Der Deutsche Caritasverband (DCV) begrüßt, dass nach den schwierigen Debatten um das Rentenpaket der letzten Wochen konstruktive Vorschläge für eine zukunftsgerichtete Rentenreform auf den Tisch gelegt werden. "Es ist gut, dass am Fuße der demographischen Kletterpartie, die in den nächsten 20 Jahren zu bewältigen ist, mit Ernsthaftigkeit nach einer neuen Formel für das Renteneintrittsalter gesucht wird, die sowohl die Lastenverteilung zwischen den Generationen als auch die soziale Balance in den Blick nimmt", sagte Caritas-Präsidentin Eva Welskop-Deffaa am Rande einer verbandsweiten Fokus-Veranstaltung zur politischen Agenda der Caritas im neuen Jahr. "Nur im Miteinander und Füreinander der Generationen kann es gelingen, die Zahlungsbereitschaft der aktiven Generation im System der gesetzlichen Rente zu erhalten."
Bundesarbeitsministerin Bas hat vorgeschlagen, das Renteneintrittsalter an die Beitragsjahre zu knüpfen; verschiedene Unionsabgeordnete regen an, den Renteneintritt berufsspezifisch zu differenzieren. "Sie alle wollen die Lebensarbeitszeit nur in Anerkennung typischer Erschöpfungs- und Erwerbsminderungsunterschiede verlängern", attestiert Welskop-Deffaa. "Der Vorschlag von Ministerin Bas hat den Charme, zugleich auf die Beitragslücken und Risiken sozialversicherungsfreier Selbständigkeiten aufmerksam zu machen."
Seit Jahren setzt sich der Caritasverband für die Einbeziehung Selbständiger in die gesetzliche Rentenversicherung ein. "Das Altersarmutsrisiko, das durch wiederholte Phasen kleiner Selbstständigkeit im Lebenslauf entsteht, ist weiter ungelöst und eine tickende Zeitbombe angesichts zunehmend hybrider Erwerbsbiographien," so die Caritas-Präsidentin.
Entscheidend für das Vertrauen in die gesetzliche Rentenversicherung sei, dass diejenigen, die 30 oder 40 Jahre von einem kleinen Einkommen Beträge eingezahlt haben, am Ende eine Rente über Grundsicherungsniveau erhalten. Welskop-Deffaa verwies besonders auf Familien im unteren Einkommensquintil. "Ihnen fehlt jeder Euro, der von ihrem Einkommen an die Sozialversicherung abgeführt wird, unmittelbar für die Bewältigung des Lebensalltags - für die Schuhe der Kinder oder einen neuen Kühlschrank. Damit sie nicht aus dem System ausscheren, muss am Ende eine Rente über Grundsicherungsniveau stehen."
Zur berechtigten Erwartung der jungen Generation an eine enkelfähige Politik betonte Welskop-Deffaa: "Die Rentenversicherung selbst bietet nur begrenzt Möglichkeiten, durch Einsparungen bei den Rentnerinnen die Beitragszahler zu entlasten. Eine aktive, an den Bedürfnissen der Jungen orientierten Bildungs-, Klima- und Familienpolitik muss dazu beitragen, den Eindruck einer Schieflage zugunsten der Alten abzuwenden."