Kiel. 12.12.2023. Die Wohlfahrtsverbände in Schleswig-Holstein haben heute vor deutlichen Einbußen bei der Qualität und der Leistungsfähigkeit im Kita-Angebot in den kommenden Monaten gewarnt. Zugleich forderte die Landesarbeitsgemeinschaft die Politik auf, alle relevanten Akteure unverzüglich zu einem Gespräch an einen Tisch zu holen.
"Das schleswig-holsteinische Kita-System ist völlig unterfinanziert. Die Landesregierung stellt nicht annähernd genügend Mittel zur Verfügung, um gesetzlich festgelegte Rechtsansprüche und Qualitätsstandards flächendeckend zu erfüllen. Hinzu kommt die Tatsache, dass laut Bertelsmann-Studie fast 15.600 Kita-Plätze im Land fehlen", erklärte die Vorsitzende der LAG der Wohlfahrtsverbände, Anette Langner, heute in der Landespressekonferenz in Kiel. "Die Landesregierung muss uns erklären, wie wir so die gesetzlich festgelegten Ansprüche einhalten und ein verlässliches Kita-Angebot schaffen sollen", unterstrich der stellvertretende Vorsitzende der LAG, Heiko Naß. Die Kommunen hätten deutlich gemacht, dass sie die eklatante Finanzierungs-Lücke nicht schließen können: "Also werden die Konsequenzen sein: kürzere Öffnungszeiten oder sogar Schließungen von Kitas sowie Qualitätseinbußen im Bildungsangebot", warnen beide Vorstände.
Langner kündigte vor diesem Hintergrund eine breit angelegte Kampagne an, um auf die Konsequenzen der chronischen Unterfinanzierung hinzuweisen und möglichst viele Stimmen für ein funktionierendes und verlässliches Kita-System in Schleswig-Holstein zu mobilisieren.
Die von boy Strategie und Kommunikation konzipierte Kampagne sieht auch eine Mitmach-Aktion vor und wird zunächst in der Zeit vom 6.12. bis zum 15.12. insbesondere in den Sozialen Medien ausgespielt. Es beteiligen sich die verschiedenen Kanäle der LAG sowie der Mitgliedsorganisationen der Wohlfahrtsverbände. Darüber hinaus werden große Kampagnenmotive auf Elektrofahrrädern sowie digitalen Laufbändern in der Landeshauptstadt präsentiert. Seit gestern läuft der Aufruf zur Teilnahme an der "Küchenschürzenchallenge" durch die Influencerin Deichdeern sowie weiteren 100 Testimonials. Die LAG-Vorsitzende kündigte weiterhin für den 13.12. - dem Beginn der letzten Landtagssitzung dieses Jahres - eine Demonstration vor dem Landeshaus an.
"Wir sehen eine ernsthafte Gefahr, dass viele Elternteile im kommenden Jahr nicht mehr wissen, wie sie ihre Kinder betreuen können und daher ihre Arbeitszeit kürzen müssen. Zugleich verzeichnen wir eine steigende Belastung unserer Mitarbeitenden in den Kitas, die schon oft über die Belastungsgrenze hinaus arbeiten - damit ist kein verlässliches Angebot aufrecht zu erhalten", betonte Naß. "Unsere Aufgabe ist es, jetzt auf die Risiken hinzuweisen, die dies für unsere Gesellschaft mit sich bringt: Weniger Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie ein sich weiter dramatisch verschärfender Fachkräftemangel, der zu Wettbewerbsnachteilen für Schleswig-Holstein führen wird. Frühkindliche Bildung hat einen entscheidenden Einfluss auf die Entwicklung von Kindern, Schule und Gesellschaft. Ohne ein verlässliches Kita-Angebot gefährden wir die Zukunft unserer Kinder", unterstrichen Langner und Naß.
Die Mitgliedsverbände der LAG betreiben rund 1460 Kitas von insgesamt 1859 Kitas in Schleswig-Holstein.
Weitere Infos zu der Kampagne finden Sie hier: