EHRENAMT IST MEHR ALS EIN HOBBY
"die fähigkeit der kirche, Ehrenamtliche zu gewinnen, ist ein Hinweis darauf, wo sie selbst auf den sozialen Feldern einer Gesellschaft steht, und ob sie absteigt oder aufsteigt." Theologisch ging es beim Salzburger Dogmatikprofessor Dr. Hans-Joachim Sander zu, als er vor kurzem bei einer Fachtagung in Mainz über das Ehrenamt reflektierte. Unter dem Titel "Kirchliche Ehrenämter - Ehre den Ämtern Christi: Ein willkommenes religiöses Kapital und ein ungeliebter Wechsel des kirchlichen Habitus" setzte Sander vor etwa 70 Haupt- und Ehrenamtlichen aus dem Bistum Mainz das kirchliche Ehrenamt mit den Ämtern Christi (Priester - Prophet - König) in Bezug. "Die Ämter Christi werden von Christus zur Aufgabe gemacht und ergeben sich aus den Notwendigkeiten des Lebens hier und jetzt. Sie dienen der Kirche als Volk Gottes, das auf alle Menschen ausgerichtet ist; sie dienen nicht zwangsläufig der kirchlichen Hierarchie, und sie sind durch Taufe und Firmung eigenständige Gestaltungen von Kirche in den Lebenswelten von heute", betonte Sander.
Der Düsseldorfer Sozialwissenschaftler Dr. Reinhard Liebig verwies in seinem Impulsreferat "Wandlungsprozesse ehrenamtlicher Arbeit. Anmerkungen aus sozial wissenschaftlicher Perspektive und Folgerungen" auf die lange Tradition ehrenamtlicher Betätigung in der Kirche. "Soll diese Tradition fortgeführt werden, dann sind heute neue Wege der Rekrutierung, der Beteiligung und der Einbindung in hauptsächlich beruflich getragene Strukturen zu entwickeln", sagte er. Das langfristige ehrenamtliche Engagement wandle sich durch eine Anpassung an die Lebensbedingungen derer, die sich engagieren. So gebe es eine Tendenz hin zum zeitlich begrenzten, projektbezogenen Ehrenamt. In seiner Begrüßung dankte der Mainzer Generalvikar Prälat Dietmar Giebelmann, den Ehrenamtlichen, die "trotz mancher Schwierigkeiten und trotz manchen Gegenwindes" ihren Einsatz leisteten. Ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seien "die Mitarbeiter Gottes in diese Welt hinein, zu den Menschen dieser Welt", sagte der Generalvikar. Und weiter: "Das Ehrenamt ist kein Hobby wie eine Briefmarkensammlung, die am Ende keiner will. Das Ehrenamt ist Lebensvollzug der Kirche bei den Menschen, die guten Willens sind, gerade dort, wo sich kein Hauptamtlicher hintraut."
Zum Tagungsprogramm, das von Lioba Breu-Wedel und Hans-Jürgen Dörr moderiert wurde, zählten neben den Referaten und Diskussionen zur Situation von Haupt- und Ehrenamtlichen im Bistum Mainz auch Workshops zu Fragestellungen wie "Sind Ehrenamtliche Mitverantwortliche oder Mitarbeiter?", "Wo ist Kirche - und wer ist Kirche?", "Wer legt Qualitätsstandards fest? Wo liegen die Kompetenzen der Hauptamtlichen und die der Ehrenamtlichen?". Den Abschluss bildete ein Gottesdienst mit Diözesancaritasdirektor Domkapitular Prälat Hans-Jürgen Eberhardt in der Ostkrypta des Mainzer Domes.
Der "Ehrenamtstag" unter dem Leitwort "Auf Augenhöhe - Für einen Mentalitätswechsel zugunsten des Ehrenamtes" wurde als Kooperationsprojekt vom Caritasverband für die Diözese Mainz und dem Bistum veranstaltet - beteiligt waren auch die Akademie des Bistums Mainz, Erbacher Hof, die Diözesanstelle für Pfarrgemeinde-, Seelsorge- und Dekanatsräte, die Abteilung für Gemeindeseelsorge und seelsorgerliche Dienste im Bischöflichen Ordinariat, das Katholische Bildungswerk der Stadt Mainz und das Dekanat Mainz-Stadt.