Auch Angehörige sind Teil der Caritasfamilie
Die Tagung des Deutschen Caritasverbandes am 7. Februar 2012 in Kassel stand unter dem Motto „Familienfreundlichkeit zahlt sich aus“. Den Mehrwert einer familienfreundlichen Personalpolitik sowohl aus Sicht des Arbeitgebers als auch der Mitarbeiter(innen) erläuterte Irene Gerlach vom Forschungszentrum Familienbewusste Personalpolitik an der Universität Münster. Dieser bestehe in einer Imagestärkung und erleichterter Personalgewinnung, geringerer Fluktuation und niedrigerem Krankenstand, schneller Rückkehr aus der Elternzeit mit guter Reintegration sowie einer größeren Zeitsouveränität der Mitarbeiter(innen).
Vor diesem Hintergrund überrascht es nicht, dass für gut drei Viertel der Caritas-Unternehmen das Thema Vereinbarkeit von Beruf und Familie bereits eine wichtige Rolle bei der Personalentwicklung spielt. Allerdings geben nur knapp 30 Prozent der Caritas-Unternehmen an, ihre Führungskräfte würden mit dem Thema familienfreundliche Arbeitsbedingungen systematisch vertraut gemacht, beispielsweise durch Fortbildungen. Angesichts der Tatsachen, dass vier Fünftel der Beschäftigten bei der Caritas Frauen sind, circa drei Fünftel im familienbezogen kritischen Schichtbetrieb arbeiten und lediglich ein Fünftel der Topmanagement-Positionen in der Caritas mit Frauen besetzt sind, überrascht diese eher geringe Sensibilisierungsquote bei den Führungskräften.
Beatrix Vogt-Wuchter, Organisationsberaterin bei der Contec GmbH in Stuttgart, stellte den Tagungsteilnehmer(inne)n anhand der im Jahr 2010 unter Caritasträgern und -einrichtungen durchgeführten Befragung weitere Details zum Umsetzungsstand in der Caritas vor (Download: www.caritas.de, Suchwort „Zsfsg_Umfrage“). Stefan Becker, Geschäftsführer der berufundfamilie gGmbH, verglich die Ergebnisse der Caritas mit einem externen Benchmark (s. www.berufundfamilie-index.de).
Welche konkreten Wege Caritas-Unternehmen hin zu mehr Familienfreundlichkeit gehen können, wurde an fünf Beispielen guter Praxis aus der Caritas deutlich. Vertreter(innen) des Krankenhauses Maria-Hilf der Alexianer Krefeld GmbH zeigten, wie die Werbebotschaft „Wir sind familienfreundlich“ ihre (potenziellen) Mitarbeitenden erreichen kann. Dazu gehört unter anderem ein systematisch umgesetztes betriebliches Gesundheitsmanagement. Dieses bietet neben Mitarbeitergesundheitstagen und einer Vielzahl weiterer Angebote auch spezielle Maßnahmen für Mitarbeitende in besonderen Lebenslagen und ihre Angehörigen (zum Beispiel Übernahme der Pflege durch den eigenen Pflegedienst).
Stefanie Krones, Personalleiterin und Prokuristin der Caritas-Betriebsführungs- und Trägergesellschaft mbH (CBT) in Köln, verdeutlichte, wie die Arbeitszeit-und Dienstplangestaltung einen wesentlichen Beitrag zur Vereinbarkeit leisten kann. Dabei geht es darum, eine Balance zwischen den Wünschen und Bedarfen der Bewohner(innen), den familiären Belangen der Mitarbeitenden und den wirtschaftlichen und gesetzlichen Rahmenbedingungen des Unternehmens zu finden.
Elisabeth Fangmeyer, Beauftragte für Beruf und Familie beim Diözesan-Caritasverband Hildesheim, brachte den Netzwerkaspekt ein: Der Verband steigt in (über-)regionale Netzwerke ein, um so die eigene Kompetenz für Familienfreundlichkeit einzubringen.
Winfried Wülferath, Geschäftsführer des Caritasverbandes Westeifel, bietet Unternehmen in der Region den sogenannten Familienservice als Dienstleistung an und ergänzt damit deren betriebsinterne Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Diese Maßnahmen können auch eigene Mitarbeiter(innen) bei Bedarf in Anspruch nehmen.
Mit einer Podiumsdiskussion zur Vereinbarkeit von Beruf und Pflege wurde ein eher vernachlässigter Aspekt des Vereinbarkeitsthemas beleuchtet. Fortschritte lassen sich in den Unternehmen nur erzielen, wenn transparent mit dem Thema umgegangen wird, so das Ergebnis. Mitarbeitende, die Angehörige pflegen, sollten ihren Bedarf offen bei ihren Vorgesetzten und Kolleg(inn)en ansprechen und betriebliche Unterstützung erfahren können – so die Forderung von Brigitte Rudiger von der Interessenselbstvertretung pflegender Angehöriger. Dienstgeber sollten ihren Beschäftigten aktiv Informations- und Qualifizierungsangebote machen (entweder eigene oder bei Dienstleistern), um sie auf Pflegeaufgaben vorzubereiten.
Im CariNet ist die Dokumentation der Tagung unter Caritas Deutschland/Familienbewusste Arbeitsstrukturen abrufbar.