Im Wohnzimmer unter freiem Himmel: Caritas-Vorsitzender Pfarrer Andreas Fuchs und Mitarbeiterin Lisa Abels geben Infos zum Thema und berichten aus dem Arbeitsalltag der Wohnungslosenhilfe. Foto: V. Klum
Besonders in Ballungsräumen wird bezahlbarer Wohnraum zunehmend zur Mangelware, auch in kleineren Städten wie Limburg. "Wir brauchen sozialen Wohnraum, aber während der soziale Wohnungsbau weiter zurückgeht, sind vor allem Menschen betroffen, die ein sehr geringes Einkommen haben, Alleinerziehende und immer mehr auch junge Menschen", fasst der Caritas-Vorsitzende Pfarrer Andreas Fuchs die Situation zusammen. Anlässlich des bundesweiten Tags der Wohnungslosen am 11. September hatte die Caritas-Wohnungslosenhilfe auf dem Limburger Neumarkt dazu eingeladen, sich über dieses Thema zu informieren.
Der Tag der Wohnungslosen stand in diesem Jahr unter dem Motto "Politik in die Pflicht nehmen - Wohnungsnot beenden". Neben Zahlen, Daten und Fakten bot der Caritas-Fachdienst auch Lösungsansätze für dieses Problem. Eine der zentralen Forderungen an die Politik ist, dass zeitnah bezahlbarer Wohnraum geschaffen werden müsse. Das auf dem Neumarkt aufgebaute Wohnzimmer machte dann auch deutlich, was es heißt, wenn die vier Wände und das Dach fehlen: Kein Schutz vor Wind und Wetter, keine Sicherheit, keine Privatsphäre.
Über 600.000 Menschen in Deutschland sind derzeit ohne eigene Wohnung. Caritas-Mitarbeiterin Lisa Abels: "In Limburg leben aktuell 172 Personen, die wohnungslos gemeldet sind, die Dunkelziffer ist viel höher." Dabei seien die Klischees über Betroffene oft falsch. "Wohnungslosigkeit hat viele Gesichter", berichtet Lisa Abels aus ihrem Arbeitsalltag. "Meine älteste Klientin, die ich betreut habe, war 96 Jahre alt." Laut einer Erhebung der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe im Jahr 2023 sind rund 13 % aller Klienten erwerbstätig. Beunruhigend ist auch der anhaltend hohe Anteil von Familien in der Wohnungsnotfallhilfe, denn 11 % aller erfassten Personen lebten mit mindestens einem Kind im Haushalt. Diese Zahlen machen deutlich, dass Wohnungsnot weitreichende Folgen für Bildung und gesellschaftliche Teilhabe haben kann. Zahlen des Statistischen Bundesamtes (Destatis) zeigen außerdem, dass die Zahlen an Betroffenen weiter steigen. So waren zum Stichtag 31. Januar 2025 in Deutschland nach den Meldungen von Kommunen rund 474.700 Personen wegen Wohnungslosigkeit untergebracht - um 8 % mehr als im Vorjahr.
Lisa Abels berichtete auch, wie sich der Caritasverband mit der Wohnungslosenhilfe vor Ort engagiert: Mit der Fachberatungsstelle, einem Wohnheim, der Beratungsstelle für Wohnungsnotfälle im Landkreis und einer Kreativwerkstatt ist die Caritas eine qualifizierte Anlaufstelle für wohnungslose oder von Wohnungsverlust bedrohte Menschen. Um Betroffenen mehr Teilhabe am kulturellen und sozialen Leben zu ermöglichen, gibt es weitere Angebote und Projekte wie zum Beispiel eine Frauengruppe und die Band "Nixdruff?". Zur Freude der Zuhörer sorgten die Musiker - Klienten, Mitarbeitende und Ehrenamtliche, die regelmäßig gemeinsam musizieren - am gut besuchten Infostand für eine mitreißende Stimmung.