Über Tablets und Virtual-Reality-Brillen sollen Flüchtlinge die Möglichkeit erhalten, unterschiedliche Alltagssituationen durchzuspielen. Bei der Hammer Caritas wartet man gespannt auf die ersten Prototypen des Lernprogramms. Dieser wird für Anfang 2021 erwartet.
In der Praxis heißt das, dass sich Flüchtlinge mithilfe der im Projekt entwickelten Technologie in Übungsstunden in virtuelle Räume und Situationen begeben können. Sichtbar werden diese über sogenannte VR-Brillen, die ein dreidimensionales Bilderzeugen. Begleitet werden die Teilnehmer dabei von einem Avatar, einem ebenfalls künstlich erzeugten Trainer, der sie durch den jeweiligen Dialog führt. Das können Behördengespräche, Bewerbungsverfahren oder Alltagssituationen wie zum Beispiel ein Einkauf sein.
"Das Ganze wird auch ein spielerisches Element und einen Spaßanteil haben", sagt Projektmitarbeiterin Viktoria Makejkin. "Ähnlich wie in der digitalen Spielewelt gibt es Punkte für erledigte Aufgaben. In kleinen Tests können die Teilnehmer ihre Sprachkompetenz überprüfen. Am Ende wartet ein Zertifikat als Bestätigung."
Ziel des rund 4,2 Millionen Euro schweren Projekts ist die Marktfähigkeit der Software, denn beispielsweise Behörden sollen das Lernprogramm zu Integrationszwecken erwerben. Auch über mobile Endgeräte soll es verfügbar sein. Die Projektlaufzeit endet am 31. Januar 2023.
"Wenn man sich vorstellt, dass beispielsweise Behördengänge schon für uns eine Herausforderung darstellen können, wie ist es dann für Menschen aus einem anderen Land, die die Sprache nicht sprechen?", sagt Imke Friedrich vom Caritas-Fachdienst für Integration und Migration. "Wir sind sehr glücklich, an dem Projekt teilnehmen zu können und sind überzeugt, dass es für Flüchtlinge eine große Hilfe bietet.
"Um die Bedarfe von zugewanderten Menschen zu ermitteln und diese an die Software-Entwickler zu spiegeln, hat die Caritas mit dem Hammer Verein Al-Bayan e.V. zusammengearbeitet, der von geflüchteten Menschen 2019 gegründet wurde. Dazu gab es bisher einen Workshop. Als nächster Schritt stehen Sprachaufzeichnungen mit Flüchtlingen für das Lernprogramm an.
Projekt-Koordinator ist die Universitat Pompeu Fabra in Barcelona. Beteiligt sind weitere internationale Hochschulen und Forschungszentren, unter anderem in Griechenland und England. (WA/Frank Osiewacz)