Main-Kinzig-Kreis/Bad Soden-Salmünster. Gelungene Kombination: Bei der Eröffnung der Benefiz-Ausstellung "Kunst tut Gut(es)" zugunsten der Arbeitsgemeinschaft Hospizdienst (AGH) in der Galerie im Turnerweg trafen interessante Kunstwerke, spannende Einblicke und persönliche Anekdoten in einer stimmigen Mischung aufeinander. Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen, anlässlich des 35. Jahrestages der deutschen Wiedervereinigung, die Werke ostdeutscher Künstlerinnen und Künstler.
Mit großer Freude begrüßte Meinrad Wösthoff, der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Hospizdienst, die anwesenden Gäste zur Eröffnung der Benefiz-Ausstellung. Dass Kunst gut tue, gelte hier im doppelten Sinne: "Zum einen kann Kunst uns positiv stimmen und zum Nachdenken anregen", führte er aus. Zum anderen unterstütze der Verkauf der gezeigten Exponate die Arbeitsgemeinschaft Hospizdienst bei ihrer wichtigen Aufgabe, schwerstkranke Menschen am Ende ihres Lebens zu begleiten. Entsprechend groß ist die Freude der Veranstalter darüber, dass bereits im Vorfeld erste Kunstwerke über den Online-Katalog auf der Homepage der AGH verkauft werden konnten. Er bedankte sich herzlich bei dem Galeristen-Ehepaar Gesine Simpfendörfer-Dell und Holger Dell, die erneut Kunstwerke zugunsten des ambulanten Hospizdienstes in Trägerschaft des Caritas-Verbandes für den Main-Kinzig-Kreis zur Verfügung stellen und diese Aktion damit überhaupt erst ermöglichen. Einen weiteren Dank richtete er an Stefanie Honikel, die der AGH die Räumlichkeiten für die Ausstellung in der Galerie im Turnerweg zur Verfügung stellt und bei der Vorbereitung ebenfalls tatkräftig unterstützt habe. Ein Dank, dem sich auch AGH-Leiterin Annette Böhmer-Seliger und der Vorsitzende des Caritas-Verbandes für den Main-Kinzig-Kreis, Ludwig Borowik, anschlossen.
Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen die Werke ostdeutscher Künstlerinnen und Künstler aus der Zeit kurz vor der Wiedervereinigung und kurz nach der Wende, wie Holger Dell feststellte. Eine schwierige Zeit, in der Künstler mit vielen Einschränkungen und Repressalien zu kämpfen hatten, wenn sie sich nicht den staatlichen Vorgaben unterwarfen. So unterschiedlich die gezeigten Werke auch sein mögen, eines haben sie deshalb alle gemeinsam: Hinter jedem steckt eine besondere Geschichte: "Manche sind schöne und lustige Geschichten, andere sind traurig." Schon vor der Wende knüpfte das Ehepaar Verbindungen zu ostdeutschen Kunstschaffenden. So auch mit dem Künstler und Bildhauer Harald Reiner Gratz aus Schmalkalden, der extra zur Eröffnung der Ausstellung angereist war, um gemeinsam mit den Anwesenden einen Blick auf die Zeit als Kunstschaffender in der damaligen DDR und die Frage nach einer geglückten Wiedervereinigung zu werfen. Gratz hat an der Hochschule für Kunst und Design Halle Burg Giebichenstein und an der Hochschule für Bildende Künste Dresden studiert und kam schon in jungen Jahren in den Genuss der Hochbegabtenförderung der DDR. Für ihn entstehe Kunst aus einem inneren Defekt gegenüber sich selbst und gegenüber der Welt, wie er erklärte. Schon früh nach der Wende gelang es ihm, auch im Westen Erfolg zu haben. Heute kann er auf hunderte Ausstellungen, zahlreiche Kataloge und Bücher sowie verschiedene Preise und Auszeichnungen zurückblicken. "Vieles ist Zufall", stellt er fest. "Was bleibe, sei der innere Defekt, der einen immer wieder in die Arbeit treibt." Mit Blick auf gegenwärtige Verhältnisse falle es wenige Tage nach dem 35. Jahrestag der deutschen Wiedervereinigung schwer, auf die Probleme der Künstler damals zurück zu blicken. Vieles von dem, was damals in der DDR von statten gegangen sei, habe er als junger Mensch nicht bewusst mitbekommen. Dies sei erst später geschehen, etwa als seine Frau die Stasi-Akte über ihn gelesen habe und ihm sagte, es sei besser, er wisse gar nicht, was da alles drinnen stehe. Die Zeit um die Wende und danach habe er als sehr frei und verheißungsvoll erlebt. Eine Zeit, in der alles möglich gewesen sei. "Ich habe das Gefühl, dieses Land von damals gibt es heute nicht mehr", meinte er nachdenklich und blickt auf gesellschaftliche Spaltungen und die fehlende Verständigung miteinander. Ein Problem, dass die Politik seiner Einschätzung nach nicht lösen können werde: "Das müssen wir selber machen. Wir alle", fasst er zusammen.
Die Ausstellung ist bis 27. November (Mo.: 10 -16 Uhr, Di. u. Do.: 10 - 19 Uhr, Mi.: 12 -17 Uhr, Fr.: 10 - 15 Uhr) in der Galerie im Turnerweg zu sehen. Anschließend ist ein Wechsel der Ausstellung geplant, mehr Infos hierzu folgen demnächst. Alle Infos zu "Kunst tut Gut(es)" sowie die Werke der Ausstellung finden Sie auch online auf der Homepage der AGH unter www.hospizdienst-hanau.de