Caritasdirektor Winfried Hoffmann, MuKi-Gruppenleiterin Nicole Schuhmacher mit der derzeit jüngsten Bewohnerin des Hauses und Kirstin Reiniger, Leiterin der Dienststelle
Die Gründe, warum Frauen in die Einrichtung kommen, seien vielfältig, berichtet die Dienststellenleiterin Kirstin Reiniger. "Es sind nicht nur sehr junge Mütter, sondern auch über 20- und 30-jährige Frauen, die Hilfe und Begleitung benötigen." Wenn die Sorge besteht, dass eine Mutter die neue Lebenssituation allein nicht bewältigen kann, bietet das Jugendamt einen Platz in der Wohngruppe an. Es ist eine große Chance, denn ohne diese Unterstützung müssten manche Kinder nach der Geburt in Pflegefamilien untergebracht werden.
"Die Frauen tragen oftmals sehr schwere Päckchen, doch durch die fünfjährige Erfahrung begegnet das Team auch sehr komplexen Lebenssituationen mit einer hohen Professionalität, Geduld und Empathie. Dadurch ist die Einrichtung zu einem Ort geworden, an dem Mütter und Kinder Stabilität, Zuversicht und neue Lebenswege finden", so Kirstin Reiniger.
Die durchschnittliche Verweildauer der Bewohnerinnen liege bei rund neun Monaten, variiere aber von wenigen Monaten bis hin zu mehr als zwei Jahren. Sieben Babys seien in den vergangenen fünf Jahren während des Aufenthalts zur Welt gekommen. Auch Mütter, deren Kinder zuvor in Pflegefamilien lebten, konnten durch eine Rückführung in der Wohngruppe wieder eine Bindung zum Kind aufbauen und in ein gemeinsames Leben starten.
Rituale für Halt und Sicherheit
Das Leben in der Einrichtung beginne für viele Frauen in einem Zustand großer Unsicherheit. Oft fehle es an Struktur, der Alltag sei oftmals für Mutter und Kind gleichermaßen chaotisch. "Hier lernen sie, ihren Tag zu ordnen. Es gibt für vieles feste Zeiten, eine gemeinsame Mittagsruhe, Koch- und Putzdienste, Schlafrituale für die Kinder", berichtet Gruppenleiterin Nicole Schuhmacher. "Diese Rituale geben sowohl den Kindern als auch den Müttern Halt und Sicherheit."
Viele Mütter brächten grundsätzlich eine enge emotionale Bindung zu ihren Kindern mit, würden aber oftmals durch psychische Belastungen an ihre Grenzen stoßen. Deshalb arbeite die Einrichtung eng mit unterschiedlichen ärztlichen Praxen und Therapeut*innen zusammen. Auch eine Hebamme unterstützt die Frauen und steht ihnen beratend zur Seite.
Viele der Frauen machen in der Wohngruppe erstaunliche Fortschritte: Manche holen ihren Schulabschluss nach, absolvieren ein freiwilliges soziales Jahr oder finden den Weg in Ausbildung und Beruf. Nach und nach ziehen sie in eigene Wohnungen und führen ihr Leben in stabilen Strukturen weiter. Bei Bedarf findet eine weitere Begleitung durch die sozialpädagogische Familienhilfe des Caritasverbandes statt.
Begegnung auf Augenhöhe
Obwohl das Jugendamt die Maßnahmen finanziert, trägt der Caritasverband ein hohes wirtschaftliches Risiko, da eine Planbarkeit aufgrund der individuellen Verläufe schwer möglich ist. Dennoch hält der Vorstand an dem Hilfsangebot fest. "Die Arbeit im Haus zeigt: Es lohnt sich", so Caritasdirektor Winfried Hoffmann. "Die Frauen und Kinder erleben hier, was Vertrauen, Struktur und Zuwendung bewirken können. Diese Haltung, professionell, empathisch und auf Augenhöhe, ist Ausdruck gelebter Caritas-Kultur."
Durch intensive Fallbesprechungen im 12-köpfigen multidisziplinären Team, einer durchgehenden Betreuung durch Tag- und Nachtdienste und einem engen Austausch untereinander könne vieles erreicht werden. "Unser Atem ist lang", beschreibt die Gruppenleiterin die Haltung des Teams. "Wir schauen darauf, was gut läuft, und ermöglichen viele neue Chancen." Diese Geduld, verbunden mit fachlicher Kompetenz und menschlicher Wärme, präge die Atmosphäre des Hauses, so dass viele Bewohnerinnen zurückmelden, dass sie sich hier verstanden und getragen fühlen und dadurch wieder auf eigenen Beinen stehen können.
Besonders unterstützt wird die Mutter-Kind-Gruppe von der Kindertagesstätte am Thasberg in Rimbach sowie vom Förderverein Haus des Lebens. Der Verein leistet mit Geld- und Sachspenden eine wertvolle Unterstützung und ermöglicht vieles, was sonst nicht möglich wäre. "Ihnen und allen, die unsere Arbeit unterstützen und mit uns vernetzt arbeiten sind wir sehr dankbar", so Kirstin Reiniger.