Vom 12. bis 21. September 2025 findet in ganz Deutschland die Woche des bürgerschaftlichen Engagements mit tausenden Aktionen und Veranstaltungen statt.
In Wiesbaden beginnt die Aktionswoche "Wiesbaden Engagiert!" am Freitag, den 12. September 2025, mit einem Auftakt-Event in der Fußgängerzone. Dort präsentieren sich Vereine, gemeinnützige Organisationen und Unternehmen. Auch wir als Caritas Fachstelle rechtliche Betreuung und Vorsorge des Caritasverbandes Taunus werden dort vor Ort sein. Das gemeinsame Ziel ist, den sozialen Zusammenhalt zu stärken und Gutes zu tun.
Ein starker Pfeiler bei der Umsetzung dieses Ziels sind Ehrenamtliche. Die Caritas Fachstelle rechtliche Betreuung und Vorsorge unterstützt und berät ehrenamtliche rechtliche Betreuerinnen und Betreuer.
Wenn man an "Ehrenamtliche" denkt, denkt man zunächst an Menschen, die sich etwa in Sport-Vereinen oder bei Hilfsorganisationen engagieren. Wir möchten darüber hinaus ein sehr weiteres wichtiges Ehrenamt und die Menschen dahinter vorstellen: ehrenamtliche rechtliche Betreuerinnen und Betreuer. Diese übernehmen eine unentbehrliche Unterstützungsfunktion in rechtlichen und persönlichen Angelegenheiten anderer Menschen, die aufgrund von Krankheit oder Behinderung nicht in der Lage ist, für sich selbst zu handeln. Dieses Ehrenamt ist mit großer Verantwortung verbunden, es beinhaltet selbstverständlich auch die Berücksichtigung der Wünsche und des Wohls der betreuten Person. Viele übernehmen diese Aufgabe als Familienangehörige, häufig zusätzlich zur Pflege der betroffenen Person. Andere wählen bewusst diese anspruchsvolle Tätigkeit für fremde Personen im Rahmen ihres bürgerschaftlichen Engagements.
Karin Kötter findet es eine gute Idee, Menschen zu helfen, die nicht selbst für Alter oder Krankheit vorsorgen können.ak
So auch Karin Kötter. Sie ist 89 Jahre und hat vor 14 Jahren die ehrenamtliche rechtliche Betreuung für eine wegen eines frühkindlichen Hirnschadens beeinträchtigte Dame, die etwas älter ist als sie selbst, übernommen.
Als Karin Kötter 2009 ins Rhein-Main-Gebiet zog, stellte sie sich die Frage: "Was kann ich hier tun, bei dem ich etwas ordnen und bewirken kann?" Sie kam mit der Caritas Fachstelle rechtliche Betreuung und Vorsorge in Kriftel in Kontakt, wo sie sich über das Ehrenamt rechtliche Betreuerin erkundigen konnte. "Das fand ich dann eine gute Idee" erklärt sie heute noch mit Nachdruck. Es hat ihr immer schon gefallen, Leuten zu helfen, die allein waren und nicht selbst fürs Alter oder für Krankheitszeiten vorsorgen konnten. Als sie sich beim Betreuungsgericht vorstellte, wies sie selbst auf ihr eigenes Alter hin. "Da hat die Richterin zu mir gesagt: ehrenamtliche Betreuung hält jung!" strahlt Karin Kötter vierzehn Jahre später immer noch über diesen Satz, "und das stimmt wohl." Sie kann inzwischen dieses Ehrenamt nur empfehlen. Sie hat die Erfahrung gemacht: "Auf diese Weise zu helfen, gibt einem selbst das Gefühl der Dankbarkeit, schon wegen unserer sozialen Verantwortung. Außerdem ist es interessant: man lernt viele Menschen kennen und erweitert den eigenen Horizont." Dabei ist "Personensorge" für sie nicht etwa nur Kaffeetrinken und Spazierengehen, erklärt sie: "damit wäre es auch nicht getan. Man muss sehen, dass die Betreuten ordentlich, angemessen und möglichst angenehm leben können." Die von ihr rechtlich betreute Dame lebt inzwischen in einem Seniorenheim. "Da gehe ich zwar nur etwa alle zwei Monate selbst hin. Aber ich habe regelmäßig Telefon- und Emailkontakt mit dem Haus. Manchmal meckere ich auch dort ein bisschen und ich habe mich auch schon mal mit der Heimleitung angelegt - aber die kennen mich seit zehn Jahren, der Kontakt ist gut."
Karin Kötter hat auch gelernt, auf das kindliche Niveau ihrer Betreuten einzugehen. Es macht ihr Freude, zu sehen, wie diese etwa auf Pixie-Buch-Geschenke so begeistert reagiert. "Da bin ich dann abgemeldet, wenn die Bücher auf dem Tisch liegen," schmunzelt Karin Kötter, "wir haben auch ihren 90. Geburtstag deshalb schön mit Pixie-Büchern, aber auch mit Himbeeren und Schokokuchen zusammen gefeiert."
Für Karin Kötter ist es eine große Freude, wenn sie sieht, dass für die von ihr betreute Dame alles gut geregelt und in Ordnung ist.
Martin Kerl hat das Gefühl, als ehrenamtlicher rechtlicher Betreuer etwas „richtiges und wichtiges“ zu tun. ak
Im Jahr 2020 hat Martin Kerl seine erste ehrenamtliche rechtliche Betreuung angenommen, nachdem er ein Jahr zuvor am Hessischen Curriculum für ehrenamtlich Betreuende in der Caritas Fachstelle rechtliche Betreuung und Vorsorge in Kriftel teilgenommen hatte. "Ab da habe ich selbst erfahren, wie wichtig dieses Ehrenamt ist" sagt Martin Kerl, "man taucht plötzlich in das Leben eines anderen ein. Es ist manchmal sehr berührend, welche Schicksale dahinterstehen." Es motiviert ihn, dass er viel dabei lernt und auch viel zurückbekommt: "Die von mir betreute Dame ist mittelschwer dement und hat nur ein sehr kleines Einkommen, sie ist aber immer sehr herzlich und freundlich" erzählt er von schönen Momenten der Betreuung. "Diese Ehrenamt ist sehr interessant, aber auch manchmal herausfordernd," hat Martin Kerl erfahren, "man muss lernen, nein sagen zu können. Und man sollte bei der Übernahme einer Betreuung gut prüfen, ob man der Sache gewachsen ist, gerade im Hinblick auf etwa psychisch Kranke zu Betreuende."
Inzwischen hat Martin Kerl drei Klienten, die durch Demenz und multiple andere Krankheiten beeinträchtigt sind, einer wird demnächst noch dazu kommen. "Das Ehrenamt rechtliche Betreuung gibt mir das Gefühle, etwas Richtiges und Wichtiges zu tun" erklärt er gern, "und mich treibt die Hoffnung an, dass irgendwann dann, wenn ich selbst solche Hilfe brauche, mir jemand genauso hilft, wie ich jetzt meinen Klienten helfe."
"Nach meinem Berufsleben ging es mir richtig gut - da habe ich gedacht, du musst etwas tun, um dem da oben Danke zu sagen," sagt die 78 Jahre junge Rosemarie Sprater, "man darf nicht alles, was einem selbst im Leben an Gutem passiert, als selbstverständlich nehmen." Sie hat 15 Jahren lang ehrenamtliche Betreuungen für demente und "psychisch angeschlagene" Menschen geführt. Damals hat sie die Empfehlung eines Bekannten zur ehrenamtlichen Betreuung gebracht - heute empfiehlt sie dieses Ehrenamt gern an Interessierte weiter. "Man lernt eine andere Welt kennen" weiß sie, "das macht demütig, man ist weniger selbstsüchtig. Es hat mich immer ganz still gemacht und beruhigt, wenn sich die demente Dame, die ich betreut habe, gefreut hat. Es hat mich ganz besonders gefreut, wenn ich sehen konnte, dass sie sich freute, einfach nur, weil ich bei ihr war." Nach Rosemarie Spraters Ansicht kommt "Dankbarkeit dem da oben gegenüber" auch in einer ehrenamtlichen Betreuung zum Ausdruck. "Und der da oben muss ja nicht Gott sein, es kann ja auch etwas anderes da sein" erklärt sie ihre Weltanschauung.
Seit 2021 führt Thomas Pfundstein aus Wiesbaden ehrenamtlich rechtliche Betreuungen. Mittlerweile hat der inzwischen 70jährige vier zu Betreuende, drei davon altersbedingt dement und eine Dame, die als lernbehinderter Mensch schon ihr Leben lang Betreuung brauchte. "Lange Jahre habe ich in der Pflegestrukturplanung gearbeitet, ich bin also vertraut mit der Bürokratie unseres Sozialstaates", erklärt Thomas Pfundstein, "und ich war mit meinem Beruf sehr zufrieden, ich hatte ein erfülltes Berufsleben." Mit den ehrenamtlichen rechtlichen Betreuungen möchte er von dem Glück, welches er in dieser Zeit erlebt hat, der Gesellschaft etwas zurückgeben. "Aufgrund des demografischen Wandels sind heute immer mehr Menschen emotional einsam. Mir geht es darum, dass auch solche Menschen mal jemanden haben, mit dem sie reden können und der ihnen auch mal kleine Wünsche erfüllt." Ihm macht es besondere Freude, dass ihm im direkten Kontakt zu seinen Betreuten so viel Dank entgegengebracht wird. "Dieses Ehrenamt würde ich jedem empfehlen, der es sich zutraut, denn es ist eine prophylaktische Investition in die Zukunft, und es hat auch was mit Haltung zu tun," findet Thomas Pfundstein, "man lernt zwar auch Krankheit und Tod kennen, damit muss man umgehen können. Man wird eben mit der eigenen Zukunft konfrontiert."
Für Informationen zum Ehrenamt rechtliche Betreuung kontaktieren Sie gerne die Caritas Fachstelle rechtliche Betreuung und Vorsorge, Tel. 06192 30770030 Email betreuungsverein@caritas-taunus.de .