Vor diesem Hintergrund haben das Land Berlin sowie die LIGA der Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege in Berlin (LIGA Berlin) und der Dachverband Berliner Kinder- und Schülerläden (DaKS) die Rahmenvereinbarung über die Finanzierung und Leistungssicherstellung der Tageseinrichtungen (RV Tag) in den letzten Monaten neu verhandelt. Die Fortschreibung der Vereinbarung stand vor großen Herausforderungen: steigende Kosten, sinkende Kinderzahlen und begrenzte Haushaltsmittel trafen auf den Bedarf an Verlässlichkeit und Planungssicherheit. Nun liegt ein Verhandlungsergebnis vor. Die Unterzeichnung der Rahmenvereinbarung fand am heutigen Freitag im AWO-Haus am Halleschen Ufer statt.
Im Anschluss an die Unterzeichnung äußerten sich die Beteiligten wie folgt:
Falko Liecke, Staatssekretär für Jugend und Familie im der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie:
"Mit der neuen Rahmenvereinbarung stärken wir die finanzielle Grundlage der Berliner Kindertagesbetreuung und schaffen verlässliche Bedingungen für Träger und Beschäftigte. Die vierjährige Laufzeit sorgt zudem für Planungssicherheit für alle Beteiligten. Gute Kitas sind ein zentraler Baustein für Chancengerechtigkeit in Berlin. Mit der neuen RV Tag investieren wir gezielt in Qualität, Stabilität und Verlässlichkeit."
Oliver Bürgel, Federführer der LIGA der Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege in Berlin und Geschäftsführer des AWO Landesverbandes Berlin:
"Die Finanzierung der Berliner Kitas ist kindbezogen. Wir erleben derzeit einen starken Geburtenrückgang, infolgedessen werden weniger Kinder betreut und den Einrichtungen stehen weniger Mittel zur Verfügung. Die Verpflichtungen für Gebäude, Energie, Verpflegung und Ausstattung bestehen aber weiterhin. In den Verhandlungen ging es uns deshalb darum, Plätze zu erhalten und den Betrieb abzusichern, damit Kinder und Familien auch künftig verlässliche und sichere Orte frühkindlicher Bildung haben."
Roland Kern, Sprecher des Dachverbands Berliner Kinder- und Schülerläden (DaKS):
"Mit dem neuen RV Tag-Abschluss bleibt das bewährte Finanzierungssystem der kindgebundenen und frei verwendbaren Pauschale bestehen. Damit können große und kleine Träger nach ihren jeweiligen Erfordernissen wirtschaften - eine wichtige Grundlage für die vielfältige Berliner Kitalandschaft und damit für das Wunsch- und Wahlrecht der Eltern."
Andrea Asch, Vorständin des Diakonischen Werkes Berlin-Brandenburg schlesische Oberlausitz:
"Die letzten Monate waren harte Verhandlungsarbeit: Über Monate stand es auf der Kippe, ob unsere Tarife durchfinanziert werden können. Die Verhandlungen haben gezeigt, dass die Diskussion um die Refinanzierung guter Tarife noch nicht abgeschlossen ist. Wir begrüßen, dass unsere Kindergärten auf eine wirtschaftliche Absicherung durch mögliche Nachverhandlungen vertrauen können."
Prof. Dr. Ulrike Kostka, Direktorin des Caritasverbandes für das Erzbistum Berlin:
"Unsere Träger leisten seit vielen Jahren einen Eigenanteil von fünf Prozent an den laufenden Kosten den sie eigenständig erwirtschaften müssen - etwa durch Einsparungen und die Kompensation von Minderausgaben. Dass wir nun eine Absenkung des Leitungsanteil verein-baren konnten und der Eigenanteil künftig eingefroren wird, betrachten wir als wichtigen Schritt in die richtige Richtung."
Martin Hoyer, Geschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Berlin:
"Wir begrüßen, dass weiterhin Tarifsteigerungen und Preisentwicklungen bei den Sachkosten in der Kita-Finanzierung entsprechend berücksichtigt werden. Das sichert eine verlässliche Kindertagesbetreuung für Familien in Berlin und ist ein Erfolg. Wichtig ist für uns auch die Gleichbehandlung aller Mitarbeitenden der Kitas. Deshalb setzen wir uns weiterhin dafür ein, dass die Hauptstadtzulage allen Kita-Beschäftigten zugutekommt und dass dies von einer unabhängigen Stelle geklärt werden kann."
Frank Petratschek, Leitung Wohlfahrt & Soziales Landesverband Berliner Rotes Kreuz:
"Berliner Kitas stehen vor erheblichen strukturellen Herausforderungen: Fachkräftemangel, krankheitsbedingte Ausfälle und veränderte Belegungszahlen wirken sich spürbar auf den Betrieb aus. Für Familien in Berlin ist es wichtig, dass wir diesen Herausforderungen mit trag-fähigen und transparenten Lösungen begegnen. Wir begrüßen, dass die Rahmenvereinbarung die Beteiligung der Eltern deutlich unterstreicht. Das stärkt die Erziehungspartnerschaft und schafft damit einen verlässlichen Rahmen für gemeinsame Abstimmungen und eine kooperative Gestaltung des Kita-Alltags."
Eine gemeinsame Erklärung des Landes Berlin, der LIGA Berlin und des DaKS zu den Ergebnissen der Verhandlungen der RV Tag ist zudem in Kürze auf www.ligaberlin.de/stellungnahmen zu finden.
Hintergrund
Rahmenvereinbarung über die Finanzierung und Leistungssicherstellung der Tageseinrichtungen (RV Tag)
Die "Rahmenvereinbarung über die Finanzierung und Leistungssicherstellung der Tageseinrichtungen" (RV Tag) regelt die Finanzierung und den Betrieb der Berliner Kindertageseinrichtungen. Vertragspartner sind das Land Berlin, die LIGA der Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege (LIGA Berlin) in Berlin sowie der Dachverband Berliner Kinder- und Schülerläden (DaKS). Ziel der Vereinbarung ist es, allen Kindern einen verlässlichen Rechtsanspruch auf frühkindliche Bildung, Betreuung und Erziehung zu sichern.
Die RV Tag legt u. a. fest, welche Leistungen Kitas erbringen müssen, wie Personalstandards ausgestaltet sind und nach welchen Kriterien die Finanzierung erfolgt. Grundlage ist ein pauschaliertes Finanzierungssystem, das unter anderem den Betreuungsumfang, besondere Förderbedarfe sowie soziale Faktoren berücksichtigt. Damit schafft die Vereinbarung Transparenz und Planungssicherheit für Träger und Einrichtungen.
Zugleich bildet die RV Tag den Rahmen für die Weiterentwicklung der Berliner Kitaversorgung, etwa im Hinblick auf Fachkräftegewinnung und den bedarfsgerechten Ausbau von Plätzen.
LIGA der Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege
In der LIGA der Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege haben sich in Berlin der Arbeiterwohlfahrt (AWO) Landesverband Berlin (Federführung 2025/2026), die Diakonie Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, der Caritasverband für das Erzbistum Berlin, der Deutsche Paritätische Wohlfahrtsverband Landesverband Berlin, der DRK Landesverband Berliner Rotes Kreuz sowie die Jüdische Gemeinde zu Berlin zusammengeschlossen. In den sozialen Einrichtungen, Diensten und Projekten der LIGA sind in Berlin rund 107.000 hauptamtliche und etwa 53.000 ehrenamtliche Mitarbeitende tätig. Rund 150.000 Menschen sind zusätzlich persönliche Mitglieder in den Verbänden der LIGA Berlin, die wiederum ca. 1.200 Initiativen und Träger vertreten.
Kontakt
Markus Galle | Pressesprecher
LIGA der Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege in Berlin
(Federführer LIGA Berlin 2025/26: AWO Landesverband Berlin e. V.
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Mobil: +49 151 / 15 46 27 01
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