Ein gemeinsames Erinnerungsfoto v.l.: Gisela Altmann-Pöhnl (Vorsitzende der KEB im Landkreis Regen), Reihe hinten: Hubert Ettl (Verleger und Lektor), Sabine Gerhardus (Projektleiterin „Gedächtnisbuch“), Dr. Ronny Raith (Landrat), Tamara Stampka (evangelische Pfarrerin Zwiesel), Monika Wölfl (stellvertretende Schulleiterin); vorne: Sven Ochsenbauer (Pianist), Irene Stuiber (Projekt „Gedächtnisbuch“), Elisabeth Pfeffer (2. Bürgermeisterin), Cornelia Senninger (Geschäftsführerin der KEB Regen) und Carl-Christian Snethlage (katholischer Stadtpfarrer Zwiesel).Caritas Passau
80 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs erinnert das Caritas Berufsbildungszentrum (BBZ) Zwiesel gemeinsam mit der Katholischen Erwachsenenbildung im Landkreis Regen (KEB) an die Opfer des Nationalsozialismus. Die Ausstellung "Namen statt Nummern", die im Mai feierlich eröffnet wurde, würdigt individuelle Schicksale von Häftlingen des Konzentrationslagers Dachau.
In ihrer Begrüßung betonte die stellvertretende Schulleiterin Monika Wölfl die Bedeutung der Erinnerungskultur für das BBZ: "Unsere Schule hat bereits im Herbst einen Besuch in der KZ-Gedenkstätte Dachau gemacht. Die persönlichen Berichte und bewegenden Eindrücke der Auszubildenden zeigen uns, wie wichtig eine Kultur des Erinnerns für die nachfolgenden Generationen ist. Wir tun hier sehr viel im Bereich der Demokratiebildung, daher haben unsere Auszubildenden auch die Ausstellung ‚Bist du Fan vom Grundgesetz?‘ erstellt!"
Diese Schülerausstellung ist nun neben der Hauptausstellung zu sehen und präsentiert kreative Arbeiten rund um das Grundgesetz, entstanden im Rahmen der Verfassungsviertelstunde unter der Leitung von Lehrkraft Mathias Straub.
Zu den Ehrengästen zählten unter anderem Sabine Gerhardus und Irene Stuiber, die Begründerinnen des Projekts "Gedächtnisbuch", Landrat Dr. Ronny Raith, die stellvertretende Bürgermeisterin Elisabeth Pfeffer, Stadtpfarrer Carl-Christian Snethlage und die evangelische Pfarrerin Tamara Stampka.
In ihrem Grußwort warnte Sabine Gerhardus vor demokratiefeindlichen Strömungen: "Negative Strömungen behaupten in der Gesellschaft, wir würden in keiner Demokratie leben. Aber wo sonst?"
"Von Seiten der katholischen Erwachsenenbildung ist es uns ein Anliegen, Bildungsangebote auch zu gesellschaftlich relevanten Themen und Ereignissen wie aktuell zum Gedenken an 80 Jahre Kriegsende anzubieten.”, so die Vorsitzende der KEB Regen Gisela Altmann-Pöhnl.
Landrat Dr. Ronny Raith rief dazu auf, Haltung zu zeigen: "Gerade in Zeiten, in denen demokratische Werte infrage gestellt werden, ist es unsere Pflicht, für Freiheit, Toleranz und Menschenwürde einzustehen."
Im Anschluss stellte Altmann-Pöhnl den Verleger Hubert Ettl vor. Ettl las aus dem Buch "Als Gott und die Welt schliefen" von Otto Schwerdt, einem Überlebenden des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau. Schwerdt hatte seine Erinnerungen 1998 gemeinsam mit seiner Tochter veröffentlicht und war bis zu seinem Tod 2007 unermüdlich auf Lesereise, um für Toleranz und Demokratie zu werben. Ettl, der Schwerdt zehn Jahre lang begleitete, gab den Zuhörern nicht nur Einblicke in das Buch, sondern auch in das Leben und Wirken des Autors.
Mit ruhiger Stimme und großer Ernsthaftigkeit las Ettl ausgewählte Passagen aus Schwerdts autobiografischem Werk "Als Gott und die Welt schliefen", in dem dieser eindrucksvoll seine Deportation, das Grauen von Auschwitz-Birkenau und sein Überleben schildert. Die Zuhörer verfolgten die Lesung in nahezu andächtiger Stille - viele sichtlich bewegt von den drastischen Schilderungen und der authentischen Sprache, mit der Schwerdt seine Erinnerungen festhielt. Doch Ettl beschränkte sich nicht nur auf das Vorlesen. Immer wieder unterbrach er die Textstellen, um den Menschen Otto Schwerdt lebendig werden zu lassen - als Kämpfer für Demokratie, als Mahner gegen das Vergessen, als einer, der nie müde wurde, seine Geschichte zu erzählen, um andere zu ermutigen, Haltung zu zeigen.
Ettl zeichnete das Bild eines Mannes, dem es nie um Mitleid, sondern immer um Wachsamkeit und Engagement ging. Die Kombination aus bewegender Literatur, biografischen Einblicken und Ettls eigener Reflexion machte die Lesung zu einem emotionalen Höhepunkt der Ausstellungseröffnung und einem nachhaltigen Plädoyer für eine wachsame, demokratische Gesellschaft.
Der Abend wurde musikalisch von Sven Ochsenbauer am Piano begleitet, der mit getragenen Musikstücken den ernsten Charakter der Veranstaltung unterstrich. Im Anschluss begaben sich die Gäste auf einen Rundgang durch die Ausstellung, die von allen als sehr gelungen beschrieben wurde.
"Die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit und zugleich die Mahnung für heute scheint wichtiger denn je zu sein.”, resümierte Altmann-Pöhnl, ehe sie sich abschließend bei allen Mitwirkenden und Gästen herzlich bedankte.