Syrien braucht für lange Zeit unsere Hilfe
Die unmittelbare Gefahr durch fallende Bomben oder Beschuss ist für viele Bewohner(innen) zwar vorerst gebannt. Die Situation in Syrien bleibt für die meisten Menschen dennoch verheerend: Ein Großteil der Häuser und Infrastruktur ist zerstört oder beschädigt, viele Menschen haben keine Nahrung, keine Arbeit, keinen Zugang zu sauberem Wasser. Nahezu jeder Syrer und jede Syrerin hat einen nahestehenden Menschen verloren.
Nothilfe für besonders schutzbedürftige Menschen
Vom Leid der Menschen und von der Notwendigkeit der Caritas-Arbeit konnten sich Caritas-Präsident Peter Neher, der Freiburger Erzbischof Stephan Burger als Vorsitzender der Caritaskommission der Deutschen Bischofskonferenz und Oliver Müller, Leiter von Caritas international, selbst ein Bild machen. Im Frühjahr 2018 besuchten sie das vom Krieg zerstörte Land. Sie stellten fest, dass die Caritas und ihre lokalen Partner in größerem Umfang denn je Nothilfe leisten: So erhalten über 80.000 Personen in den aktuell laufenden Projekten Nahrungsmittel und Hygieneartikel, mindestens weitere 10.000 Menschen werden medizinisch versorgt. Neben dem größten Partner von Caritas international, der Caritas Syrien, sind auch verschiedene Ordensgemeinschaften an der Nothilfe beteiligt, beispielsweise der Franziskanerorden oder die Schwestern vom Guten Hirten.
Viele Projekte für Kinder
Im Zentrum der Hilfe steht die Unterstützung für diejenigen, die sich am wenigsten aus eigener Kraft helfen können. Kinder haben ihre Eltern verloren, Mütter stehen plötzlich ohne ihren Mann und damit ohne Einkommen da, Menschen mit Behinderung haben es besonders schwer. Die Caritas unterstützt all diese Menschen in besonderem Maße. In Homs bekommen Kinder von den "Ephraimites Sisters", einer Caritas-Partnerorganisation, Nachhilfeunterricht, um wieder Anschluss an die Schule zu finden. In Aleppo hat die Caritas Syrien sogenannte "Child Friendly Spaces" eingerichtet. Es handelt sich dabei um geschützte Räume, in denen Kinder frei von Angst und Stress Spaß haben können und wieder lernen, anderen zu vertrauen. In Homs richten sich Projekte zweier mit der Caritas zusammenarbeitender Ordensgemeinschaften speziell an Kinder und Jugendliche mit einer geistigen Behinderung.
Eine Rückkehr ist für die meisten Geflüchteten derzeit nicht möglich
5,6 Millionen Menschen haben Syrien in den letzten Jahren verlassen, etwa 800.000 Syrerinnen und Syrer leben in Deutschland. Nach Einschätzung der Caritas ist eine Rückkehr nach Syrien für die meisten von ihnen derzeit nicht möglich: "Wer die Realität in Syrien mit eigenen Augen gesehen hat, kann die in Deutschland geführte Debatte um die Rückkehr nach Syrien nicht nachvollziehen. Diese Debatte ist menschenverachtend und wird bar jeder Kenntnis der Realität geführt", sagte Caritas-Präsident Peter Neher auf der Jahrespressekonferenz von Caritas international im Sommer 2018.
13 Millionen Menschen in Syrien brauchen humanitäre Hilfe
Nach acht Jahren Krieg liegt ein Großteil Syriens in Schutt und Asche. 13 Millionen Menschen sind auf humanitäre Unterstützung angewiesen. Regimekritischen Personen droht nach ihrer Rückkehr zudem die Verhaftung. Gerüchte über Listen mit den Namen derjenigen, die nicht nach Syrien zurückkehren sollen oder ansonsten mit ihrer Verhaftung rechnen müssen, scheinen nicht nur wahr zu sein, sondern werden von der syrischen Regierung auch bewusst zur Abschreckung gestreut. Zudem werden durch Beschlagnahmungen und Enteignungen seit Monaten gezielt regimekritische Bevölkerungsteile vertrieben und regimetreue wiederum in den ehemals umkämpften Stadtteilen angesiedelt.
Syrien wird aus eigener Kraft nicht überlebensfähig sein
Peter Neher resümierte nach seiner Syrien-Reise: "Aus eigener Kraft werden Syrien und seine Menschen vermutlich auf lange Zeit nicht überlebensfähig sein. Dafür bräuchte es eine wirtschaftliche Entwicklung, die es den Menschen ermöglicht, ihre Familien mit der eigenen Hände Arbeit zu ernähren. Sonst werden weiterhin die Leistungsfähigsten das Land verlassen. […] In Syrien bleiben werden die Alten und Kranken." Grund genug für Caritas international, den Menschen in Syrien weiterhin zu helfen.