Anlässlich der Vollversammlung des bayerischen Bezirketags ruft Landes-Caritasdirektor Pfarrer Dr. Andreas Magg zu verantwortungsvollen Diskussionen auf: "Die soziale Infrastruktur für Menschen mit Behinderung, die nun in den Fokus der Einsparungsbemühungen rückt, sichert den sozialen Frieden, entlastet Familien und hilft Menschen, die ohne Unterstützung in ihren elementaren Menschenrechten eingeschränkt werden. Es geht nicht um den Abbau von Privilegien, sondern darum, diese Rechte zu sichern."
Natürlich sehe man angespannte Lage der kommunalen Haushalte und die Notwendigkeit, diese zu konsolidieren. Dies erfordere aber eine aufrichtige Debatte: "Wir befinden uns in einem ethisch hoch sensiblen Bereich. Menschen mit Behinderung brauchen Unterstützung, damit sie ihre Teilhabe an der Gesellschaft wahrnehmen können, und oft auch die Pflege, die sie zur Erhaltung ihrer Gesundheit brauchen. Deswegen darf man sich nicht der Versuchung hingeben, den schwarzen Peter für die Haushaltsdefizite hin und her zu schieben. Stattdessen muss gemeinsam und auf Augenhöhe identifiziert werden, wo Möglichkeiten zur Effizienzsteigerung bestehen, ehrlich benennen, welche Leistungen nicht mehr bezahlt werden sollen und wie man in den Verfahren und der Verwaltung Spielräume nutzen kann, um die Prozesse zu verschlanken. Einsparungen nach dem Rasenmäherprinzip werden zur Schließung zahlreicher Einrichtungen und Dienste führen."
Gleichzeitig betont Dr. Magg die wirtschaftliche Dimension der Einsparmaßnahmen: "Die Eingliederungshilfeeinrichtungen der Caritas zählen vor allem auch in den ländlicheren Regionen zu den großen Arbeitgebern. Sie sind Auftraggeber für örtliche Betriebe und sichern Einkommen. Daneben betreuen sie Menschen, die ohne diese Dienste zu Hause betreut werden müssten und so die Arbeitskraft der Angehörigen dem Arbeitsmarkt entziehen. Sozialpolitik ist eben auch Wirtschaftspolitik!"
Dr. Magg verweist auf darauf, dass die Dienste und Einrichtungen schon heute auf Kante genäht sind: "Alle unsere Träger sind gemeinnützig, das bedeutet, es fließen keine Gewinne an Investoren ab. In den vergangenen Jahren sind die Mittel schon zurückgegangen und Investitionen der öffentlichen Hand zurückgegangen. Gleichzeitig verzeichnen wir seit Jahren einen deutlichen Anstieg der Anfragen nach Wohnplätzen und Betreuungseinrichtungen insbesondere für Menschen jeden Alters mit schweren Behinderungen. Jetzt an der Prävention zu sparen und offene sowie ambulante Unterstützungsleistungen zurückzubauen, wird die Situation auf Dauer verschärfen."
Die bayerischen Bezirke hatten im vergangenen Jahr ein massives Haushaltsloch öffentlich gemacht. Seitdem werden immer wieder Stimmen laut, an der Behindertenhilfe und den sozialen Leistungen zu sparen bzw. Kostensteigerungen nicht zu finanzieren. Rund 31.000 Menschen mit hohem Unterstützungsbedarf leben in Bayern in Einrichtungen für Menschen mit Behinderung, davon rund 12.000 Menschen in besonderen Wohnformen bei der Caritas in Bayern. Rund 35.000 Menschen sind in Werkstätten für Menschen mit Behinderung beschäftigt. Hinzu kommen zahlreiche weitere Unterstützungsleistungen wie Förderstätten, Beratungsstellen für Menschen mit Behinderungen und deren Angehörige, ambulante Wohnformen, Einrichtungen der Frühförderung und Leistungen für Kinder und Jugendliche.