"Dem Ansehen geben, der keines hat"
Rund 200 Ehrenamtliche aus der gesamten Erzdiözese Freiburg waren in die Bischofsstadt gekommen, um das Miteinander zu feiern, Kultur zu genießen und neue Perspektiven kennen zu lernen.
Bot das Vormittagsprogramm mit einer Fülle von kulturellen Angeboten die Gelegenheit, die Stadt und ihre Sehenswürdigkeit aus ungewohnten Blickwinkeln zu erleben, so eröffnete der Festredner Paul Zulehner am Nachmittag mit einem spritzigen Vortrag ("Viel Ehre für’s Amt") andere, ungewöhnliche Einsichten. Für den Pastoraltheologen aus Wien muss es für die Kirche wie für den SKM darum gehen, "in der Spur Jesu 'Heil-Land' zu werden". Heute sei das Wegschauen kulturell "in". Jesus aber schaue den anderen an: "Er gibt Ansehen dem, der keines hat, er schenkt ihm ein wenig Leben", sagte Zulehner, der seine Rede im Stil einer eindringlichen Bildmeditation über die Heilung eines Aussätzigen (nach Matthäus 8,1-4) gestaltete.
Mit einem Augenzwinkern im Blick auf die hierarchischen Machtstrukturen in der Kirche würdigte er das Engagement der Ehrenamtlichen und rief den 200 Männern und Frauen des SKM zu: "Sie haben Macht, weil Sie anderen machtvoll helfen, ihnen zum Leben verhelfen. Sie haben Autorität, weil Sie Leben vermehren, denn 'Autorität' kommt vom lateinischen augere, was vermehren bedeutet." Wie die Kirche als Ganze "gehe" Ehrenamt in der Kirche und ihren vielfältigen Einrichtungen und Diensten nur in der Spur Jesu. Ehrenamtliche folgten dieser Spur, so Zulehner, und entfalteten eine Spiritualität der Fußwaschung: "Diese ist eine Spiritualität der offenen Augen und Ohren, des wachen Verstandes, des mitfühlenden Herzens und der zupackenden Hände."
Dass es mitunter allerdings nicht immer einfach ist, Frauen und Männer für einen ehrenamtlichen Dienst zu finden, illustrierte anschaulich und mit viel Humor das abschließende Kabarett-Programm. Der Freiburger Kabarettist Martin Schley hatte es eigens mit Ehrenamtlichen für die Ehrenamtlichen im SKM ausgearbeitet.
Als ein Zeichen bischöflicher Anerkennung wurde allen Ehrenamtlichen zum Jubiläum eine Dank-Karte von Erzbischof Robert Zollitsch ausgehändigt. Zollitsch wünscht darin den Ehrenamtlichen im SKM "viel Kraft und den Segen Gottes für die so notwendige Zuwendung des Herzens zu den Menschen, denen Sie begegnen und die sie begleiten".
Für den SKM-Vorsitzenden Wolfgang Clemens sind solche Zeichen der Wertschätzung Ermutigung und Motivation für die Ehrenamtlichen. Denn sie versehen ihren Dienst meist im Hintergrund. Deshalb sollte auch mit dem ganztägigen Jubiläumsfest ein lebendiges und kräftiges Dankeschön zum Ausdruck gebracht werden.
Info: Im SKM in der Erzdiözese Freiburg engagieren sich über 900 Ehrenamtliche mit rund 1900 rechtlichen Betreuungen in 25 verschiedenen örtlichen Gruppierungen. Betreut werden sie von 14 hauptberuflichen Fachkräften in den 14 örtlichen SKM-Betreuungsvereinen. Neben der rechtlichen Betreuung für Angehörige, Bekannte, Freunde oder Fremde ist ein weiterer Schwerpunkt die Straffälligenhilfe an den Justizvollzugsanstalten Bruchsal, Freiburg und Offenburg. Hier engagieren sich über 100 Ehrenamtliche für den SKM im geschlossenen Strafvollzug. Zusätzlich ist derzeit ein neues Projekt an der Justizvollzugsanstalt in Mannheim geplant.