprüft. Alle denkbaren Schwachstellen und alle Schächte wurden abgedichtet. Für alle Außentüren beschaffte das Zentrum Dammbalkensysteme. Zudem wurden zwei kleinere Notstromaggregate gekauft, um bei Hochwasser arbeitsfähig bleiben zu können. Um für ein erneutes Hochwasser gerüstet zu sein, hat die Stadt Schrobenhausen eine Fernwärmeleitung in das Haus gelegt. Die noch bestehende Heizung, die trotz der Überschwemmung im Heizungskeller funktionstüchtig blieb, wird nun Zug um Zug ausgebaut und die neue Fernwärmeheizung eingebaut. Alle Bestandteile der neuen Heizung werden hochwassersicher um über einen Meter höher eingebaut. Sollte dennoch Wasser eindringen, werden neu angeschaffte flache Tauchpumpen zum Einsatz kommen können.
Semele liegt beim Tag der offenen Tür eine Botschaft besonders am Herzen. "Alle Spender können hier sehen, wie wir hier ihre Spenden für eine zukunftsfähige Sanierung verwenden."
Landrat Peter von der Grün und Schrobenhausens Bürgermeister Harald Reisner zeigten sich tief verbunden mit dem Kinder- und Jugendzentrum St. Josef. Sie nahmen sich am Spendertag viel Zeit für eine Führung durch das Haus. "Wir dürfen froh sein, wie gut die Kinder hier aufgehoben sind und betreut werden", sagte Bürgermeister Reisner. Beiden ist bewusst, "dass wir 5-G-Wetterlagen wie vor einem Jahr nicht verhindern können". Sie setzen sich für einen Hochwasserschutz ein. Doch wissen beide gleichzeitig, dass die bürokratischen Mühlen sehr lange mahlen können. Landrat von der Grün kann den Planfeststellungsverfahren in nächster Zukunft unterschreiben. Planungsbeginn war 2007.
Franz Vietzke, Nachbar des Kinder- und Jugendzentrums St. Josef, ist alles andere als optimistisch. "Es wird noch viel schlimmer kommen", meint er. Was ihn "maßlos ärgert", ist das "Verantwortungsgeschiebe" von der einen zur nächsten Seite und wieder weiter an die nächste. "Ein Rückzug auf Formularblätter hilft uns nicht."
Info: Die Caritas in der Diözese Augsburg
Der Caritasverband für die Diözese Augsburg e. V., 1921 gegründet, ist der Spitzenverband der gro-ßen Caritas-Familie mit insgesamt 1.161 Einrichtungen und fast 30.000 Beschäftigten. Diese betreu-ten, pflegen, beraten und begleiten im Jahr fast 300.000 Menschen mit den unterschiedlichsten Her-ausforderungen, Beeinträchtigungen, Belastungen und Erkrankungen von Geburt an bis zum Lebens-ende. Rund 7.750 Ehrenamtliche helfen dabei mit. Der Diözesan-Caritasverband versteht sich als An-walt der Menschen und seiner Mitgliedseinrichtungen und -dienste gegenüber Politik, Gesellschaft und Kirche. Er setzt sich auf der Grundlage des Evangeliums als katholischer Wohlfahrtsverband für die Würde des Menschen von Anfang bis Ende ein und trägt so zu einer solidarischen und sozial gerech-ten Gesellschaft bei.