Die erste Krise ist gemeistert, für die Zukunft sieht man sich gewappnet
Von Steve Schrader
Ist die Versorgung mit Schutzausrüstung weiter so brisant wie zu Beginn der Pandemie? Wie hat sich die wirtschaftliche Lage in den Einrichtungen entwickelt? Und was erwartet die Branche für den Herbst? Der Verband katholischer Altenhilfe (VKAD) hat sich bei seinen Mitgliedeinrichtungen umgehört, CAREkonkret fasst einige Ergebnisse zusammen.
Grundsätzlich gilt: Die Versorgung mit der nötigen Schutzausrüstung hat sich deutlich entspannt. „Die Situation hat sich verbessert und die Lage am Markt hat sich entspannt. Derzeit sind alle Artikel verfügbar“, sagt etwa Silke Matthey von der Caritas Westeifel. Auch nach Ansicht von Bianca Lingnau, Referentin beim Caritasverband für die Diözese Limburg, hat sich die Lage deutlich entspannt. Die Schutzausrüstung sei „auf dem freien Markt zeitnah und zu angemessenen Preisen verfügbar“. Kritisch bewertet sie die Beschaffung von Schutzkitteln bzw. Schutzanzügen. „Diese sind aktuell noch schwierig zu beziehen.“ Dennis Küpper von der Vispero GmbH sieht insbesondere ein Problem bei der Bereitstellung von Einmal-Handschuhen. „Bei den Handschuhen ist es so wie bei den Masken zu Beginn der Pandemie“, beklagt er. Zudem hätten alle Waren neue Preisniveaus erreicht. „Ein Mund-Nasen-Schutz kostete im Dezember 2019 4 Cent, Ende März 2020 75 Cent, aktuell sind 26 Cent“, nennt Küpper ein Beispiel. Der Preis einer FFP 2 Maske stieg im selben Zeitraum von 70 Cent auf mehr als sechs Euro. Aktuell seien es 1,49 Euro. Während viele Warengruppen im März ihren Höhepunkt erreicht hatten und langsam wieder billiger werden, geht die Kurve für Einmal-Handschuhe weiter steil nach oben. Kosten 100 Stück Handschuhe (nitril) im Dezember 2019 noch 3,29 Euro waren es Ende März bereits 5,50 Euro und Ende Mai 7,50 Euro. Aktuell liegt der Preis bei 11,50 Euro.
Trotz einiger Schwierigkeiten sehen sich die Einrichtungen derzeit gut aufgestellt. Doch wie sieht es aus, wenn im Herbst die Infektionszahlen wieder deutlich steigen sollten? Gibt es dann genügend Reserven an Schutzausrüstung? „Mittlerweile ja, unsere Initiative ist gut vernetzt und hat ständig Vorräte. Die Vorsorge sollte jedoch jeder Anbieter treffen, um zumindest zwei Wochen lang von externer Versorgung unabhängig zu sein“, empfiehlt Küpper.
Drohen existenzielle Folgen?
Die Frage wird auch sein, ob die Corona-Krise lang- und mittelfristig zu einer wirtschaftlichen Krise für die Einrichtungen wird. Karolin Hartmann, Caritasverband der Diözese Rottenburg-Stuttgart, ist davon überzeugt – auch wenn es die Einrichtungen nicht flächendeckend treffen werde. „Die Pandemie trifft die kleinen und mittleren Träger und Einrichtungen hart bis hin zur existenziellen Not. Aber auch die großen Träger melden horrende Defizite, die weder durch die Schutzschirme, noch durch die Zuschüsse oder gesetzlichen Regelungen aufgefangen werden“, meint sie. Bianca Lingnau ist da optimistischer. „Wir gehen davon aus, dass weder stationäre noch ambulante Dienste in eine wirtschaftliche, nicht zeitnah kompensierbare Krise geraten werden. Wir sehen allerding eine mittel- langfristige wirtschaftliche Krise im Bereich der Tagespflegeeinrichtungen.“ Und auch Silke Matthey sieht kein existenzielles Problem. „Die eine oder andere Einrichtung gerät unter Umständen in wirtschaftliche Schwierigkeiten, eine existentielle wirtschaftliche Krise sehe ich derzeit nicht.“ Kritisch könne die Situation bei den teilstationären Einrichtungen werden, da eine Maximalbesetzung der zur Verfügung stehenden Plätz noch nicht möglich und gleichzeitig die Geltendmachung von Mindereinnahmen bis auf Ende September begrenzt sei.
Ohnehin hängt vieles davon ab, wie gut und wie lange der Rettungsschirm der Bundesregierung für die Pflegeeinrichtungen hält. So befürchtet Brigitta Hofmann keine ernsthaften finanziellen Schwierigkeiten. Aber nur, „, sofern sich die Pflegekassen an die Zusagen zur Kostenübernahme halten – auch bei der noch ausstehenden Nachprüfung“, sagt die Geschäftsführerin der CAB Caritas Augsburg Betriebsträger gGmbH