Wohlfahrtsmarkenverkauf als vielfacher Gewinn
"Sie ist unsere beste Verkäuferin", schwärmt Theresia Brigl, die beim Caritasverband für Wohlfahrtsmarken zuständig ist, vom Engagement der Benediktinerin M. Leodegaria Murr OSB. Die Leiterin des Kindergartens der Abtei St. Walburg in Eichstätt verkauft jährlich gut 1.500 Marken, womit sie stets einen Zuschlagserlös von nahezu 400 Euro erwirtschaftet. Nicht von ungefähr war sie Anfang dieses Jahres bei Bundespräsident Christian Wulff eingeladen, um über ihre Arbeit zu erzählen und gemeinsam mit anderen ehrenamtlichen Verkäufern des "Portos mit Herz" geehrt zu werden.
Es war nicht die Idee von Schwester Leodegaria, den Wohlfahrtsmarkenverkauf im Kindergarten einzuführen. Doch es ist ihr zu verdanken, dass dieses Engagement zu einem Erfolg in gleich mehrfacher Hinsicht geworden ist: finanziell, sozial und pädagogisch. Bereits ihre Vorgängerin Schwester Johanna Schmidt hatte Wohlfahrtsmarken an die Eltern der Kindergartenkinder verkauft. Schwester Leodegaria weitete dies in den letzten 30 Jahren aus, indem sie sich zusätzlich mit dem Anliegen an die Eltern der Kinder wandte, die den Kindergarten verlassen haben. Rund 30 Familien ruft sie in jedem November vor dem Erscheinen der Weihnachts- und kurz danach der Wohlfahrtsmarken an - und fragt, ob erneut Interesse besteht. Im Gespräch erfährt sie dann auch, was aus "ihren Zöglingen" geworden ist: was jemand studiert, wer geheiratet hat, welche Freuden und Sorgen sie haben. Wichtig ist der Schwester, mit den Familien in persönlichem Kontakt zu bleiben. "Sie einfach nur anzuschreiben und die Wohlfahrtsmarken anzupreisen, das wäre es mir nicht wert. Das Gespräch ist für mich das A und O", erklärt Schwester Leodegaria. Daher verschickt sie auch nicht die bestellten Wohlfahrtsmarken, sondern ihre Mitarbeiterinnen bringen sie in der Mittagspause oder nach der Arbeit bei den Familien vorbei: "um auch dort vielleicht noch das eine oder andere Wort zu wechseln und den Verkauf so auch zu einer Initiative des ganzen Kindergartens zu machen".
Kinder werben bei ihren Eltern
Doch nicht nur der Kontakt zu den Eltern früherer Kindergartenkinder wird durch Wohlfahrtsmarken gefördert. Auch die pädagogische Arbeit in der Einrichtung wird bereichert. Bei der Serie über Obst im vergangenen Jahr lernten die Kinder beispielsweise, wo die Zitrone wächst. Andere Motive haben die Kinder nachgemalt oder einfach amüsiert: so wie die Marken über Loriot dieses Jahr. "Und indem die Kinder darüber zu Hause berichten und ihren Eltern Handzettel mitbringen, werben sie auch für die gute Sache", schlägt die Kindergartenleiterin eine Brücke von der pädagogischen Arbeit zum finanziellen Nutzen. Dank diesem konnte sich die Einrichtung Spielgeräte anschaffen, die es sonst womöglich nicht in ihr gäbe: etwa eine Kletterwand, ein Trampolin, einen Brennofen und Kinderfahrzeuge. 70 Prozent der Einnahmen aus dem Markenverkauf bleiben im Kindergarten. Doch auch für die restlichen 30 Prozent, die an den Caritasverband gehen, lohnt sich nach Überzeugung der Schwester das Engagement. Im Vergleich zum vielfältigen Gewinn ist der Aufwand, den diese betreibt, relativ gering: "Ich rufe einmal im Jahr eine Stunde lang Familien an und verpacke die Marken in einer weiteren Stunde für die, die sie bestellt haben." So will die Kindergartenleiterin durchaus bei ihren Kolleginnen in anderen Tagesstätten werben, auch in diesem Bereich aktiv zu werden. Sie selbst möchte mit ihrem Wohlfahrtsmarkenverkauf möglicherweise ein bisschen mehr an die Öffentlichkeit gehen: "Ich kann mir einen Stand beim Eichstätter Oster- oder Adventsmarkt vorstellen", nennt Schwester Leodegaria neue Ideen. Die Einladung beim Bundespräsidenten habe sie zu weiterem Engagement motiviert. "Ich will allerdings nicht nur Geld einnehmen", betont sie die soziale und pädagogische Bedeutung ihrer Wohlfahrtsmarkenarbeit.