25 Jahre bei der Caritas für die Landkreise Uelzen und Lüchow-Dannenberg, seit 2010 als Geschäftsführer, ab Mai 2022 als Vorstand. Welche Zwischenbilanz ziehen Sie?
Vor geraumer Zeit hatte ich mal überschlagen, dass ich etwa 5.000 Menschen beraten hatte. Danach hat dann die Freude am Weiterzählen nachgelassen. Jeder "Fall" (Fall sage ich nicht gerne, denn es geht immer um einzelne Personen, Paare und Familien in allen denkbaren Konstellationen) ist anders und herausfordernd. Überhaupt mag ich die Arbeit mit Menschen von jung bis alt: Kleine und große Probleme, Krisen und Schicksalsschläge von Geburt, Krankheit, Elend bis hin zum Tod. Die Wechselfälle des Lebens eben.
Wo liegen die Arbeitsschwerpunkt in Ihrem Caritasverband?
Soziale Schuldnerberatung und die vorbeugende Arbeit im Rahmen der Schuldenprävention, die Flüchtlingshilfe bzw. Migrationsberatung sind der Kern. Und das Ehrenamt in der neuen Freiwilligenagentur für den Landkreis Uelzen prägt unsere Arbeit.
Wir haben Offene Sprechstunden, denn wir brauchen die Zwischenzeit, um die Probleme abarbeiten zu können, Förderanträge zu stellen, verpflichtende Statistiken zu führen, Abrechnungen mit Kostenträgern zu machen, usw. Die Bürokratie lässt grüßen…
Gibt es in den ländlichen Regionen im Nordosten besondere Probleme von Menschen in Not?
Wir haben hier große Armut, überdurchschnittlich hohe Schuldnerquoten, ländliche Unterversorgung, Überalterung, Abwanderungstendenzen Jüngerer und Vereinsamung. Die langen Wege in den beiden Flächenlandkreisen Uelzen und Lüchow-Dannenberg verursachen hohe Kosten für die Mobilität und belasten zusätzlich zu den hohen Energiekosten und zur Inflation.
Was waren die Herausforderungen der letzten 25 Jahre?
Die Harz-IV-Reformen als Agenda 2010 lösten einen umfangreichen Beratungs- und Betreuungsbedarf aus. Ebenso die Ankunft der Flüchtlinge 2015/16, der Ukrainekrieg und die Energiekrise. Und Corona: ich bin stolz auf mein Team, das durchgehend beraten hat - und niemand hat sich bei der Arbeit angesteckt und ist krank geworden.
Was war die schönste Erfahrung?
Wenn es wirklich richtig schwierig wurde, haben immer alle zusammengehalten: die Dienstgemeinschaft der Mitarbeiter:innen, die Mitarbeitervertretung, Geschäftsführung, Vorstand und Caritasrat. Das ist die prägendste Erfahrung: Du stehst niemals allein! So möchte ich allen danken, die mir beigestanden haben, und es möglich gemacht haben, auch in schwierigen Zeiten den Kurs zu halten.
Was wünschen Sie sich für die Zeit, die noch kommt?
Wie schnell doch die Zeit vergeht, sehe ich am besten an meinem jüngsten Sohn, der geboren wurde, als ich der Caritas in Uelzen begann. Nun ist er einen Kopf größer als ich und steht bei digitalen Fragen hilfreich zur Seite. Ich wünsche mir für die kommenden Jahre weiterhin Gesundheit und die Kraft, um noch etwas für die Schwachen und Hilfsbedürftigen bewegen und gestalten zu können. Auch in der Hoffnung, dass der liebe Gott mir noch die Zeit dazu gibt.