Café Weltweit: Nichts muss, vieles darf
Das zeigt den Druck der jungen Menschen, die sie seit Oktober 2015 im Modellprojekt "jmd2start" begleitet: junge Menschen, die noch keinen auf Dauer angelegten Aufenthaltsstatus haben. Sie warten noch auf ihr Asylverfahren oder dieses ist noch nicht abgeschlossen.
"Jugendliche, meist im Alter von 19 bis 23 Jahren, kommen in meine Beratung und sind mit Aufträgen oder Verpflichtungen konfrontiert, um viele formale Anforderungen zu erfüllen. An Integration ist zunächst nicht zu denken. Diese Herausforderungen setzen sie enorm unter Druck, sie haben kaum Zeit, in einem neuen Land - einer für sie neuen Gesellschaft - anzukommen. Das vergangene Erlebte kann nicht in Ruhe verarbeitet werden. Ihre Bedürfnisse oder Interessen finden lange keinen Raum", erzählt sie.
Natürlich können die Beraterinnen und Berater den Jugendlichen diese Aufgaben nicht abnehmen. Sie können ihnen jedoch Räume der Auszeit, des Ankommens bieten. Diese Motivation war der Startschuss, vor nunmehr mehr als einem Jahr das Café Weltweit zu eröffnen.
Unweit des Doms haben Jugendliche mit und ohne Fluchtbiografie einmal die Woche einen Ort im Herzen von Aachen. Dieser Ort steht ihnen zur freien Gestaltung offen - ohne Pflichten und Druck. Ein Ort der Ruhe, der Begegnung und des Austausches bei Tee und Knabbereien. Café Weltweit ist ein Programm ohne Programm, ein Ort wo nichts muss und (fast) alles kann. Ehrenamtliche Studierende sind als Ansprechpartner, Mitspieler oder Zuhörer für die Jugendlichen vor Ort. Ein Austausch auf Augenhöhe ist möglich und wichtig.
"Wir bieten Kicker, Gesellschaftsspiele, Billard, Air-Hockey und Tischtennis für die Jugendlichen an. Auch die große Bühne für Bandauftritte und eine große Terrasse mit Blick auf den Dom erweitern den Raum für die Ideen der Jugendlichen. Mit Unterstützung und Planung der Jugendlichen wurden bereits einige Sommerfeste gefeiert, Kicker-Turniere veranstaltet, und jede Woche begrüßen wir neue Jugendliche, die den Weg ins Café gefunden haben", sagt Tanja Berghoff. Sogar Ausbildungsplätze wurden vermittelt. So wird das Café ein wichtiger Baustein zur Integration.