Soziale Medien bringen Jugendlichen zumeist Spaß. Aber welche Risiken birgt ihr unreflektierter Konsum? Davon handelte ein Medienworkshop der Caritas an der Mittelschule Schierling. Symbolbild: istock/pixdeluxe
Schierling. Regensburg verbietet Ausländern die Dult. Neue Zeckenart überträgt Aids. Terroristen in der Nähe der Schule gesichtet. So hießen Fake-Nachrichten bei einem Medienprojekt der Caritas an der Mittelschule Schierling. Die Fotos dazu zeigten eine menschenleere Dult, eine Zecke, das Schulgebäude. Erfunden haben die Fakes Siebt- und Achtklässler. Und sie stehen für das, was Fake News ausmacht: Das Spiel mit Emotionen wie Angst oder Empörung, auch das Schwächen einer Person oder Gruppe.
Fakes machen, Fakes verstehen
"Wer Fake News verstehen will, muss einmal selber welche erfinden," sagt Susanne Schophoff, Journalistin im Team der Verbandskommunikation der Caritas Regensburg. Sie veranstaltete mit rund 35 Jugendlichen im Alter von 12 bis 15 Jahren den Caritas Medienworkshop "Smarter als mein Phone - stark im Umgang mit sozialen Medien". Eins der Module lautete "Make the Fake".
Die Schülerinnen und Schüler erfassten intuitiv sofort, wie sie möglichst viele Likes für ihre erfundenen Nachrichten bekommen. Ihre Aufgabe war, vorgegebene Fotos so aufmerksamkeitsstark wie möglich zu betiteln. Schophoff sagt: "Es ist wie bei Fake News, die tatsächlich kursieren: Was skandalisiert und emotionalisiert, das funktioniert." Fake News verstehen und erkennen - das war eines der Ziele des neuen Medienprojekts der Caritas.
"Wenn man chillt, schaut man halt Handy"
"Viele unserer Schülerinnen und Schüler haben im Netz nahezu alles gesehen, was es zu sehen gibt", sagt Markus Winkler, Rektor der Placidus-Heinrich-Schulen Schierling. "Die Neugier treibt sie an. Doch sie müssen lernen, sich vor schädlichen oder falschen Inhalten zu schützen." Bereits in der Grundschule erhielten die meisten Kinder ihr erstes Smartphone - und seien damit von da an meist alleine.
Was beim Chillen genau passiert, weiß keiner
Drei bis fünf Stunden sind Jugendliche täglich online, besagt eine aktuelle Studie zur Mediennutzung von Jugendlichen (JIM 2024). Eine Umfrage in den beiden teilnehmenden Klassen ergab bis zu 15 Stunden tägliche Social-Media-Zeit. "Wenn man chillt, schaut man halt Handy", sagt ein Schüler. Doch was beim Chillen genau passiert, weiß keiner. Schophoff: "Die Jugendlichen müssen über das, was sie im Netz erleben, mehr sprechen und es wagen, Fragen zu stellen."
Der unreflektierte und übermäßige Konsum bestimmter Inhalte, die in sozialen Medien kursieren, könne sich gesellschaftlich dramatisch auswirken. Das Max-Planck-Institut für Bildungsforschung schreibt: "Die korrelativen Belege häufen sich, dass digitale Medien politische Prozesse negativ beeinflussen können - wir sehen verschärfte Polarisierung, steigendes Misstrauen in demokratische Institutionen und Medien sowie eine verstärkte Verbreitung von Fehlinformationen."
Nicht folgen, sondern fragen: Wer erzählt mir was?
Wie lassen sich solche Negativfolgen eindämmen? Eine vermeintlich einfache Antwort aus dem Caritas Medienprojekt lautet: Mal wieder vom Bildschirm aufschauen und nicht nur folgen, sondern fragen - wer erzählt mir hier eigentlich was? Schnell sollte klar sein, dass Unglaubliches selten wahr ist. Die Dult ist auch in Zukunft offen für alle.
ZUSATZINFO
"Smarter als mein Phone" für Erwachsene
Die Caritas bietet zum selben Thema auch für Erwachsene einen eineinhalbstündigen Bildungsvortrag an, und zwar mit dem Titel: "Smarter als mein Phone - Netzdiskurse und Desinformation besser verstehen". Wer Interesse hat, wendet sich per E-Mail an: presse@caritas-regensburg.de.